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Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Titel: Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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wandte seine Aufmerksamkeit wieder Lin Shoo zu.
    »Das ist doch verrückt! Sie wissen ganz genau, wie dumm das ist! Wovon, zum Teufel, reden Sie eigentlich? Viertausend — Mongolei?« Der Aktenkoffer fiel von seinen Knien. Er hörte wieder das metallische Klicken. »Ich meine,
wollen wir doch vernünftig sein ...« « Devereaux’ Wortschwall versiegte. Er hob den Lederkoffer auf.
    »Das sind die legitimen Strafen für solche Verbrechen«, sagte Lin Shoo. »Keine ausländische Regierung hat das Recht, die innere Disziplin ihrer Gastnation zu beeinflussen. Das ist unvorstellbar. Aber in diesem speziellen Fall wäre das vielleicht nicht völlig unvernünftig.«
    Sam wartete eine Weile, ehe er weitersprach. Er beobachtete, wie sich Lin Shoos finstere Miene langsam, ganz langsam in sein vorheriges höfliches, humorloses Lächeln zurückverwandelte. »Entdecke ich hier die Anfänge einer außergerichtlichen Einigung?«
    »Wieso außergerichtlich?«
    »Sprechen wir über einen Kompromiß?«
    Jetzt gestattete Lin Shoo seinem finsteren Blick, völlig zu verschwinden. Sein Lächeln kam echter Freundlichkeit so nahe, wie Devereaux sich das vorstellen konnte. »Bitte, ja. Ein Kompromiß wäre belehrend. Auch in einer Belehrung liegt Stärke.«
    »Und vielleicht etwas weniger als viertausend Jahre in der Mongolei?«
    »Es gibt da gewisse Möglichkeiten. Falls Sie Erfolg haben sollten, wo andere ihn nicht hatten. Schließlich könnte ein Kompromiß uns beiden Vorteile bringen.«
    »Ich hoffe, Sie wissen, wie recht Sie haben. Hawkins ist ein Nationalheld.«
    »Das war Ihr Speeroo Agaroo auch, Major. Ihr Präsident hat das selbst gesagt.«
    »Was können Sie anbieten? Verzichten Sie auf den Prozeß? «
    Lin Shoo ließ sein Lächeln ersterben. Zu plötzlich, wie Sam fand.
    »Das können wir nicht tun. Die Verhandlung ist angekündigt worden. Zu viele Leute in der internationalen Gemeinschaft wissen davon.«
    »Wollen Sie Ihr Gesicht wahren, oder wollen Sie Rohöl verkaufen?« Devereaux lehnte sich zurück, denn es war ja
der chinesische Offizier, der einen Kompromiß erreichen wollte.
    »Ein wenig von beidem — das wäre ein Kompromiß, oder nicht?«
    »Was ist für Sie ein wenig? Für den Fall, daß es mir gelingt, Hawkins zur Vernunft zu bringen.«
    »Eine Verringerung der Strafe könnte in Betracht gezogen werden.« Lin Shoos Lächeln kehrte zurück.
    »Von viertausend auf zweitausendfünfhundert Jahre?« fragte Devereaux. »Sie sind so großherzig. Fangen wir doch mit einer Bewährung an. Ich verzichte auf einen Freispruch. «
    »Wieso Bewährung?«
    »Erkläre ich Ihnen später — es wird Ihnen gefallen. Geben Sie mir einen echten Anreiz, Hawkins zu bearbeiten.« Sam strich über den Griff seines Aktenkoffers und klopfte mit den Fingernägeln auf das Leder. Das war eine alberne Angewohnheit, die gewöhnlich die Konzentration des Gegners störte und manchmal zu übereilten Konzessionen führte.
    »Ein chinesischer Prozeß kann viele Formen annehmen. Lang, prunkvoll und sehr rituell. Oder sehr kurz, schnell und unauffällig. Drei Monate oder drei Stunden. Ich kann vielleicht letzteres erreichen ...«
    »Das und die Bewährung, und ich bin einverstanden«, sagte Sam schnell. »Das ist für mich Anreiz genug, um wirklich hart zu arbeiten. Der Handel gilt.«
    »Diese Bewährung ... Sie werden das im juristischen Sinn erklären.«
    »Im Grunde genommen wahren Sie nicht nur Ihr Gesicht und verkaufen Rohöl, sondern Sie können auch demonstrieren, wie hart Sie sind, und trotzdem Helden vor der Weltpresse sein. Alles auf einmal. Was könnte besser sein?«
    Lin Shoo lächelte. Devereaux fragte sich kurz, ob hinter jenem Lächeln nicht mehr Verständnis steckte, als der Chinese ihm zeigen wollte. Dann verwarf er den Gedanken. Lin Shoo lenkte ihn ab, indem er eine Frage stellte und sie selbst beantwortete, ehe Sam etwas sagen konnte.

    »Was besser sein könnte? Wenn General Hawkins nicht in China wäre, ja. Das wäre besser.«
    »Was für ein Zufall! Das ist nämlich ein belangloser Teil einer Strafe, die auf Bewährung ausgesetzt ist.«
    »Wirklich?« Lin Shoo blickte starr nach vorn.
    »Mit Ihnen komme ich klar«, sagte Sam fast nachdenklich. »Jetzt muß ich mich nur noch um die andere Seite kümmern.«

6.
    Man konnte die Zelle deutlich durch die einseitige verspiegelte Glasscheibe sehen, die sich in der schweren Stahltür befand. Es gab da ein Bett im westlichen Stil, einen Schreibtisch, in die Decke eingelassene

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