Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag
Beleuchtungskörper, eine Schreibtischlampe, eine Nachttischbeleuchtung und einen großen Teppich auf dem Boden. In der rechten Wand führte eine offene Tür in ein kleines Badezimmer, links war ein Kleiderhaken an der Wand befestigt. Das Zimmer war höchstens zehn mal zwölf Fuß groß, aber, wenn man alles in Betracht zog, wesentlich großzügiger, als Sam es erwartet hatte.
Das einzige, was fehlte, war MacKenzie Hawkins.
»Sie sehen, wie wir um ihn bemüht sind«, sagte Lin Shoo, »wie gut die Unterkunft des Generals ausgestattet ist.«
»Ich bin beeindruckt«, erwiderte Devereaux. »Nur daß ich den General nicht sehe.«
»Oh, er ist anwesend.« Der Chinese lächelte und sprach mit leiser Stimme weiter. »Er vergnügt sich gern mit kleinen Spielchen. Er hört die Schritte und verbirgt sich auf der anderen Seite der Tür. Zweimal waren die Wachen beunruhigt und drangen unbedacht ein. Zum Glück waren es mehrere Leute, und deshalb konnten sie den General überwältigen, trotz seiner beträchtlichen Körperkräfte. Jetzt sind alle Wachschichten informiert. Seine Mahlzeiten werden ihm durch einen Schlitz übergeben.«
»Er versucht es immer noch ...« « Sam schmunzelte. »Er ist wirklich einmalig.«
»Er ist vieles«, fügte Lin Shoo rätselhaft hinzu, während er zu einer vergitterten, kreisförmigen Öffnung unter der Glasscheibe ging und auf einen roten Knopf drückte. »General Hawkins? Bitte, General, zeigen Sie sich. Ich bin es, Ihr guter, großzügiger Freund Lin Shoo. Ich weiß, daß Sie neben der Tür stehen, General.«
»Steck dir’s in den Hintern, Schlitzauge!«
Lin Shoo ließ den Knopf los und wandte sich zu Devereaux. »Er ist nicht immer gerade der Inbegriff von Höflichkeit.« Dann wandte er sich wieder der Sprechanlage zu und drückte noch einmal auf den Knopf. »Bitte, General, ich werde von einem Ihrer Landsmänner begleitet, von einem Vertreter Ihrer Regierung. Von den bewaffneten Streitkräften Ihrer Nation.«
»Sie sollten sich besser ihre verdammte Handtasche ansehen. Oder vielleicht hat sie es unter dem Rock! Ihr Lippenstift könnte eine Bombe sein!« schrie der unsichtbare General.
Lin Shoo wandte sich verstört Devereaux zu. Sam schob den Chinesen sachte weg, drückte selbst auf den Knopf und brüllte in den Lautsprecher: »Schluß jetzt, du Hühnerficker! Ich will jetzt diesen haarigen Arsch sehen, den du als Gesicht bezeichnest, sonst schieb ich diesen Scheißlippenstift durch deinen Freßschlitz! Ich mach dich zur Sau, du elender Hurensohn! Übrigens, Regina Greenberg läßt grüßen. «
Langsam tauchte MacKenzie Hawkins’ mächtiger Schädel hinter der Glasscheibe auf, schob sich von der Seite her ins Blickfeld — riesig, kurzgeschoren, lederhäutig. Macs Gesicht wirkte völlig verwirrt. Eine halb zerkaute Zigarre hing ihm zwischen den Zähnen, unter geweiteten, blutunterlaufenen Augen, die ungläubige Neugier verrieten.
»Was sagen Sie?« Lin Shoos Lippen, die er sonst immer unter Kontrolle hatte, waren in maßlosem Erstaunen geöffnet.
»Das ist ein hochgradig geheimer Militärcode«, erklärte Devereaux. »Wir benutzen ihn nur unter außergewöhnlichen Umständen.«
»Ich will nicht weiter auf die Angelegenheit eingehen — das wäre unhöflich. Wenn Sie den Hebel neben der Scheibe herunterziehen, kann General Hawkins Sie sehen. Wenn Sie das Gefühl haben, daß das zweckmäßig wäre, lasse ich Sie hinein. Aber ich möchte bitte draußen bleiben.«
Sam betätigte den kleinen Hebel neben der Scheibe. Ein Klicken war zu hören. Das große Gesicht mit den zusammengekniffenen Augen reagierte sofort feindselig. Devereaux hatte das Gefühl, daß Hawkins etwas hochgradig Obszönes, aber völlig Unwichtiges sah — Sam, den militärischen Unfall.
Devereaux nickte Lin Shoo zu. Der Chinese griff mit beiden Händen zu, als wollte er mit der einen ziehen und mit der anderen stoßen, und sperrte die Tür auf. Die schwere Stahlscheibe öffnete sich. Sam trat ein.
Er lief direkt in eine riesige Faust hinein, die auf ihn zuraste, auf unmittelbarem Kollisionskurs mit seinem linken Auge. Dann kam der Aufprall — der Raum, die Welt, die ganze Milchstraße gerieten aus der Bahn, und hunderttausend weiße Lichtpunkte tanzten um ihn.
Sam spürte das feuchte Tuch über seinem Gesicht, ehe er den Schmerz in seinem Schädel wahrnahm, besonders in seinem Auge, und er fand, daß das seltsam wäre. Er griff nach oben, zog das Tuch weg und blinzelte. Zuerst sah er nur eine weiße
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