Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag
Einen Strudel — genommen. Es hieß immer nur >eins, zwei, drei! Mach schnell!< Herrgott, ich bin am Verhungern! Die bilden sich wirklich ein, sie hätten den Krieg gewonnen.«
Lillian wich vor ihm zurück. »Du bist der schmutzigste, übelriechendste Mann, den ich je gesehen habe. Mich
wundert nur, daß die dich überhaupt ins Hotel gelassen haben.«
»Ich glaube, wir sind im Stechschritt hereinmarschiert.« Sam entdeckte einen großen weißen Umschlag auf der Kommode. »Was ist das?«
»Der Empfang hat das geschickt. Sie sagten, es sei wichtig, und sie waren nicht sicher, daß du unten nach irgendwelchen Mitteilungen fragen würdest.«
»Ich kann daraus nur schließen, daß dein Ex, der Verrückte, wieder am Werk war.« Devereaux öffnete den Umschlag. Er enthielt Flugkarten und einen Zettel.
Sam brauchte den Zettel gar nicht zu lesen, die Flugkarten genügten schon.
Algier.
Dann las er den Zettel.
»Nein! Verdammt, nein ! Das ist ja in weniger als einer Stunde! «
»Was?« fragte Lillian. »Das Flugzeug?«
»Was für ein Flugzeug? Wieso zum Teufel weißt du denn, daß es um ein Flugzeug geht?«
»Weil MacKenzie angerufen hat. Aus Washington. Du kannst dir vorstellen, wie er erschrocken ist, als ich mich gemeldet habe ... «
»Spar mir die Einzelheiten!« brüllte Devereaux und rannte zum Telefon. »Ich habe diesem Hundesohn einiges zu sagen! Jeder Sträfling bekommt einmal einen Tag frei! Zumindest, um zu essen und sich zu waschen!«
»Du kannst ihn jetzt nicht erreichen«, sagte Lillian schnell. »Das war einer der Gründe, weshalb er angerufen hat. Er ist für den Rest des Tages unterwegs.«
Sam wandte sich drohend um. Dann hielt er inne. Dieses Mädchen würde ihn wahrscheinlich in Stücke reißen. »Und wahrscheinlich hat er sogar noch einen Vorschlag hinterlassen, weshalb es für mich gut ist, diese Maschine zu nehmen? Natürlich erst, als der Schock überwunden war, den ihm deine liebliche Stimme versetzt hatte.«
Lillian sah ihn verblüfft an. Devereaux fand, daß ihre
Verblüffung nicht ganz echt wirkte. »Mac erwähnte etwas bezüglich eines Deutschen namens König. Daß dieser König daran interessiert wäre, daß du Berlin verläßt — so oder so.«
»Wobei die weniger kontroverse Methode die wäre, daß ich mit der Air France nach Paris und dann von Paris nach Algier fliege?«
»Ja, das hat er gesagt. Wenn auch nicht genau mit diesen Worten. Er mag dich schrecklich gern, Sam. Er spricht von dir wie von einem Sohn. Von dem Sohn, den er nie hatte.«
»Wenn es einen Jakob gibt, dann bin ich Esau. Sonst bin ich als Absalom im Arsch.«
»Du brauchst wirklich nicht vulgär zu werden ...«
»Das ist das einzige, was mir noch übrigbleibt! Was zum Teufel erwartet mich in Algier?«
»Ein Scheich namens Azaz-Varak«, antwortete Lillian Hawkins von Schnabe.
Hawkins verließ das Watergate in einiger Hast. Er wollte nicht mit Sam sprechen. Er vertraute Lillian absolut, allen vier Mädchen vertraute er. Sie machten ihre Sache ausgezeichnet. Außerdem war er mit einem Israeli-Major verabredet, der mit einigem Glück die letzten Stücke des Puzzlespiels für ihn zusammensetzen würde, und dieses Zusammensetzspiel war Scheich Azaz-Varak. Ehe Devereaux nach Algier kam, würde er noch ein Telefongespräch führen müssen, und dieses Gespräch konnte der Hawk ohne jenen Punkt nicht führen, der den letzten Teil der Firmenfinanzierung sichern mußte.
Daß Azaz-Varak ein Dieb war, und zwar von globalen Dimensionen, war nichts Neues. Im Zweiten Weltkrieg hatte er gleichzeitig den Alliierten und der Achse zu unverschämten Preisen Öl verkauft und dabei nur diejenigen begünstigt, die sofort bar bezahlten. Das hatte keineswegs dazu geführt, daß sie seine Feinde wurden, vielmehr wurde seine Politik von Detroit bis Essen respektiert.
Aber der Krieg war inzwischen zu Geschichte geworden. Jener Krieg. Hawkins interessierte auch Azaz-Varaks Verhalten
in einem viel jüngeren Konflikt — der Krise im Nahen Osten.
Azaz-Varak war nirgends zu finden.
Während im Nahen Osten wilde Flüche das Land erschütterten und die Welt zusah, wie Armeen gegeneinander anrannten, krisenbeladene Konferenzen stattfanden und unerhörte Profite gemacht wurden, begaben sich die habgierigsten Scheichs auf die Virgin Islands.
Verdammt! Es ergab einfach keinen Sinn! Also nahm sich MacKenzie noch einmal Azaz-Varaks Akten vor und studierte sie mit dem scharfen Blick des Fachmanns. Langsam kristallisierte sich in den Jahren
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