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Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Titel: Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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angesichts der allgemein bekannten Hitlerschen Ziele nicht neutral bleiben konnte. Er untermauerte seine These mit sechzehn Seiten historischer theologischer und liturgischer Präzedenzfälle. Niemand außer den Jesuiten verstand seinen Schriftsatz, und sie waren auf seiner Seite. Also schloß Rom die Augen und hoffte auf das Beste. Der zweite Grund für seine Reisen während der Kriegszeit bestand darin, daß sich die internationale Klientel von Monte Carlo während der dreißiger Jahre aus Generälen, Diplomaten und Verbindungsleuten der Botschaften zusammensetzte. Sie alle liebten ihn. Es gab so viele interalliierte Anforderungen für seine Dienste, daß J. Edgar Hoover in Washington Bombalinis Akte mit dem Vermerk >Höchst verdächtig. Vielleicht schwul<, versah.
    Die Nachkriegsjahre bedeuteten für Kardinal Bombalini einen schnellen Aufstieg auf der Stufenleiter des Vatikans. Ein großer Teil seines Erfolges war seiner engen Freundschaft mit Angelo Roncalli zuzuschreiben, mit dem er neben der Neigung für anständigen, nicht notwendigerweise exklusiven Wein und ein vergnügliches Kartenspiel nach den abendlichen Gebeten auch eine Anzahl höchst unorthodoxer Ansichten teilte.
    Als er auf der weißen Steinbank im Garten des Vatikan saß, überlegte Giovanni Bombalini — Papst Franziskus —, wie sehr Roncalli ihm doch fehlte. Sie hatten gemeinsam so viel bewirkt. Es war schön gewesen. Und die Ähnlichkeit ihres Aufstiegs zum Stuhl des heiligen Petrus amüsierte ihn immer wieder aufs neue. Roncalli, Johannes, wäre auch amüsiert gewesen.
    Sie beide waren Kompromißkandidaten, angeboten von
den strengen, orthodoxen Männern der Kurie, um die Feuer der Unzufriedenheit in der globalen Herde zu stillen. Keiner der beiden Kandidaten rechnete mit einer langen Regierungszeit. Aber Roncalli hatte es leicht gehabt. Er hatte sich nur mit theologischen Argumenten und unausgesprochenen sozialen Reformen auseinandersetzen müssen — nicht mit blöden jungen Priestern, die heiraten und Kinder haben oder, soweit sie von anderer Art waren, homosexuelle Pfarreien führen wollten. Nicht daß sie Giovanni persönlich belästigten — es gab absolut nichts im theologischen Gesetz oder im Dogma, das tatsächlich Heirat und Nachkommenschaft verbot. Und was das andere anging — wenn die Liebe zum Mitmenschen nicht die üblichen biblischen Vieldeutigkeiten überstieg, was hatten sie dann eigentlich gelernt? Aber, Mutter Gottes, wozu überhaupt die ganze Aufregung?
    Es gab vieles zu tun — und die Ärzte hatten ihn nicht darüber in Zweifel gelassen, daß seine Zeit knapp bemessen war. Das war das einzige, worüber sie sich tatsächlich klar ausdrückten. Da war keine spezifische Krankheit, kein bestimmtes Gebrechen, auf das sie hätten hinweisen können. Sie konferierten nur miteinander und bestätigten, daß seine >Lebensgeister< mit beunruhigendem Tempo schwächer wurden. Er hatte Offenheit von ihnen verlangt. Mutter Gottes, als ob er den Tod fürchtete! Er sehnte sich die Ruhe herbei. Er würde gemeinsam mit Roncalli die himmlischen Weingärten bestellen und dann wieder Baccara spielen. Nach der letzten Zählung schuldete Roncalli ihm knapp über sechshundert Millionen Lire.
    Das hatte er den Ärzten gesagt, und sie blickten zu lange in ihre Mikroskope und zu kurz auf das Offensichtliche. Die Maschine fing an auszuleiern — so einfach war das. Worauf sie alle päpstlich nickten und würdevoll verkündeten: drei Monate, höchstens vier, Heiliger Vater.
    Ärzte. Basta! Veterinäre mit cugini in der Kurie! Die Rechnungen, die sie stellten, waren unverschämt. Die Ziegenhirten von Padua verstanden mehr von Medizin.

    Franziskus hörte Schritte hinter sich und drehte sich um. Ein junger päpstlicher Adjutant, dessen Name ihm im Augenblick entfallen war, kam den Gartenweg herauf. Der jugendliche Priester trug eine Schreibunterlage in der Hand, auf deren Unterseite ein Kruzifix gemalt war. Es sah albern aus.
    »Eure Heiligkeit haben den Wunsch geäußert, daß wir vor der Vesperstunde einige Kleinigkeiten erledigen.«
    »Ja, unbedingt, Pater. Was sind das für Kleinigkeiten?«
    Der Adjutant rasselte eine Anzahl unwichtiger Veranstaltungen herunter, alle von zeremonieller Natur, und Giovanni schmeichelte dem jungen Prälaten, indem er dessen Meinung zu den meisten erbat.
    »Dann ist hier die Bitte einer amerikanischen Zeitschrift; sie nennt sich Viva Gourmet . Ich würde das vor dem Heiligen Vater nicht erwähnen, wenn der Anfrage nicht

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