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Der Gang vor die Hunde (German Edition)

Der Gang vor die Hunde (German Edition)

Titel: Der Gang vor die Hunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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Den ostelbischen Großgrundbesitzern waren vom Landwirtschaftsminister Zollerhöhungen in Aussicht gestellt worden. Die Untersuchung gegen die Direktoren des Städtischen Beschaffungsamtes hatte eine einschneidende Wendung erfahren.
    »Und wie überschreiben wir die Rede des Reichskanzlers?« fragte Münzer. »Los, Herrschaften. Zehn Pfennige für eine gute Schlagzeile. Die Sache muß in Satz. Wenn die Matern zu spät kommen, kriegen wir wieder Krach mit dem Maschinenmeister.«
    Der junge Mann dachte so angestrengt nach, daß seine Stirn schwitzte. »Der Kanzler fordert Vertrauen«, schlug er vor.
    »Mäßig«, urteilte Münzer. »Nehmen Sie sich ein Wasserglas, und trinken Sie erst einen Schluck Wein!« Der junge Mann befolgte den Rat, als sei er ein Befehl.
    »Deutschland oder die Trägheit des Herzens«, sagte Malmy.
    »Reden Sie keinen Unsinn!« rief der politische Redakteur. Dann schrieb er eine Zeile groß mit Blaustift über das Manuskript und erklärte: »Der Groschen gehört mir.«
    »Was haben Sie denn geschrieben?« fragte Fabian.
    Münzer drückte auf den Klingelknopf und erklärte pathetisch: »Optimismus ist Pflicht, sagt der Kanzler!« Der Bote holte die Papiere. Der Handelsredakteur griff in die Tasche und legte wortlos ein Zehnpfennigstück auf den Schreibtisch.
    Sein Kollege blickte verwundert hoch.
    »Ich eröffne hiermit eine Aktion, die umgehend notwendig wird«, behauptete Malmy.
    »Um welche Aktion handelt es sich?«
    »Darum, Ihnen Ihr Schulgeld zurückzuerstatten«, sagte Malmy, und Irrgang, der politische Lehrling, lachte in Grenzen. Dann stürzte er ans Telefon. Es hatte geläutet.
    »Ein Abonnent möchte etwas wissen«, bekundete er nach einiger Zeit und überdeckte das Sprachrohr mit der Hand. »Sie sitzen am Stammtisch und haben gewettet, ob es die Tür oder die Türe heißt.« Münzer nahm ihm den Hörer weg. »Einen Augenblick«, sagte er. »Wir sagen Ihnen sofort Bescheid, mein Herr.« Dann winkte er Irrgang und flüsterte: »Feuilleton.«
    Der junge Mann rannte fort, kehrte zurück und zuckte die Achseln.
    »Ich erfahre soeben, daß es die Tür heißen muß. Bitte schön. Guten Abend.« Münzer legte den Hörer auf die Gabel, schüttelte den Kopf und steckte Malmys Groschen ein.
     
    Hinterher saßen sie in einer kleinen Weinstube, die in der Nähe des Zeitungsgebäudes gelegen war. Münzer hatte sich von einem Setzer, der nach Hause ging, das Blatt bringen lassen, um zu prüfen, ob alles in Ordnung sei. Er hatte sich über ein paar Druckfehler geärgert, über die Schlagzeile auf der ersten Seite hatte er sich gefreut. Dann war Strom, der Theaterkritiker, an den Tisch gekommen.
    Nun tranken sie fleißig. Irrgang, der junge Mann, war schon fast hinüber. Strom, der Kritiker, verglich einige namhafte Regisseure mit Schaufensterdekorateuren, das Theater der Gegenwart erschien ihm symptomatisch für den Niedergang des Kapitalismus, und als jemand einwarf, es gebe keine Dramatiker, behauptete Strom, es gebe welche.
    »Ganz nüchtern sind Sie auch nicht mehr«, bemerkte Münzer schwerzüngig, und Strom lachte ohne Anlaß.
    Fabian ließ sich inzwischen, nicht ganz freiwillig, von Malmy über kurzfristige Anleihen aufklären. »Erstens werden Reich und Wirtschaft in wachsendem Maße überfremdet«, behauptete der Redakteur. »Zweitens genügt ein Riß, und die ganze Bude fällt ein. Wenn das Geld mal in großen Posten abgerufen wird, sacken wir alle ab, die Banken, die Städte, die Konzerne, das Reich.«
    »Aber im Blatt schreiben Sie nichts davon«, sagte Irrgang.
    »Ich helfe, das Verkehrte konsequent zu tun. Alles, was gigantische Formen annimmt, kann imponieren, auch die Dummheit.« Malmy musterte den jungen Mann. »Gehen Sie mal rasch hinaus, bei Ihnen ist ein kleines Unwetter im Anzug.« Irrgang legte den Kopf auf den Tisch. »Werden Sie Sportredakteur«, riet Malmy. »Dieses Ressort stellt an Ihr zartes Gemüt nicht so große Anforderungen.« Der Volontär stand auf, schwankte durchs Gastzimmer der Hintertür zu und verschwand.
    Münzer saß auf dem Sofa und weinte plötzlich. »Ich bin ein Schwein«, murmelte er.
    »Eine ausgesprochen russische Atmosphäre«, stellte Strom fest. »Alkohol, Selbstquälerei, Tränen bei erwachsenen Männern.« Er war ergriffen und streichelte dem Politiker die Glatze.
    »Ich bin ein Schwein«, murmelte der Andere. Er blieb dabei.
    Malmy lächelte Fabian zu. »Der Staat unterstützt den unrentablen Großbesitz. Der Staat unterstützt die

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