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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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Konstantin. »Bestimmt befindet er sich noch immer in seinen Gemächern.«
    »Kommt zu Mittag in die Halle«, sagte Roupen und lächelte knapp, »und schließt euch der königlichen Familie an. Ich werde mich dann um euch kümmern.«
    Ich dankte den beiden und machte mich davon; Konstantins verhaltene Wut war mir nicht entgangen. Auch wenn es mich nichts anging, so konnte ich doch nicht anders, als mich zu fragen, was wohl der Grund dafür war. Nach kurzer Zeit schob ich den Gedanken jedoch wieder beiseite und betrat jenen Flügel des Palastes, wo man Jordanus und seine Tochter untergebracht hatte. Der alte Händler saß auf einem Stuhl und blickte zum Fenster hinaus und über die Dächer der Häuser hinweg, die den Palast umgaben.
    Ich grüßte ihn, und da ich keine Zeit verschwenden wollte, verlieh ich meinem Unverständnis Ausdruck, dass niemand auch nur das Geringste unternahm, um sich auf den bevorstehenden Kampf mit Bohemund vorzubereiten. Ich sagte ihm, dass Padraig und ich Anavarza schon bald verlassen würden, und da die Stadt so gut wie wehrlos gegen den zu erwartenden Angriff war, schlug ich ihm vor, er und seine Tochter sollten es uns gleichtun. »Natürlich«, sagte ich, »würden wir uns freuen, Euch und Sydoni bis nach Mamistra begleiten zu dürfen.«
    Jordanus nickte ernst. »Wann?«
    »Sobald wir Pferde und Vorräte haben ... nicht später als heute Mittag.«
    »Dann geht. Ich werde es Sydoni sagen.«
    »Kommt zu den Stallungen, sobald Ihr bereit seid.«
    Als Nächstes eilte ich zu den Stallknechten, um ihnen zu sagen, dass sie fünf von Nurmals Pferden bereitmachen sollten. Falls Nurmal einverstanden war, so hatte ich mir gedacht, dass wir die Pferde für ihn zurück nach Mamistra bringen könnten. Sollte es notwendig sein, würde ich sie ihm auch abkaufen. Mit der Brosche, die Fürstin Elena mir gegeben hatte, konnte ich ohne Zweifel ein ganzes Dutzend seiner besten bezahlen.
    Auf dem Weg in den Stall traf ich Padraig und bat ihn, sich zu beeilen und Vorräte für uns zu besorgen. »Lass dir von Roupen helfen. Das ist wohl das Mindeste, was er uns schuldet.« Mit diesen Worten setzte ich meinen Weg fort; doch im Stall fand ich niemanden, der auch nur ein einziges Wort Latein sprach, und mit meinem erbärmlichen Griechisch dauerte es weit länger, ihnen verständlich zu machen, was ich wollte.
    Schließlich gelang es mir jedoch, und ich rannte in den Palast zurück, um meine Sachen zu packen und mich von Roupen zu verabschieden. Nurmal besaß ein Zimmer genau gegenüber dem unseren. Er lag auf dem Bett und ruhte sich für die Zeremonien aus, die heute Abend beginnen würden. Rasch erklärte ich ihm meinen Plan und bat ihn, bis Mamistra seine Pferde benutzen zu dürfen. »Natürlich, mein Freund«, antwortete er. »Es ist ja klar, dass wir früher oder später wieder zurückkehren. Geht mit meinem Segen. Aber«, fügte er hinzu, »wenn es Euch nichts ausmacht, dass ich das frage, so würde ich gerne wissen, warum Ihr es so eilig habt. Der Tag ist schon halb vorbei, und bis zum Einbruch der Nacht werdet Ihr nicht weit kommen. Warum wartet Ihr nicht bis morgen? Oder besser noch: Warum wartet Ihr nicht ein paar Tage, damit wir gemeinsam zurückkehren können?«
    »Der Krieg ist nicht mehr weit, egal ob Anavarza das nun glaubt oder nicht.« Und ich erklärte ihm, dass ich nicht die Absicht hatte, daran teilzunehmen; der gierige Fürst Bohemund und seine hochfliegenden Pläne gingen mich nichts an. Soweit es mich betraf, hatte ich meine Pflicht Roupen und seinem Volk gegenüber erfüllt; jetzt mussten sie selber sehen, wie sie zurechtkamen. Was mich und Pa-draig anging, so würden wir nicht länger warten; wir würden die Stadt sofort verlassen.
    Nurmal musterte mich amüsiert. »Es besteht aber keinerlei Grund zur Eile, mein Freund«, sagte er. »Wir können gehen, wann immer wir wollen.«
    »Bohemund und sein Heer können jeden Augenblick hier eintreffen«, schnappte ich, unfähig, die Enttäuschung in meiner Stimme zu verbergen. »Er kommt mit Hunderten von Rittern und ein paar Tausend Mann Fußvolk. Ich verspüre nicht gerade den Wunsch, in einer belagerten Stadt gefangen zu sein, geschweige denn bei der Verteidigung derselben zu helfen.«
    »Beruhigt Euch«, sagte Nurmal. »Bohemund wird die Stadtmauern nie sehen.«
    Die Art, wie er das sagte - mit solch ruhiger Selbstsicherheit -, erzeugte ein misstrauisches Kribbeln auf meiner Haut. Ich starrte ihn an. »Warum? Was wisst Ihr darüber?«
    »Emir

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