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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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verfolgte.
    Wir marschierten durch die Straßen zur Zitadelle, wo Atabek Buri und seine Würdenträger den prächtigen Zug im Hof des Rosenpavillons erwarteten. Der stolze Ghazi machte ein großes Spektakel daraus, den Damaszenern seine Gefangenen zu präsentieren. Die Gefangenen wurden vor eine Doppelreihe edler Araber geführt, von denen einige auf gepolsterten Stühlen saßen, andere auf Thronen, und dort mussten sich die Franken dann demütig verneigen. Ich, der ich Bohemunds Kopf auf dem Rücken trug, wurde gezwungen, den Arabern die schreckliche Trophäe zur Schau zu stellen.
    Aus den vorderen Rängen der Gefangenen wurde ich vor die Seld-schuken und Sarazenen geführt, die in ihre festlichen Prachtgewänder gehüllt die Demütigung ihrer verhassten Feinde genossen. Zwei Krieger führten mich zu der breiten Treppe, die zu dem duftenden Pavillon hinaufführte, und Emir Ghazi ließ mir befehlen, die Kiste zu öffnen. Die arabischen Edlen lachten, als sie den mächtigen Fürsten, ihren einstigen Fluch, im Tode derart entehrt sahen.
    Einer der Araber lachte jedoch nicht mit den anderen. Gehüllt in ein prächtiges Gewand, das nur mit glitzernden blau-grünen Pfauenfedern besetzt war, und mit einem großen blauen Turban auf dem Kopf verfolgte er die Demütigung des Christenfürsten mit nachdenklichem Gesichtsausdruck. Als die allgemeine Freude ihren Höhepunkt erreichte, winkte er Atabek Buri zu sich heran und sprach eine Zeit lang mit ihm unter vier Augen. Währenddessen stand ich einfach nur da, hielt die Kiste zur Belustigung der Araber offen und hasste mich für die Rolle, die ich bei diesem beschämenden Spektakel spielte.
    Nachdem die beiden Araber ihr Gespräch beendet hatten, bat der Atabek Emir Ghazi, sich zu ihnen zu gesellen. Der Emir trat vor und wurde dem Fremden mit dem blauen Turban vorgestellt, woraufhin Ghazi sofort aufdie Knie sank und sich die Hand des Edelmanns auf die Stirn legte. Selbstbewusst und gelassen ließ der arabische Herrscher die Unterwürfigkeit des Emirs über sich ergehen; dann deutete er sehr zu meinem Verdruss auf mich.
    Ghazi sprang aufund winkte mich mit einer weit ausholenden Armbewegung zu sich heran. Meine Wachen führten mich die Treppe zum Pavillon hinauf, und dort ließ man mich mit der Kiste niederknien, sodass der prahlerische Emir dem prächtig gewandeten arabischen Fürsten Bohemunds Kopf präsentieren konnte.
    Warum der Araberfürst etwas derart Groteskes verlangt hatte, vermochte ich nicht zu sagen; doch der alte Ghazi schien sichtlich erfreut darüber zu sein, dem Mann damit gefallen zu können. Ein breites Grinsen zeigte sich auf seinem rauen, verwitterten Gesicht, und in einem Anflug von Freigiebigkeit bot er dem offensichtlich Höhergestellten all seine Schätze an: die Gegenstände aus Gold und Silber, die Sättel, die Waffen und Rüstungen, die Pferde und den ganzen Rest, den er nach der Schlacht zusammengerafft hatte - einschließlich der Gefangenen, und ja, auch mich.
    Auch wenn ich damals schon vermutete, was hier vor sich ging, so sollte es doch noch eine ganze Weile dauern, bis ich erfuhr, um wen es sich bei der prächtigen Gestalt handelte, die mein neuer Herr werden sollte. Sahak, der armenische Schreiber und Ratgeber, klärte mich mit sichtlicher Freude darüber auf. »Du gehörst jetzt dem Kalifen von Bagdad«, sagte er, unfähig, sich ein schadenfrohes Lächeln zu verkneifen, denn er vermutete, dass die Nachricht mich zutiefst bestürzen würde.
    »Aber das ist unmöglich!«, rief ich. Meine Reaktion befriedigte Sahak sehr, und sein haarloses Doppelkinn zitterte vor Freude.
    In Wahrheit war ich jedoch nicht im Geringsten bestürzt. Wie gesagt, hatte ich selbst schon herausgefunden, was hier geschah, und war zu dem Schluss gekommen, dass es keine Rolle spielte, wer das Ende meiner Kette hielt, solange ich nur in der Nähe des Schwarzen Stamms blieb. Doch ich besaß genug Verstand, ein betrübtes Gesicht zu machen, um so viel wie möglich über meinen neuen Herrn herauszufinden. Sollte Sahak nämlich glauben, dass die Information mir in irgendeiner Weise nützen konnte, würde er sie mir ohne Zweifel aus purer Bosheit verweigern.
    Also gab ich vor, zutiefst entsetzt zu sein, klammerte mich an seinen Ärmel und schluchzte verzweifelt: »Was wird mit mir geschehen?«
    »Wer kann das sagen?«, erwiderte er genüsslich. »Aber da du nun schon einmal fragst... Ich nehme an, man wird dich töten.«
    »Nein!«, keuchte ich. »Ich habe nichts getan. Meine

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