Der Gast des Kalifen
zwischen sich trugen; einen Mann mit einem Milchkrug in der einen und einer Kuh an der anderen Hand, und Frauen mit gebratenen Gänsen auf dem Weg zum Markt. Wazim grüßte sie alle, und das erinnerte mich daran, wie viel ich während meiner langen Gefangenschaft versäumt hatte.
Gegen Mittag näherten wir uns dem Pier. Aus den Pfaden und Wegen wurden Straßen, die sich immer mehr bevölkerten, je näher wir dem Stadttor kamen. Seit wir den Pier zum ersten Mal gesehen hatten, hatte ich nach Jordanus' Schiff Ausschau gehalten, und als wir den Anlegestellen immer näher kamen, entdeckte ich schließlich den vertrauten roten Mast inmitten des ungeordneten Waldes am entfernten Ende des Kais. Meine Schritte wurden immer schneller, während ich mich durch die Menschen drängte und Wazim hin-
ter mir herzog. Ich rannte fast, als ich schließlich den leuchtend grünen Rumpf der Persephone sah.
Keuchend und schwitzend hielt ich kurz an, um wieder zu Atem zu kommen, bevor ich jene an Bord begrüßte. »Laufweiter, Da'ounk«, drängte mich Wazim aufgeregt. »Sie warten auf dich.«
»Es ist schon lange her, seit ich zum letzten Mal so gerannt bin«, sagte ich und stellte den Kreuzesstamm vorsichtig auf den Kai. »Gib mir zumindest Zeit, mir den Schweiß aus der Stirn zu wischen.«
In ebendiesem Augenblick hörte ich eine vertraute Stimme rufen: »Duncan!«
Ich blickte auf und sah Padraig an der Reling stehen. Er winkte mir zu und rief dann jemandem auf dem Deck etwas zu, bevor er von Bord sprang. Mein Herz schlug schneller, und ich eilte ihm über den Pier entgegen. Und dann erschien ein weiteres Gesicht an der Reling, und der Anblick ließ mich mitten im Schritt innehalten: Gislebert, der Templer-Sergeant.
Im selben Augenblick bemerkte ich zwei weitere Templer auf dem Pier unmittelbar unter dem Bug der Persephone. Ich drehte mich zu Wazim um und sagte: »Rasch, Wazim. Tu genau, was ich dir sage. Nimm den Kreuzesstamm. Bleib hier, und beschütze ihn mit deinem Leben. Ich werde es dir später erklären. Was auch immer geschehen mag, gib ihn niemandem! Hast du verstanden?«
»Voll und ganz, mein Freund.« Er nahm den schlichten Balken von mir entgegen und baute sich auf dem Pier auf.
Ich drehte mich um, machte ein gutes halbes Dutzend Schritte und fand mich in Padraigs starken Armen wieder. »Halleluja!«, rief er und hob mich in die Höhe. »Du lebst und bist gesund, Duncan. Lob sei der Schnellen Sicheren Hand und ihrer schützenden Macht!«
Meine Freude ob des Wiedersehens mit Padraig wurde durch Gisleberts Anwesenheit arg gedämpft. Ich blickte zu Padraig, und mit echtem Dank in meinem Herzen machte ich mich sofort aufin Richtung Schiff und ließ einen zutiefst verwunderten Wazim zurück. Aber ich konnte nicht anders. Sosehr mein treuer Freund es auch verdiente,
in die Feierlichkeiten mit einbezogen zu werden; ich konnte nicht zulassen, dass die Templer auch nur einen Blick auf die heilige Reliquie warfen - zumindest nicht, solange ich nicht wusste, wie die Dinge an Bord standen.
»Ich wusste, dass ihr mich holen kommen würdet«, sagte ich zu Padraig. Das Sprechen fiel mir schwer, denn ständig klopfte er mir überglücklich aufden Rücken, und immer wieder umarmte er mich und drückte mich an sich. »Keinen Augenblick lang habe ich daran gezweifelt.«
»Oh, Duncan, Duncan, Duncan«, sagte der Mönch und nahm mein Gesicht in beide Hände, »sieh dich doch nur einmal an. Die Erde und der Himmel seien meine Zeugen: Es scheint, als wärst du nur mal eben den Pier hinuntergegangen und sofort wieder zurückgekehrt, so gesund siehst du aus. Geht es dir gut, mein Bruder?«
Bevor ich darauf antworten konnte, sagte er: »Wir haben dir viel zu erzählen. Oh, wie ich für diesen Tag gebetet habe!« Er lachte lauthals auf und schüttelte ungläubig, aber glücklich den Kopf. »Lob sei Gott! Ihr himmlischen Heerscharen lobet ihn! Der verlorene Sohn ist gefunden! Lobet ihn, ihr Engel! Ihr Heiligen, singt und lobpreiset ihn...!«
»Hör mir zu, Padraig«, unterbrach ich ihn, obwohl ich es hasste, ihn aus seiner Freude zu reißen. »Es ist auch schön, dich zu sehen, doch es gibt da etwas, was ich dir sagen muss, bevor wir das Schiff betreten.«
Er blickte mich an und blinzelte fröhlich. »Sprich, mein Bruder. Ich werde dir den ganzen Tag lang zuhören, nur um den Klang deiner Stimme zu genießen.«
»Ich meine es ernst, Padraig. Hör mir zu.«
Das Lächeln verschwand aus dem Gesicht des Priesters. »Dann sprich. Ich höre
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