Der Gast des Kalifen
mit der flachen Hand klopfte. Eine Frau öffnete daraufhin und spähte hinaus; nur ein Auge und ihre Nase waren zu sehen. Der Priester sprach ein paar Worte zu ihr, und sie schloss die Tür; einen Augenblick später öffnete sie sie wieder, und eine Hand mit zwei Eiern erschien.
Der alte Kopte nahm die Eier, segnete die Frau, und wir setzten unseren Weg fort. Das Ritual wiederholte sich am nächsten Haus, wo man uns drei runde, flache, kleine Brote gab und zwei grüne Zwiebeln. Nach drei weiteren Häusern hatten wir noch ein Ei, etwas Salz, vier getrocknete Feigen, eine Melonenscheibe und ein paar gesüßte Datteln eingeheimst - woraufhin ich der Nahrungssuche Einhalt gebot und Wazim bat, dem Priester für seine Hilfe zu danken.
Nachdem er mit dem Mann ein paar Worte gewechselt hatte, berichtete Wazim: »Er will unseren Dank nicht dafür, dass seine Leute Fremden in Not haben helfen dürfen. Heute haben sie sich eine große Belohnung im Himmel verdient.«
»Dann biete ihm unseren Segen an«, erwiderte ich. »Sag ihm, Gold und Silber hätten wir nicht, aber was wir besitzen, würden wir gern mit ihm teilen: den Segen des dreifaltigen Gottes, auf dass er seinen Leuten beistehen und ihnen Frieden und Wohlstand spenden
möge - jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.«
Dem alten Priester gefiel dieser Segen, und Wazim musste ihn zweimal wiederholen, damit der Mann ihn sich merken konnte. Wir verabschiedeten uns von ihm und suchten uns einen Platz am Ufer, wo wir einen guten Blick auf den Fluss hatten, um unsere Mahlzeit einzunehmen. Ich knickte ein paar Schilfhalme, um einen Ruheplatz für das Heilige Kreuz zu schaffen, sodass es nicht auf der nackten Erde liegen musste. Dann setzte ich mich vollkommen erschöpft daneben und begann zu essen.
Die Eier waren gekocht; also schälten wir sie und tunkten sie ebenso wie die Zwiebeln ins Salz. Nach einer so langen Fastenzeit schmeckten diese Speisen besser als manch anderes Festmahl. Ich saß im Schilf, spürte, wie die Sonne mir den Rücken wärmte, während ich auf den Fluss hinausblickte, und dachte an das Willkommen, das mich bald erwartete, und an meine Reise in die Heimat. Morgen um diese Zeit, so glaubte ich, würde ich schon auf dem Weg nach Hause sein.
Nach unserem Mahl setzten wir uns wieder in Bewegung. Sosehr es mir auch gefallen hätte, noch ein paar Augenblicke länger zu rasten, so begierig war ich darauf, Padraig und die anderen wiederzusehen. Ich wischte mir die Brotkrumen aus dem Schoß, stand widerwillig auf, warf mir das Bündel mit den ruinierten Papyri über die Schulter, nahm den Schwarzen Stamm und erklärte, dass wir uns beeilen müssten, wenn wir das Schiff noch vor Mittag erreichen wollten.
Wir gingen ein kurzes Stück, und hinter einer kleinen Anhöhe kam die Stadtmauer wieder in Sicht und dahinter der Fluss, der sich hier wieder gen Osten wand. Dann entdeckte ich das Pier und die breite Straße, die zu den Stadttoren führte. Irgendwo dort unten, inmitten der unzähligen Schiffe und Boote, wartete Jordanus' Schiff Persephone auf mich, um mich aus Ägypten fort und nach Hause zu bringen.
Hinter den Mauern stieg Rauch aus der Stadt empor. »Das«, erklärte mir Wazim, »ist der überdachte Markt.«
»Und das andere?« Eine zweite Rauchsäule stieg aus einem Viertel in der Nordstadt auf.
»Ah... Das kommt von der Zitadelle her.«
Es hätte auch genauso gut der Palast sein können, der dort brannte. Nun erkannte ich, welches Wagnis Wazim wirklich auf sich genommen hatte, als er zurückgekommen war, um mich zu holen. »Ich danke dir, Wazim Kadi«, sagte ich. »Was du vergangene Nacht getan hast, war sehr tapfer. Ich stehe für immer in deiner Schuld.«
Er verbeugte sich leicht und erwiderte: »Ich habe nur getan, was jeder Christ für einen anderen getan hätte.«
»Nein«, berichtigte ich ihn und dachte an all den Verrat, die Untreue und den Betrug, die ich hatte erleben müssen, »du hast weit mehr als das getan, glaub mir. Du hast dein Leben für mich gewagt, und dafür danke ich dir. Ich werde es nicht vergessen.«
Die Trampelpfade und Wege entlang des breiten Nilufers verbanden eine Ansiedlung nach der anderen miteinander, so weit das Auge sehen konnte, und das auf beiden Seiten des Flusses. Wir durchquerten weitere kleine Siedlungen, und Wazim grüßte geflissentlich jeden, dem wir begegneten: eine alte Frau, die gebeugt von einem Bündel Stroh so groß wie sie selbst den Weg entlangging; zwei nackte Jungen, die ein Seil mit Fischen daran
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