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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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wühlten. »Wo ist Padraig?«, fragte ich.
    »Er sagte, er hätte etwas gehört und ist zur Straße gegangen, um nachzusehen«, antwortete der junge Mann und gähnte. Er hob den Stock und deutete in die entsprechende Richtung.
    Ich rannte durch den Wald und gesellte mich zu Padraig, der an einem Baum lehnte. »Hast du was gesehen?«, fragte ich.
    »Vor einer Weile sind zwei Männer zu Pferd hier vorbeigekommen«, antwortete er. Ich fragte ihn, ob es jemand gewesen sei, den wir kannten. »Schwer zu sagen, aber ich glaube, einen von ihnen haben wir schon mal gesehen.«
    Wir warteten, und nach einiger Zeit hörte ich das gleichmäßige Trommeln von Pferdehufen. Nur Augenblicke später erschienen die beiden Reiter. Sie ritten in leichtem Trab und hatten die Köpfe gesenkt; offensichtlich hielten sie nach Spuren Ausschau. »Sie sind uns so weit gefolgt«, sagte ich. »Lass uns beten, dass sie uns nicht noch weiter verfolgen.«
    Wie Padraig gesagt hatte, hatte einer der Reiter tatsächlich etwas Vertrautes an sich. Auch wenn das von unserem Standpunkt aus schwer zu beurteilen war, glaubte ich, dass der Mann dort drüben der Räuberhäuptling persönlich war. Die beiden Reiter kamen an der Stelle vorbei, wo wir die Straße verlassen hatten, wurden langsamer und blieben ein Stück weiter entfernt stehen, wo der Anstieg den nächsten Hügel hinauf begann. Dort blieben sie für eine Weile und blickten hierhin und dorthin, während wir sie aus dem Schutz der Bäume heraus beobachteten.
    Zu guter Letzt nahmen die Reiter die Zügel wieder auf und ritten weiter; wir beobachteten sie, bis sie außer Sichtweite waren, doch blieben wir auch dann noch wachsam. Abgesehen von einem Hirten mit einer Herde Schafe und Ziegen sahen wir niemanden mehr, und bei Sonnenuntergang trieben wir unsere eigene Herde wieder zusammen und kehrten auf die Straße zurück. Wir marschierten die ganze Nacht hindurch, und die größte Gefahr, der wir begegneten, war ein schlecht gelaunter Dachs, der sich für den Herrn der Straße hielt.
    Dodu war über die Maßen erfreut, seine Ochsen wiederzuhaben, und die Bauern waren bass erstaunt, ihre Schweine und Kühe zurückzuerhalten. Wie die meisten Landbewohner, so wussten auch sie, was Not bedeutet; Glück war ihnen jedoch unbekannt. Demzufolge wussten sie nun auch nicht, was sie mit der plötzlichen Vergrößerung ihres armseligen Besitzes anfangen sollten. Sie blinzelten und schüttelten die Köpfe, während sie den Tieren die Flanken und Hälse klopften, und die ganze Zeit über betonten sie immer und immer wieder, dass sie noch nie ein solches Wunder gesehen hätten, ich beschloss, ihnen auch das andere Paar Ochsen zu überlassen. Wenn die Tiere erst einmal gut gefüttert waren und ihre Kraft zurückgewonnen hatten, würden sie den Bauern auf dem Feld und im Wald ausgesprochen nützlich sein.
    Als ich dem alten Bauern das sagte, kamen ihm die Tränen. Unfähig zu sprechen, ergriff er meine Hand und küsste sie. Dodu bat ich: »Bitte sag ihm, dass die Ochsen kein Geschenk sind. Ich zeige mich lediglich für seine Gastfreundschaft erkenntlich, und außerdem hoffe ich, dass sie ihn ein wenig für die Zerstörungen entschädigen, die wir angerichtet haben.«
    Dodu wiederholte meine Worte, woraufhin der Bauer sich sichtlich verlegen verneigte und davonschlurfte, um nach seinen neuen Tieren zu sehen. Später kam Dodu zu mir und berichtete, dass die Bauern bereits damit begonnen hatten, mit den Milchkühen die Felder zur Aussaat vorzubereiten. »Und«, sagte er, »als die Tiere erschöpft waren, haben die alten Leute den Pflug selber gezogen. Vergangenes Jahr sind sie nicht in der Lage gewesen, beide Felder zu bestellen; dieses Jahr ist das jedoch anders.« Er lächelte und fügte hinzu: »Ich glaube, Ihr habt ihnen mit Eurem Geschenk das Leben gerettet.«
    In den paar Tagen, in denen wir fort gewesen waren, hatte Sarn nicht nur das klaffende Loch im Haus repariert, sondern auch den gebrochenen Mast. Trotz der schlichten Werkzeuge, die ihm zur Verfügung gestanden hatten, erklärte er sich mit dem Ergebnis zufrieden. »Der Mast ist jetzt zwar ein Stück kürzer«, sagte er, »aber er wird reichen.«
    Ich lobte ihn für seine Arbeit und berichtete ihm, was bei der Mühle geschehen war. »Wir werden vorsichtig sein müssen, wenn wir wieder dorthin zurückkehren.«
    »Lasst sie ruhig versuchen, uns Ärger zu machen, junger Herr«, knurrte er. »Ich warte nur darauf, einen dieser Diebe in die Finger zu bekommen; dann

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