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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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Roupen auf der Straße sagte ich: »Wir haben, weshalb wir gekommen sind. Jetzt können wir wieder gehen. Alles wird gut werden. Wenn wir weitermachen, könnten wir alles verlieren.« Ich blickte meine Mitverschwörer nacheinander an. »Was meint ihr?«
    »Wenn du diese Schweine nicht befreien willst, ich will es«, erklärte Roupen entschlossen. »Es ist nicht recht, dass es diesen Verbrechern so gut ergeht.«
    »Die Schweine bedeuten uns nichts«, sagte Padraig. »Aber für den Bauern, sein Weib und seine Schwester bedeuten sie den Unterschied zwischen Leben und Tod. Ich denke, wir sollten es versuchen.«
    »Nun gut«, sagte ich, »dann sind wir uns also einig. Was auch immer geschehen mag, niemand wird diese Entscheidung bereuen.« Und an den jungen Armenier gewandt fügte ich hinzu: »Bring die Ochsen und Kühe weg. Wir werden uns mit dir wieder auf der Straße treffen.«
    »Ich begleite euch«, erwiderte er.
    »Ochsen sind langsam und können leicht eingeholt werden«, erklärte ich ihm geduldig. »Wenn wir verfolgt werden, wäre es besser, du bist mit ihnen außer Sichtweite.«
    »Ich begleite euch«, wiederholte Roupen und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Bevor ich noch weitere Einwände erheben konnte, hob Padraig die Hand. »Lasst uns alle zusammen gehen. Wenn es Ärger gibt, könnten wir ein drittes Paar Hände gut gebrauchen.«
    Da ich einsah, dass man mich überstimmt hatte, gab ich auf. Wir banden die Tiere neben der Straße an und machten uns auf den Weg zur Mühle. Am Rand des Hofs angelangt, blieben wir stehen und lauschten. Alles war ruhig, abgesehen von dem steten Knarren des Wasserrads, das sich im Fluss drehte. Kein Licht drang aus dem Inneren des Hauses. Der Mond stand hoch am Himmel und warf ein wässriges Licht auf den leeren Hof. Durch das offene Tor der Scheune sah ich das Gehege mit den halb verhungerten Ochsen darin und die dunklen Schatten der fünf überlebenden Schweine.
    »Ich sehe keine Hunde«, flüsterte ich. »Sie müssen drinnen sein.«
    »Oder sie schlafen«, bemerkte Roupen.
    »Wie auch immer, wir müssen so leise wie möglich sein, um sie nicht zu wecken.«
    Vorsichtig huschten wir über den Hof. Der Gestank traf mich abermals wie ein Schlag ins Gesicht. Ein Haufen Eingeweide und andere Fleischabfälle markierten die Stelle, wo das Schwein abgestochen worden war, und dieser Haufen trug nun sein Übriges zu dem Übelkeit erregenden Geruch bei. Am Pferch angekommen, hatten wir keinerlei Mühe, eine Öffnung in die verwahrloste Ummauerung zu brechen - wir mussten sogar aufpassen, dass die Mauer nicht von allein in sich zusammenfiel und durch den Lärm den Müller und seine Hunde weckte.
    Nachdem wir einen ausreichend großen Durchbruch geöffnet hatten, wandte ich mich an Padraig. »Wenn du irgendwelche Runen kennst, um Schweine zum Schweigen zu bringen, dann wäre jetzt der geeignete Zeitpunkt, sie anzuwenden.«
    Zu meiner Überraschung erwiderte er: »Das habe ich bereits getan.« Dann befahl er Roupen und mir, ein gutes Stück wegzutreten und uns nicht mehr zu bewegen.
    Als er durch die Maueröffnung trat, blieb der schlaue Mönch kurz stehen, presste die Hände aneinander und senkte den Kopf. Nach einem Augenblick bekreuzigte er sich und ging weiter. Er trat mitten zwischen die Schweine und bückte sich, um ihre Fesseln zu lösen, wobei er die ganze Zeit über leise auf die Tiere einredete. Schon bald hatte er sie auf den Beinen und führte sie hinaus auf den Hof. Sie folgten ihm wie treue Hunde.
    Padraig blieb nicht stehen, als er an uns vorüberkam, sondern verließ forschen Schrittes den Hof und ging hinaus auf die Straße -und selbst dann hielt er nicht an; vielmehr folgte er dem Weg, den wir gekommen waren. Ich warf einen letzten Blick auf die Mühle, um mich zu vergewissern, dass wir nicht entdeckt worden waren und sagte zu Roupen: »Wir sollten uns besser beeilen und das Vieh holen, sonst lassen Padraig und seine Schweine uns noch zurück.«
    Der Mond war höher gestiegen und erleuchtete die Straße vor uns mit seinem milchigen Licht bis hinauf in die Hügel. Als wir das Vieh schließlich in Bewegung gesetzt hatten, war Padraig uns schon ein gutes Stück voraus. Inmitten seiner zufrieden wirkenden Schweine
    stieg er den Hang hinauf.
    Es mag seltsam klingen, doch ich kannte Padraig, seit er als Jüngling zum ersten Mal in die Abtei gekommen war, und seit dieser ersten Begegnung war kaum ein Tag vergangen, da ich ihn nicht gesehen oder mit ihm gesprochen hätte, auch

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