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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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das die Abmachung, die wir getroffen haben.«
    »Das ist wahr«, bestätigte er und steckte den Ring widerwillig wieder an. »Doch wie auch immer, ich stehe in deiner Schuld, und ich

    (1 ^ ie nächste Siedlung lag zwei Tage den Fluss hinunter. Bis dahin litten wir wieder Hunger, doch Gott war uns gnädig: Wir trafen am Mittag des Markttages ein, und der Markt war reich bestückt und die Kaufleute begierig, Handel zu treiben. Im Tausch für Roupens Ring bekamen wir zwei Beutel Hackfleisch, eine gepökelte Schweinekeule, fünf Brotlaibe, ein halbes Rad Hartkäse, ein paar Streifen Trockenfleisch und verschiedene andere Nahrungsmittel wie Eier, Nüsse, getrocknete Bohnen und Pökelfisch. Wir kauften auch ein Fass Cidre, wie ihn das zähe Volk dieser Gegend fast ausschließlich trinkt.
    werde nicht eher ruhen, bis sie beglichen ist.«
    Andernorts hätten wir vielleicht mehr für unser Gold bekommen -es war immerhin ein edler Ring -, aber wir waren bereits vollkommen ausgehungert und wussten nicht, wie weit es bis zum nächsten Markt war; außerdem war der Raum auf unserem Boot beschränkt, und zu viel zusätzliches Gewicht hätte es vermutlich zum Kentern gebracht. Wir handelten, so gut wir konnten, und tatsächlich bekamen wir auch, was wir benötigten; doch anschließend blieb uns nichts mehr übrig. Während Sarn und Padraig den Proviant auf dem Boot verstauten, erkundigten Roupen und ich uns nach dem Weg, der vor uns lag. Auch wenn der junge Herr den Fluss bereits heraufgekommen war und somit die ungefähre Strecke kannte, so konnte er sich doch nicht genau daran erinnern, wie lange die Reise gedauert hatte.
    »Vielleicht neun Tage«, sagte der Kaufmann, den ich fragte. »Zu dieser Jahreszeit allerdings«, er tippte sich mit einem schmutzigen Fingernagel an die Zähne, »bei diesem niedrigen Wasserstand ... da könnte es vielleicht auch etwas länger dauern.«
    Wir dankten ihm für seine Hilfe und wandten uns zum Gehen. Der Mann rief uns jedoch zurück und sagte: »Es ist nicht sonderlich schwer. Haltet Euch einfach an den Hauptkanal, bis Ihr Lyon erreicht, wo sich der Fluss mit einem anderen verbindet und den Namen wechselt.«
    »Und wie nennt man ihn dann?«
    »Die Rhône«, antwortete er. »Dort müsst Ihr Euch wieder an den Hauptkanal halten, dann dürftet Ihr keinerlei Schwierigkeiten haben. Ich sollte es wissen; ich war schon oft genug in Lyon.«
    »Aber wir wollen nach Marseille«, erklärte ich ihm. »Ist es von dort aus noch weit?«
    »O ja. An Eurer Stelle würde ich Marseille vergessen und statt-dessen nach Lyon gehen. Das ist besser so. In Lyon habe ich immer gute Geschäfte gemacht; die Leute dort sind sehr reich. Es ist anders als hier. Aber ich will mich nicht beschweren. Die Menschen hier arbeiten hart und wissen den Wert ihrer Waren zu schätzen.«
    Wir dankten ihm erneut für seinen hervorragenden Rat und setzten abermals an zu gehen, woraufhin er sagte: »Nach Lyon sind es noch sieben Tage - oder eher acht, würde ich sagen - bis Avignon, und von dort geht es ein Stück übers Meer nach Marseille. In Avignon solltet Ihr ein paar Tage bleiben. Die Kathedrale ist einen Besuch wert - oder sie wird es sein, wenn sie denn irgendwann einmal fertig wird. Sie haben gerade erst mit dem Bau begonnen, doch selbst der Rohbau ist atemberaubend. Noch nicht einmal Paris besitzt eine derart prächtige Kirche.«
    Roupen und ich kehrten zum Boot zurück. »Unser junger Herr Roupen hätte uns warnen können, dass es so weit ist. Er scheint sich an nahezu überhaupt nichts von seiner Hinreise zu erinnern«, bemerkte ich.
    »Bereust du, dass wir ihn mitgenommen haben?«, fragte der Mönch.
    Einen Augenblick lang dachte ich darüber nach. »Nein ... zumindest noch nicht«, antwortete ich. »Aber es ist noch ein weiter Weg bis nach Marseille.«
    Es war, wie der Kaufmann gesagt hatte: Vier Tage später erreichten wir ohne Schwierigkeiten Lyon und sechs Tage darauf Avignon, das - wie ich sehr zu meinem Unmut feststellen musste - noch nicht einmal in der Nähe des Meeres lag. Unser Ziel war noch mehrere Tagesreisen weit entfernt.
    Da ich das Gefühl hatte, uns laufe die Zeit davon, reisten wir weiter, ohne auch nur einen einzigen Blick auf die Stadt und ihre prächtige Kathedrale zu werfen. Als wir die erste Sandbank südlich der Stadt erreichten, war es bereits spät am Tag, und wir beschlossen, die Nacht am Ufer zu verbringen, bevor wir ab morgen das Boot wieder würden ziehen müssen. Wir gingen an einer Stelle an Land,

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