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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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seiner Freunde weiter.
    »Nun?«, verlangte der junge Herr zu wissen. »War das der Mann, der uns ausgeraubt hat?«
    »Nein«, antwortete ich ihm, »dieser Mann ist älter und schwerer; aber die Ähnlichkeit ist einfach zu groß, um nur Zufall zu sein.«
    Padraig nickte zustimmend. »Ob es Brüder sind?«
    »Das ist meine Vermutung.«
    »Ob sie nun Brüder, Schwestern oder Mann und Weib sind«, knurrte Roupen in ungewohntem Zorn, »ich sage, die Ochsen dort draußen gehören Dodu, und die Schweine sind mit Sicherheit jene, die den armen Bauern gestohlen wurden.«
    »Halte Frieden«, ermahnte ich ihn. »Aber so sicher, wie der Tag auf die Nacht folgt, so bin auch ich jetzt davon überzeugt.«
    »Warum laufen wir dann weg?«
    »Wir laufen nicht weg«, entgegnete ich und setzte mich wieder in Bewegung. »Wir suchen uns nur einen Ort zum Ausruhen.«
    »Ausruhen?«, Roupen kochte vor Wut. »Während sie uns auslachen und diese Tiere ungestraft quälen?«
    »Nein«, widersprach ich. »Während wir auf die Dunkelheit warten, auf dass sie uns hilft.«
    Unzufrieden verzog Roupen das Gesicht. »Feiglinge«, murmelte er.
    Padraig trat zu ihm. »Er meint«, erklärte der Mönch und legte dem jungen Mann die Hand auf die Schulter, »dass wir bis jetzt so schwach wie Tauben waren und daher nun so listig wie Schlangen werden müssen, um diese bösen Männer für ihre Taten zur Rechenschaft zu ziehen.«
    »Wir haben diesem Burschen Gelegenheit gegeben, uns höflich und gerecht zu behandeln«, fügte ich hinzu, »doch von nun an, werden wir unsere Geschäfte auf eine Art tätigen, die er versteht.« »Was hast du vor?«, fragte Roupen.
    »Wart es ab«, antwortete ich und ging weiter.

    ir legten uns auf einem benachbarten Feld unter eine große Heuraufe und dösten den ganzen langen Nachmittag hindurch. Sich in der Hitze des Tages auszuruhen war ausgesprochen angenehm, und erst als die Sonne bereits unterging, regten wir uns wieder. Ich hatte mir das Mühlenhaus und den Hof genau angesehen und wusste nun, wie wir vorgehen würden.
    Meine einzige Sorge galt den Hunden, die der Müller erwähnt hatte. Auch wenn ich die Tiere nicht gesehen hatte, so war ihre Existenz doch durch die unzähligen Hundehaufen auf dem Hof offensichtlich gewesen. Ich wusste weder, wie viele es waren, noch, ob sie groß und wild waren, oder ob es sich lediglich um kleine, aber laute Tiere handelte.
    »Die Ochsen werden uns keinerlei Schwierigkeiten bereiten«, erklärte ich meinen Mitdieben. »Es sind die Schweine, die sich als schwierig erweisen könnten. Selbst wenn es uns gelingen sollte, die Hunde nicht zu wecken, werden die Schweine zu quieken beginnen, sobald wir uns ihnen nähern.«
    Wir besprachen diese Fragen eine Zeit lang, dann sagte Padraig:
    »Überlass die Schweine mir. Ich werde mich schon um sie kümmern.« Mit diesen Worten stand er auf und ging aufs Feld hinaus, wo er sich flach auf den Bauch legte und die Arme ausbreitete.
    »Was macht er da?«, fragte Roupen.
    »Er betet«, antwortete ich.
    »Für die Schweine?«
    »Für uns alle.«
    Kurze Zeit später war auch das letzte Tageslicht verschwunden, und ein blaues Zwielicht hatte sich über das Tal gesenkt. Ich legte mich zurück und lauschte, während in der kleinen Flusssiedlung Stille einkehrte. Aus den Bäumen am Ufer drang das laute Krächzen von Krähen in ihren Nestern zu uns herüber und von den Feldern das vertraute Muhen der Kühe, die in ihre Pferche und Ställe zurückkehrten. Hier und dort bellte ein Hund oder klingelten Ziegenglocken. Als es schließlich vollkommen dunkel war, machten wir uns an die Arbeit.
    Nachdem Roupen an der Straße Stellung bezogen hatte, um den Weg zwischen Mühle und Ort zu beobachten und uns zu alarmieren, sollte jemand kommen, eilten Padraig und ich zu der Weide, wo Dodus Ochsen standen. Es war, wie ich erwartet hatte: Die Mauer war schlecht gemacht, und die Tiere waren für die Nacht nicht in den Stall gebracht worden. Auch hatte sich sonst niemand um sie gekümmert; sie waren ganz sich selbst überlassen. Rasch fanden wir eine Schwachstelle in der Mauer und lehnten uns dagegen, bis sie zusammenfiel.
    Dann schoben wir die herausgefallenen Steine beiseite, um den Durchbruch zu weiten, damit die Tiere die Stelle passieren konnten. Sonst mussten wir nichts weiter tun, um die Ochsen zu befreien, und so eilten wir auf die Weide. Ich löste die Fesseln der geduldigen Tiere und führte sie hinaus, während Padraig mir mit den Milchkühen folgte.
    Wieder bei

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