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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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beugte mich über ihn. »Könnt Ihr aufstehen, Herr?« Noch immer auf dem Boden kauernd nickte er. »Gut, dann wollen wir uns wieder auf den Weg machen.«
    Der Dieb griff im selben Augenblick an. Ich hatte das jedoch erwartet und war bereit. Er attackierte von meiner blinden Seite her und hatte die Arme ausgestreckt, um mich in seinem Griff zu erdrücken. Ich blieb hocken und ließ ihn kommen. Im letzten Augenblick senkte ich meine Schulter und stieß sie mit aller Kraft in ihn hinein. Ich traf ihn unmittelbar unter den Rippen und trieb ihm die Luft aus den Lungen. Er wurde zurückgeworfen und fiel mit dem Rücken auf die harte, ausgetrocknete Erde.
    Um das Urteil nicht länger hinauszuzögern, warf ich mich auf ihn und drückte ihm das Knie in die Kehle. Unfähig zu atmen wand er sich und schlug um sich, während seine Gesichtsfarbe von Rot zu Blau wechselte.
    »Tötet ihn nicht!«, schrie irgendjemand.
    Ich hob den Kopf und blickte in die Menge. »Ihr wart zum Töten nur allzu bereit, als ihr glaubtet, es sei ein Jude, den ihr erschlagt. Ich gebe diesem Verbrecher nur eine Kostprobe seiner eigenen Speise, und ihr fleht für ihn um Gnade. Ich wünschte, ihr hättet das auch für einen unschuldigen Fremden unter euch getan.«
    Der Raufbold unter mir hörte auf, sich zu wehren; seine Augenlider flatterten; seine Augen rollten in den Kopf zurück, und seine Gliedmaßen erschlafften. Erst dann ließ ich ihn los. Langsam stand ich auf. »Mörder!«, keuchte irgendjemand. »Er hat Garbus umgebracht!«
    »Der hässliche Kerl ist nicht tot«, erklärte ich. »Er schläft nur -auch wenn es der Stadt vielleicht besser ergehen würde, wenn es anders wäre.«
    Ich beugte mich vor, schob meine Finger unter den Gürtel des Räubers und riss ihn hart in die Höhe. Das bewirkte zweierlei: Zum einen stöhnte der Dieb laut auf, als plötzlich wieder Luft in seine Lungen drang, und zum anderen, sehr zum Erstaunen der Zuschauer, fiel Roupens Goldring aus dem Versteck im Gürtel des Mannes und rollte über den Boden.
    Ich hob den Ring auf und gab ihn Roupen. »Kommt, mein Herr, das Boot wartet. Dort werden wir uns den Staub dieses Ortes von den Füßen schütteln.«
    Ich legte dem jungen Mann den Arm um die Schulter und zog ihn fort. »Was ist mit den Vorräten?«, fragte Roupen, als wir den Platz verließen.
    »Flussabwärts werden wir andere Siedlungen finden«, antwortete ich. »Was wir brauchen, können wir auch dort kaufen. Ich will nichts mehr mit diesem Ort zu tun haben.«
    Als wir zum Boot zurückkehrten, wünschte ich Dodu, dem Schlepper, Lebewohl. Es tat ihm Leid, uns gehen zu sehen, und er sagte, würden daheim nicht Weib und Kinder auf ihn warten, er würde es als Segen betrachten, mit uns ins Heilige Land zu ziehen. Ich erwiderte, wir würden auf dem Heimweg nach ihm fragen. »Immerhin schulde ich dir noch etwas dafür, dass du unser Boot hierher gebracht hast.«
    »Nein, nein!«, rief er. »Ihr habt meine guten Ochsen gerettet. Ich sollte Euch etwas bezahlen!«
    »Dennoch«, sagte ich, »freue ich mich schon darauf, diese Schuld irgendwann begleichen zu können. Bis dann, mein Freund. Ich wünsche dir alles Gute.«
    Einige der neugierigeren Stadtbewohner waren uns zum Landesteg gefolgt. Als Sarn das Boot in den langsam dahinfließenden Fluss hinausschob, wandte sich Padraig an die Zuschauer. Auf Dodu deutend sagte er: »Dieser Mann ist ein Freund von mir. Von heute an werdet ihr ihn wie einen Bruder behandeln, denn eines Tages werde ich zurückkehren, und sollte ich erfahren, dass man ihm irgendein Leid zugefügt hat, werde ich den Zorn Gottes auf diesen Ort herabbeschwören. Glaubt ja nicht, dass ihr der Strafe für eure Sünden entkommen werdet.«
    Die Leute starrten uns mit offenen Mündern an; Padraigs Worte hatten sie zutiefst entsetzt. Die Strömung trug das Boot davon, und wir ließen die Menschen auf dem Landesteg stehen und uns voller Staunen hinterher blickten. Auch Roupen war einigermaßen erstaunt. Nachdem wir erst einmal sicher auf dem Fluss waren, zog er den Ring vom Finger, bot ihn mir an und sagte: »Du hast mir das Leben gerettet und dabei dein eigenes aufs Spiel gesetzt. Mein Vater wird dich reich belohnen. Betrachte dies als Zeichen und Vorgeschmack auf die Reichtümer, die dich erwarten.«
    Ich dankte ihm für seine Aufmerksamkeit, lehnte die Gabe jedoch ab und sagte: »Wenn ich deinen Ring nehme, besitzt du nichts mehr, womit du in der nächsten Siedlung Vorräte kaufen könntest. Wie du weißt, war

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