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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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Padraig sein Wissen hatte - allerdings wusste er offensichtlich weit mehr als ich.
    »Sie haben hier überwintert«, sagte ich. »Es gibt ein Kloster hier. Wir könnten die Mönche um Nahrung bitten, wenn es das ist, was du meinst.«
    »Komm. Ich werde dir zeigen, was ich meine.« Er machte sich auf den Weg den Kai entlang, und ich eilte ihm hinterher. Roupen und Sarn ließen wir zurück, um das Boot festzumachen und unsere Wasservorräte wieder aufzufüllen.
    Padraig suchte sich einen Weg zum Marktplatz in der Nähe des Hafens. Wie in den meisten Siedlungen dieser Größe, so gab es auch hier eine beachtliche Zahl älterer Einwohner, die sich auf dem Platz versammelten und bei einem Schwätzchen die Zeit vertrieben. Pa-draig grüßte sie respektvoll, und da sie sahen, dass wir Fremde waren, wollten sie wissen, wo wir herkamen und wo wir hingingen. Ich erzählte ihnen von unserer Absicht, ins Heilige Land zu pilgern, und alle nickten feierlich. Natürlich hatten alle von der Großen Pilgerfahrt gehört, und einige von ihnen behaupteten, Leute zu kennen, die daran teilgenommen hatten; demzufolge hatten sie auch so manche Geschichte zu erzählen. Wir unterhielten uns mit ihnen, bis sie von unserer Rechtschaffenheit überzeugt waren; dann sagte Padraig: »Mein Onkel überwinterte hier auf seiner Fahrt ins Heilige Land. Er war ein Priester, der in Begleitung einiger Nordmänner reiste. Vielleicht erinnert sich einer von euch an sie.«
    Die alten Männer schüttelten die Köpfe. Nein, sie erinnerten sich nicht, aber sie waren sicher, dass es durchaus so hätte gewesen sein können.
    »Damals hat hier auch ein Waffenschmied gelebt. Er hat sich mit dem Vater dieses Mannes hier angefreundet.« Mit diesen Worten deutete der Priester auf mich und beeindruckte unsere Zuhörer zutiefst. »Ich frage mich, ob er vielleicht noch hier lebt.«
    Unsere Gewährsmänner wurden sehr aufgeregt. Der Mann lebe noch immer hier, auch handele er sogar noch mit Waffen aller Art, die er allerdings lediglich an die Edelleute der Umgebung verkaufe. »Die Templer waren bei ihm«, berichtete ein zahnloser Alter stolz. »Das sind kämpfende Priester, wisst ihr? Das Beste ist gerade gut genug für sie.«
    Als sie nun erfuhren, dass wir uns auf dem Weg nach Marseille befanden, um uns der Templerflotte anzuschließen, waren sie erfreut, uns mitteilen zu können, dass vor kurzem ein Templerschiff in den Hafen eingelaufen sei, um die Waffen an Bord zu nehmen, die vor einem Jahr bestellt und bezahlt worden waren. »Sie waren auf dem Weg nach Marseille, wo sie drei Tage später die Segel in Richtung Heiliges Land setzen wollten.«
    »Vor wie vielen Tagen war das?«, erkundigte ich mich.
    »Vor vier«, antwortete der alte Mann. »Inzwischen dürften sie abgesegelt sein. Falls es die Templer waren, die Ihr gesucht habt, mein
    Freund, dann fürchte ich, Ihr habt sie verpasst.«
    Einer der anderen Männer meldete sich zu Wort. »Was redest du da, Arnal? Die Templer sind erst vor zwei Tagen hier gewesen.«
    »Es ist schon vier Tage her«, beharrte der Mann mit Namen Ar-nal. »Du glaubst wohl, ich könne einen Tag nicht mehr vom anderen unterscheiden, wie?«
    »Wann hast du wohl je einen Tag vom anderen unterscheiden können?«, erwiderte sein Freund. »Ich sage dir, die Templer waren erst vor zwei Tagen hier. Charles erinnert sich genauso gut daran wie ich.« Er wandte sich an einen dritten Mann und fragte ihn, vor wie vielen Tagen die Templer hier gewesen seien. Der alte Mann beugte sich vor, stützte sich auf seinen Stock und dachte einen Augenblick lang nach; dann öffnete er den Mund und schloss ihn wieder, dachte noch ein wenig nach und verkündete schließlich: »Vor drei Tagen.«
    »Da hast du's! Siehst du?«, rief Arnal triumphierend. »Ich habe dir ja gesagt, dass es nie im Leben erst vor zwei Tagen war.«
    »Wo könnten wir diesen Waffenschmied wohl finden?«, erkundigte ich mich und riss die Männer aus ihrem Streit. »Vielleicht könnte er uns ja weiterhelfen.«
    Sie sagten uns, wie wir Bezus Schmiede finden konnten, und wir dankten ihnen für ihre unschätzbare Hilfe und eilten auf der Suche nach der Schmiede davon. Wir kamen an der Priorei des heiligen Trophime vorbei, wo, wie Padraig sich erinnerte, Emlyn und seine Mönchsbrüder so manchen trüben Wintertag mit den Priestern von Arles debattiert hatten. Der Tag neigte sich seinem Ende zu, während wir durch die Straßen und Gassen in die Altstadt eilten.
    »Sie sagten, Bezus Schmiede sei einst

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