Der Gast des Kalifen
getroffen, der ihn ganz benommen vor Freude machte. »Meine Freunde!«, verkündete er plötzlich. »Kommt, und speist mit mir heute Abend. Wir werden dieses glückliche Zusammentreffen mit einem Festmahl feiern. Dann könnt Ihr mir auch erzählen, was aus meinem Gehilfen von einst geworden ist, seit ich ihn zum letzten Mal gesehen habe. Kommt! Mein Haus ist nicht weit weg von hier.«
»Nichts würde uns mehr gefallen, als mit Euch das Brot zu brechen, Bezu«, erwiderte ich, »aber wir reisen in Begleitung zweier Freunde, die am Hafen auf uns warten.« Rasch erklärte ich ihm, dass wir so schnell wie möglich nach Marseille gelangen mussten, um uns dort der Templerflotte anzuschließen.
»Die Templer«, sagte Bezu. »Ihr müsst wissen, dass einige von ihnen vor kurzem hier waren. Was habt Ihr mit den Soldaten Christi zu schaffen?«
Um die Geschichte nicht unnötig in die Länge zu ziehen, erzählte ich ihm, dass wir beabsichtigen, sie darum zu bitten, uns auf einem ihrer Schiffe ins Heilige Land mitzunehmen. »Morgen oder übermorgen segeln sie von Marseille ab. Wir müssen uns beeilen, wenn wir uns ihnen anschließen wollen, bevor sie Segel setzen.«
Der alte Waffenschmied nickte nachdenklich; dann rieb er sich die Hände und erklärte: »Das ist ja ein ausgesprochen glücklicher Zufall... wirklich ausgesprochen glücklich. Ihr könnt mir bei einem Problem helfen, das mir in letzter Zeit großes Kopfzerbrechen bereitet hat.«
»Wir wären glücklich, Euch auf jede nur erdenkliche Art helfen zu können.«, erwiderte ich und fügte hinzu, »vorausgesetzt natürlich, dass wir es anschließend noch immer rechtzeitig nach Marseille schaffen.«
»Aber das ist es ja gerade«, sagte Bezu. »Wie gesagt, die Templer waren vor ein, zwei Tagen hier. Sie kamen, um die Waffen abzuholen, die sie vor einem Jahr in Auftrag gegeben hatten. Inzwischen besitze ich noch zwei weitere Schmieden - habt Ihr das gewusst? Das ganze Jahr über hatten wir Tag und Nacht zu tun. Die Hämmer haben nicht einen Augenblick lang geschwiegen. Nun«, fuhr er fort und legte mir vertraulich seine harte Hand auf den Arm, »sie haben mich gebeten, ein paar Dolche für sie anzufertigen. Es sind besondere Waffen - für ihre Anführer. Kommt, ich werde sie Euch zeigen.«
Er drehte sich um und führte uns in einen winzigen Raum, der aus der alten römischen Mauer herausgebrochen worden war. Dort deutete er auf ein leuchtend rotes Stück Stoff, das einen Gegenstand auf dem Boden bedeckte, und bat Padraig, den Stoff beiseite zu ziehen. Der Mönch bückte sich, tat, wie ihm geheißen, und ein kleines, eisenbeschlagenes Holzkästchen kam zum Vorschein. »Öffnet es«, sagte Bezu. »Es ist nicht verschlossen.«
Padraig öffnete das Kästchen, dessen Innenseite mit roter Seide ausgeschlagen war, auf der sechs edle Dolche ruhten; die Klingen der Waffen waren mit eingelegtem Silber verziert, und ihre Hefte bestanden aus purem Gold. Jeder einzelne Dolch trug das Templerkreuz auf dem Knauf mit einem kleinen Rubin in der Mitte.
»Das sind wahrlich hervorragende Klingen«, erklärte ich. »Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen.«
Der Waffenschmied griff in das Kästchen und holte eine der Waffen heraus. »Ja, sie sind sehr gut«, bestätigte er und überprüfte die Ausgewogenheit der Klinge, bevor er sie an mich weiterreichte. »Mit den Goldarbeiten habe ich nichts zu tun. Ich habe einen alten Freund, einen Handwerker ohnegleichen, einen Goldschmied; er macht die Gold- und Silberarbeiten und auch die Gravuren. Wie ich selbst, so hat auch er im Augenblick mehr zu tun, als er bewältigen kann. Dieses Jahr war es besonders schlimm, und die Dolche waren noch nicht fertig, als die Templer hier eingetroffen sind.« Er lächelte. »Ich habe ihnen gesagt, ich würde sie ihnen bringen, sollten sie eintreffen, bevor die Flotte Segel setzt. Da Ihr nun ohnehin nach Marseille un-terwegs seid, würde es mir viel Arbeit ersparen, wenn Ihr sie für mich abliefern könntet. Was sagt Ihr?«
Padraig warf mir einen kurzen Blick zu und nickte als Zeichen, das ich das Angebot annehmen solle. »Nun gut«, antwortete ich, »es wäre uns eine Ehre, Euch in dieser Weise dienlich sein zu können. Überlasst es uns, und macht Euch keine Sorgen mehr.«
»Ah«, seufzte der Waffenschmied zufrieden. »Da fällt mir doch ein Stein vom Herzen. Habt Dank. Und jetzt«, erklärte er, »auf zum Abendessen! Kommt mit mir, und sorgt euch nicht um eure Freunde. Ich werde einen meiner Gesellen
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