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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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Vater wäre vermutlich nie nach Hause zurückgekehrt.«
    »Viele haben ihre Heimat niemals wiedergesehen«, erklärte der Templer. Sein Interesse war unübersehbar, und er musterte mich von Kopf bis Fuß, während er sagte: »Aber Ihr missversteht mich: Ich sprach von dem jungen Bohemund, dem Sohn jenes illustren Fürsten. Nicht dass das viel zu bedeuten hätte, denn der Sohn gleicht dem Vater sehr. Doch unglücklicherweise besitzt er unter anderem auch dessen unstillbaren Appetit.«
    Er fuhr fort zu erklären, dass Bohemund II. Sohn von Bohemund von Tarent, inzwischen das Mannesalter erreicht hatte und ins Heilige Land gezogen war, um sein Erbe zu beanspruchen. Nicht zufrieden damit, das Fürstentum Antiochia in seinem gegenwärtigen Zustand zu übernehmen, hatte er beschlossen, die Grenzen so weit wie möglich auszudehnen.
    »Seitdem er vor vier Jahren ins Heilige Land gekommen ist«, sagte Renaud, »hat der junge Fürst mehrere erfolgreiche Feldzüge unternommen und einen Großteil der Ländereien zurückgewonnen, die nach dem Tod seines Vaters verloren gegangen waren. Er ist ein ruheloser Jüngling und ein hervorragender Kämpfer.« De Bracine-aux warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu. »Und er wird nicht ruhen, ehe er nicht alles zurückgewonnen hat.«
    »Und das ist der Grund für all den Ärger«, vermutete ich.
    »Genau«, bestätigte der Templer. »Der Nordteil des Landes gehört inzwischen zum Fürstentum Armenien. Als der Vater des jungen Bo-hemund es sich einst genommen hat, hat sich ihm niemand widersetzt. Damals war das Land schon jahrelang unter seldschukischer Herrschaft gewesen, und die armenischen Fürsten hatten alle Hände voll damit zu tun gehabt, das Wenige zu verteidigen, das ihnen geblieben war.«
    Es ist leicht, sich vorzustellen, was geschehen war. Als der Templer mit seiner Geschichte fortfuhr, konnte ich die Ereignisse um den jungen Fürsten förmlich sehen wie die Bewegungen von Figuren auf einem Schachbrett. Nachdem die Türken vertrieben worden waren, hatte Roupens Volk rasch seine Herrschaft erneuert, und das ohne Zweifel in der Erwartung, dass ihre Glaubensbrüder ihren rechtmäßigen Anspruch anerkennen würden, in diesem Punkt waren sie jedoch enttäuscht worden; ihre Forderungen nach Wiedergutmachung waren ebenso wenig beachtet worden wie ihre Rufe nach Gerechtigkeit ... bis das Unglück über den allzu gierigen Fürsten von An-tiochia hereingebrochen war.
    Am Ende zerstritt sich Bohemund doch noch mit Kaiser Alexios, und seinem grenzenlosen Ehrgeiz wurde ein Riegel vorgeschoben. Nach einer verheerenden Niederlage gegen die Griechen war der große Fürst gezwungen gewesen, das umstrittene Land abzutreten, welches daraufhin an die armenischen Fürsten gefallen war. So gelang es den Armeniern mit Hilfe des griechischen Kaisers doch noch, ihr altes Territorium wiederzugewinnen.
    »Aber der Frieden dieser letzten Jahre wird nicht lange anhalten«, erklärte Renaud düster. »Der junge Bohemund II. ist so eigenwillig und stur wie sein Vater. Ich fürchte, es wird schon bald zum Blutvergießen zwischen diesen beiden Häusern kommen.«
    Er schien eine Antwort von mir zu erwarten, doch ich konnte mir nicht vorstellen, warum er mir das alles überhaupt erzählte, und so wusste ich auch nicht so recht, was ich darauf erwidern sollte. »Eure Offenheit ist sowohl willkommen als auch wohltuend«, sagte ich; »aber es hieße, Euch anzulügen, wenn ich behaupten würde, in dieser Angelegenheit irgendwelchen Einfluss zu besitzen.«
    »Natürlich«, räumte der Ritter ein. »Ich verstehe. Ich dachte nur, dass Euch dieses Wissen vielleicht nützlich sein könnte - besonders angesichts Eurer Freundschaft mit dem jungen Herrn Roupen. Selbstverständlich weiß ich, dass Ihr Euch Eurer Christenpflicht durchaus bewusst sein würdet, solltet Ihr Euch in der Lage sehen, den jungen Herrn zu beeinflussen.«
    Das verwirrte mich ein wenig. Ich wusste nur allzu gut, dass der Templer von mir verlangte, mich in seinem Sinne in die Angelegenheit einzumischen, doch ich wusste nicht, was genau er von mir erwartete. »Bitte«, sagte ich, »sprecht offen mit mir. Mir sind die Intrigen und Verschwörungen des Ostens nicht bekannt. Wenn Euch irgendeine Sorge plagt, dann sagt es mir. Ich versichere Euch, ich werde mich Euren Worten nicht verschließen.«
    Renaud nickte und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Als Komtur unseres Ordens in Antiochia hat mich Seine Heiligkeit Papst Honorius damit beauftragt,

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