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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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den Frieden zu wahren - nicht nur in der Stadt, sondern auch im Land. Zugleich bin ich jedoch dem Landesherrn verpflichtet, der uns in seiner Gnade das Recht gewährt hat, in seiner Stadt eine Komturei zu errichten.« Er blickte mich bedeutungsvoll an. »Offener kann ich es Euch nicht erklären.«
    Nun erkannte ich endlich, mit welchem Problem er zu kämpfen hatte. Um den Frieden zu wahren, würde er Bohemund im Falle eines Falles die Treue verweigern müssen - eine Tat, die die Vertreibung der Templer aus Antiochia zur Folge haben würde.
    Doch auch wenn ich seine Einschätzung der Lage anerkannte -ich hatte keinen Grund, das Gegenteil zu glauben -, konnte ich nicht anders, als zu fragen: »Warum erzählt Ihr mir das alles? Ich bin nur ein einfacher Pilger auf dem Weg ins Heilige Land. Ihr jedoch sprecht von den Angelegenheiten der Könige und Fürsten, und so wäre Euch vermutlich besser gedient, würdet Ihr dort um Rat nachsuchen.«
    Renaud lächelte verbittert. »Ihr habt natürlich Recht. Ich werde Euch nicht länger behelligen.« Er schickte sich an davonzugehen.
    Ich ergriff ihn jedoch am Arm und hielt ihn fest. »Erzählt uns ruhig, was Euch auf dem Herzen liegt. Wem sollte es schaden?«
    Renaud warf einen kurzen Blick auf Padraig und presste die Lippen aufeinander. »Ich habe alles gesagt, was ich sagen wollte.«
    »Dann geht«, erwiderte ich und ließ ihn los. »Denn wenn Ihr den Rat eines Priesters der Cele De so wenig schätzt, dann verdient Ihr das Leid, das Euer Schweigen mit sich bringt.« Ich deutete auf Pa-draig und erklärte: »Dieser Mann ist mein Freund und Berater, mein anam cara, der wahre Freund meiner Seele. Ich teile meine innersten Gedanken mit ihm, und er ist mir im Leben nicht nur Gefährte, sondern auch Freund. Sprecht mit mir, oder haltet Eure Zunge im Zaum. Es ist Eure Entscheidung. Doch Ihr müsst wissen, dass ich alles, was Ihr von mir verlangt, mit meinem weisen Berater besprechen werde.«
    Renaud nickte knapp. Er war nicht gewöhnt, dass man so mit ihm sprach, und es gefiel ihm ganz und gar nicht, doch war er Manns genug, den Sinn in meinen Worten zu erkennen. Weder schickte er mich fort, noch drehte er sich einfach um; stattdessen schluckte er abermals seinen Stolz hinunter und sagte: »Verzeiht mir, Priester.« Mit ehrlicher Demut verneigte er sich vor Padraig. »Ich wollte Euch gegenüber nicht respektlos sein.«
    Padraig nickte verzeihend. »Ich vergebe Euch. Wenn es Eure Seele erleichtert, werde ich mich ein Stück von Euch entfernen, damit Ihr in Ruhe mit Duncan sprechen könnt.«
    »Nein«, erwiderte der Templer nach kurzem Nachdenken, »das ist nicht notwendig. Ich bin nun schon so weit gegangen; jetzt sollte ich die Angelegenheit wohl auch zu Ende bringen.«
    Er drehte sich um und setzte sich wieder in Bewegung; die Hände hatte er nach wie vor hinter dem Rücken verschränkt und den Blick gen Boden gerichtet. Da es allmählich dunkel wurde, eilten Seeleute herbei, um die Fackeln in den eisernen Halterungen an Bug und Mastfuß zu entzünden. Schweigend schlenderten wir übers Deck, bis wir wieder allein waren.
    »Was ich nun sagen werde, würde mein Lehnsherr als Verrat betrachten, sollte es ihm jemals zu Ohren kommen«, erklärte Renaud.
    Seiner Stimme war deutlich anzumerken, wie angespannt er war, und ich wusste, dass er nun zum Kern seiner Furcht kommen würde. Ich versuchte, ihn zu beruhigen. »Ich gebe Euch mein Wort: Wir werden Euer Vertrauen nicht missbrauchen.«
    »Den ganzen Sommer über hat Fürst Bohemund auf seinen einstigen Besitzungen in Sizilien Männer angeworben«, berichtete uns der Komtur. »Er benutzt Schiffe, die in Diensten der Templer stehen, um diese Männer nach Antiochia zu bringen.«
    Ich vermochte noch nicht einmal eine Spur von Verrat in diesen
    Worten zu erkennen, und das sagte ich dem Ritter auch.
    »Nein«, erwiderte er. »Euch das zu sagen ist in der Tat kein Verrat, denn jedermann weiß es. Was jedoch niemand auch nur vermutet, ist, dass der kühne Fürst noch diesen Sommer einen Überraschungsangriff auf Anavarza plant.« Er blieb stehen und drehte sich zu mir um. »Seht Ihr?«, sagte er mit grimmiger Entschlossenheit. »Jetzt habe ich Euch etwas verraten, was die Niederlage meines Herrn und vielleicht sogar den Untergang von Antiochia bedeuten könnte. Dieses Wissen bedeutet Macht. Nutzt sie weise.«
    Ich spürte förmlich, wie meine Seele unter der Last dieser plötzlichen Verantwortung zusammenzubrechen drohte, die mir so unvermittelt

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