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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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nicht nur das Armband geschenkt, sondern auch Sue.
    Händchen haltend schlenderten sie weiter den Mittelgang entlang.
    Sie spielten noch ein paarmal an verschiedenen Ständen, gewannen jedoch nichts mehr.
    Sie fuhren mit dem Wagon Wheel, einem Karussell, bei dem man in einer sich um die eigene Achse drehenden Kabine saß und gegeneinander gedrückt wurde.
    Sie aßen pinkfarbene Zuckerwatte, die um einen Papierkegel gewickelt war. Danach kehrten sie zu den Toiletten zurück, um sich die klebrigen Hände zu waschen.
    Sie stellten sich bei den Crazy-Horse-Stromschnellen an. Sue stand mit dem Rücken zu Neal, der die Arme um ihre Taille gelegt hatte, und drückte ihren Hintern an ihn. Dann saßen sie mit vier anderen Leuten in einem Schlauchboot, das im Wildwasser herumgewirbelt wurde, die Stromschnellen hinunterhüpfte und unter Brücken und Wasserfällen hindurchraste. Am Ende der Fahrt waren sie nass bis auf die Knochen.
    Tropfend stiegen sie aus dem Boot.
    Wegen der nassen Kleider kam ihnen die Nacht nun kühl vor. Sie liefen krummbeinig, lachend und buckelig in ihren am Körper klebenden Hemden durch die Gegend.
    Neal ging voran zu einem Souvenirstand in der Nähe. Er kaufte zwei große blaue Sweatshirts. Auf der Vorderseite waren goldene gekreuzte Säbel abgebildet, auf der Rückseite stand: THE FORT, NEW HOPE, NEVADA.
    In der Dunkelheit etwas abseits des Mittelgangs packte Neal die Sweatshirts aus der Plastiktüte. Sie trockneten sich damit das Haar, das Gesicht und die nackten Arme ab. Während Sue sich die Beine abwischte, zog Neal sein Hemd aus und schlüpfte in das neue Sweatshirt. Es war trocken und innen weich. Sue sah ihn stirnrunzelnd an.
    »Einer der Vorteile, wenn man ein Junge ist«, sagte er.
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Wenn du es nicht über dein Hemd ziehen willst, können wir noch mal zu den Klos gehen.«
    »Was soll’s?«, sagte Sue. Sie ließ ihr nasses Hemd an und zog sich das Sweatshirt über den Kopf, ohne ihre Arme in die Ärmel zu stecken. Die gekreuzten Säbel beulten sich aus und verdrehten sich. Es sah aus, als würden ein paar Eichhörnchen unter ihrem Sweatshirt herumflitzen. Die leeren Ärmel baumelten an den Seiten herab. Dann kam eine Hand unten aus dem Sweatshirt hervor, und sie klemmte sich ihr nasses blaues Hemd zwischen die Knie. Einen Augenblick später schlüpften ihre Arme in die Ärmel.
    Doch ihre Hände tauchten nicht auf. Sie schlug mit den Bündchen nach Neal, ehe sie die Ärmel hochkrempelte.
    Sie warfen ihre nassen Hemden in die Plastiktüte, in der die Sweatshirts gewesen waren. Neal legte auch die Stofftiere, Dart und Spielberg, hinzu.
    »Das ist so schön kuschelig.« Sue rieb sich über die Oberarme. »Als wäre man ganz in eine große warme Decke gewickelt.« Sie zupfte am Saum des Sweatshirts, und ihr schwarzer Lederrock verschwand darunter. »Sieht aus, als hätte ich was verloren!« Lachend zog sie das Sweatshirt so weit hoch, dass man ein paar Zentimeter des Rocks sehen konnte. »Ah, da ist er ja!«
    Als sie weitergingen, trug Sue die Tüte. Neal legte einen Arm um ihren Rücken. Wenn er mit der Hand über den dicken weichen Stoff strich, konnte er ihre Haut darunter spüren.
    Als Nächstes kamen sie zum Riesenrad, dessen Kabinen aussahen wie Postkutschen.
    Sie stellten sich in die Schlange. Sue stand vor Neal und lehnte sich wie vorhin leicht gegen ihn. Er umarmte sie. Wegen der Sweatshirts fühlte es sich jetzt noch kuscheliger an. Sue streichelte seine Hände. Sie sahen zu, wie Fahrgäste aus dem Riesenrad stiegen und neue hineinkletterten.
    Jedes Mal, wenn neue Leute zustiegen, schlug hinter ihnen die Tür der Kabine zu, das Rad drehte sich ein Stück weiter und hob sie in die Luft, während sich die nächste Kabine auf die Einstiegsplattform senkte.
    Bei jedem Halt schwangen die Kabinen wild hin und her. Doch dann begann sich das Riesenrad schnell zu drehen, hob die Kabinen hoch in den Nachthimmel und ließ sie auf der anderen Seite wieder hinunterfallen.
    »Großer Gott«, murmelte Sue.
    »Was ist los?«
    Sie drehte sich um und sah zu ihm auf. »Was hältst du davon, woanders hinzugehen? Ich meine, ich tu schon mitfahren, wenn du unbedingt willst, aber … ich hab mir schon auf der Achterbahn beinah in die Hose gemacht. Dieses Riesenrad ist … ganz schön hoch.«
    »Bist du sicher?«
    »Ich bin sicher, dass es hoch ist.«
    »Bist du sicher, dass es dir hinterher nicht leidtut, es verpasst zu haben?«
    »Was meinst du?«
    »Mir ist es egal.«
    »Dann

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