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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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keuchten sich gegenseitig in den Mund.
    Neal riss die Augen auf und sah die bunte Lichterkette am Geländer aufleuchten.
    Der Sitz schien unter ihm in die Tiefe zu stürzen.
    Und dann ging es hinab – ein Zug, der über eine Klippe rast.
    Hinter ihnen wurde gekreischt und in die Hände geklatscht.
    Sues riss ihre Hand von seinem Penis. Sie hatte es so eilig, sich nach vorn zu drehen und abzustützen, dass sie seine Hand zwischen ihren Schenkeln einklemmte.
    »Hey!«, schrie Neal.
    »Ha!«, kreischte sie und spreizte die Beine.
    Neal zog die Hand heraus. Er klammerte sich an den Sicherungsbügel und stützte sich mit den Beinen ab, während der Wagen weiter hinabschoss.
    Die warme Nachtluft wehte um seine Erektion.
    Der Strom ist wirklich genau im richtigen Moment zurückgekommen.
    Sieh es von der guten Seite – wir hängen nicht mehr fest.
    Was mache ich jetzt?
    Am Ende der gigantischen Talfahrt raste der Wagen in eine Rechtskurve, und die Schienen führten hinauf in ein Gewirr aus weißen Balken. Neal traute sich, den Sicherungsbügel loszulassen, und stopfte seinen Penis zurück in die Unterhose.
    Er wischte seine glitschige linke Hand so gut wie möglich an der Unterhose trocken, schloss Reißverschluss, Hosenknopf und Gürtel – wobei er sich zwischendurch immer wieder festhalten musste. Erst fünf oder zehn Sekunden, bevor die Fahrt zu Ende war, hatte er es geschafft.
    Der Sicherungsbügel öffnete sich automatisch. Mit zitternden Knien stand Neal auf und trat auf die Plattform. Er drehte sich zu Sue um, die mit rotem Kopf auf unsicheren Beinen hinter ihm stand. Als sie ihm in die Augen sah, hob sich ein Mundwinkel. Neal reichte ihr mit atemlosen Lachen die Hand und half ihr auf die Plattform.
    Nebeneinander taumelten sie zum Ausgang.
    Er sah an sich hinab. Sein Hemd hing aus der Hose.
    Bei Sue war es das Gleiche – doch sie trug es immer so.
    Außerdem standen bei ihr ein paar Knöpfe offen.
    Wir müssen aussehen, als hätten wir einen Ringkampf veranstaltet.
    Als sie sich dem Ausgang näherten, sah ein rothaariger Mann in Kavallerieuniform zu ihnen herüber und sagte: »Tut mir leid, dass es Schwierigkeiten gab.«
    »Kein Problem«, entgegnete Neal.
    »Geht es euch beiden gut?«, fragte er.
    »Alles in Butter«, sagte Sue. »Das war die beste Achterbahnfahrt meines Lebens.«
    Doch sie waren beide ziemlich verschwitzt.
    Es dauerte nicht lang, bis sie eine Toilette fanden. An den Türen stand KRIEGER und SQUAWS.
    »Meinst du, es stört jemanden, wenn wir in dieselbe gehen?«, fragte Sue.
    »Dann werden wir vermutlich verhaftet.«
    »Ja. Sehr wahrscheinlich.« Sie drückte seine Hand. »Du haust mir doch nicht ab, oder?«
    »Warum sollte ich?«
    »Ich fühl mich so verdammt gut, dass ich das Gefühl hab, es geht bald zu Ende.«
    »Da täuschst du dich.«

33
    33
    Für Neal hatten sich auf dem Zenit des Pony-Express die Dinge geklärt. Die Zweifel waren von ihm abgefallen. Er wusste noch nicht, was er wegen Marta unternehmen sollte, aber er war sich über seine Gefühl für Sue im Klaren.
    Nachdem sie aus der Toilette kamen, sprachen sie nicht davon, sofort ins Hotel zurückzukehren.
    Das Hotel und das, was dort mit Sicherheit passieren würde, konnten warten.
    Sie fuhren fort mit der Besichtigung von The Fort, gingen langsam nebeneinander, hielten sich an der Hand und lachten oft über Kleinigkeiten. Manchmal kam zwischen ihnen ein merkwürdig langes Schweigen auf. Und wenn sie still dastanden oder saßen, blickten sie sich immer unverwandt in die Augen.
    An einem Stand warf Neal Pfeile, traf drei Ballons und gewann für Sue ein pinkfarbenes Stoffkätzchen, das kaum größer als ihre Hand war. Sie taufte es auf den Namen Dart. An einer anderen Bude traf sie mit einem Basketball in den Korb und gewann einen kleinen grünen Stoffdinosaurier. »Der ist für dich«, sagte sie und reichte ihn Neal. »Wie soll er heißen?«
    Er dachte darüber nach, dann sagte er: »Spielberg.«
    Sie lachte und umarmte ihn.
    Neal stopfte die Stofftiere in die weiten tiefen Taschen seiner Hose. Als er Dart in die linke Tasche steckte, ertastete er das Armband darin.
    Das Gold fühlte sich glatt und weich an, und er musste lächeln.
    Unser fantastisches Armband. Ohne das Armband wäre das alles nicht passiert.
    Sue hatte es benutzt und missbraucht, indem sie in seine Privatsphäre eingedrungen war, und ihn damit wütend gemacht. Doch das hatte dazu geführt, dass sie keine Fremden mehr waren.
    Danke, Elise. Vielen Dank. Du hast mir

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