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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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wahrscheinlich ihr Mann.
    »Passiert so was öfter?«, erkundigte sich die Frau.
    »Ich weiß nicht. Wir …«
    »Achtung«, dröhnte es aus einem Megafon. »Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, murmelte Sue.
    Neal wandte sich nach vorn. Er blickte an der Seite hinunter und sah einen stämmigen Mann, der den Kopf in den Nacken gelegt hatte und ein Megafon an seinen Mund hielt.
    »Es hat sich ein vorübergehender Stromausfall ereignet. Wir bedauern die Unannehmlichkeiten, die Ihnen dadurch entstehen. Aber Sie befinden sich in keinerlei Gefahr. Ich wiederhole: Sie sind in Sicherheit. Solange Sie sitzen bleiben. Bleiben Sie bitte in Ihren Sitzen. Versuchen Sie nicht hinauszuklettern. Das Problem wird bald behoben sein, dann werden wir Sie sicher zur Terra firma zurückbringen.«
    »Terrorfirma?«, fragte Sue. »Wovon zum Teufel redet der?«
    »Vom Erdboden.«
    »Warum hat er das so ausgedrückt?«
    »Es sollte vermutlich gewählt klingen.«
    »Meinst du, wir sind hier oben wirklich sicher?«
    »Klar.«
    Wenn sonst nichts schiefgeht.
    »Ich fühl mich aber nicht sicher. Es ist so hoch.«
    Neal drehte sich, so weit er konnte, zu ihr. Sein rechtes Bein drückte gegen ihr linkes. Sie legte eine Hand auf seinen Oberschenkel und schmiegte ihr Gesicht an seine Brust. Er strich mit der linken Hand über ihr Haar.
    »Geht’s dir gut?«, fragte er.
    »Ich hab bloß Angst«, sagte sie. Ihr Mund berührte sein Hemd, und er konnte ihren warmen Atem spüren. »Es gefällt mir einfach nicht, so hoch oben festzusitzen. Ich mag das nicht.«
    »Es gibt einen Ausweg«, sagte Neal.
    »Welchen denn?«
    Er zog das Armband aus der Tasche und zeigte es ihr.
    »Leg es an, küss es und flieg davon. Du kannst in ungefähr zwei Sekunden auf der ›Terrorfirma‹ sein.«
    »Stimmt«, sagte sie. Dann klatschte sie ein paarmal spielerisch mit der Hand auf seinen Oberschenkel. »Willst du mich loswerden?«
    »Es könnte sein, dass wir stundenlang hier oben festsitzen. Ich weiß, was für eine Angst du hast. Also, benutze es ruhig. Es gibt keinen Grund, warum du hier oben leiden solltest. Flieg einfach weg und amüsier dich. Besuch ein paar Leute da unten. Du könntest sogar zurück zum Hotel gehen und jemanden suchen, der etwas Leckeres isst oder sich ein paar Drinks an der Bar genehmigt.«
    »Oder ich könnte mir ein Mädel suchen, das gerade flachgelegt wird.«
    Neal errötete und stieß ein nervöses Lachen aus. »Ja. Oder das.«
    Sue löste ihr Gesicht von seiner Brust. Selbst in der Dämmerung konnte er sie grinsen sehen. »Hast du das schon mal gemacht? Bist du in jemandem gewesen, der es getan hat?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Hat sich nicht ergeben. Ich hatte kaum Gelegenheit, das Ding zu benutzen. Außerdem stehe ich nicht so auf Sex mit Fremden.«
    »Du könntest es mit jedem treiben. Immer, wenn du Lust hast. Irgendjemand tut es ja immer irgendwo. Du musst ihn nur dabei erwischen.«
    »Da hast du wahrscheinlich recht«, sagte Neal.
    »Erzähl mir nicht, dass du noch nicht daran gedacht hast.«
    Neal musste grinsen. »Ich glaub, es ist mir schon mal durch den Kopf gegangen.«
    »Du müsstest dir noch nicht mal wegen AIDS oder so Gedanken machen.«
    »Das macht mir sowieso keine großen Sorgen.«
    »Warum nicht?«
    »Ich passe auf, mit wem ich ins Bett gehe. Seit meiner letzten Untersuchung mit niemandem außer Marta.«
    »Du könntest es dir bei ihr holen.«
    »Nein. Sie ist völlig gesund.«
    »Glaubst du?«
    »Ich weiß es.«
    »Und wenn sie mit anderen rummacht?«
    »Marta tut so etwas nicht.«
    »Wieso bist du dir da so sicher? Hast du das Armband bei ihr benutzt?«
    »Nein. Natürlich nicht. Und das habe ich auch nicht vor.«
    »Ich übernehm das für dich.«
    »Nein.«
    Sues Grinsen wurde breiter. »Hast du Angst, ich könnte rausfinden, dass sie noch einen anderen hat?«
    »Warum lassen wir Marta nicht einfach aus dem Spiel?«
    »Okay. Ich wollte dir nur helfen. Ich meine, ich will auf keinen Fall, dass du krank wirst und stirbst. Wenn sie fremdgeht …«
    »Sie geht nicht fremd.«
    »Wenn du es sagst.«
    »Ja. Hör zu, willst du jetzt das Armband benutzen und von hier verschwinden?«
    Sie schwieg eine Weile und dachte offenbar darüber nach. »Nein«, sagte sie dann, »mir geht’s schon besser. Wenn man sich unterhält, hat man weniger Angst.«
    »Es scheint zu helfen«, gab Neal zu.
    »Also reden wir am besten weiter, oder?«
    »Ich glaub schon.«
    »Kommen wir zurück zu

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