Der Gast: Roman
Ordnung, sagte er sich. Sie spielt nur mit mir. Das mit dem Schnürsenkel hat sie sich nur ausgedacht, damit ich ihre Hand loslasse.
»Spielen wir Verstecken?«, fragte er.
Immer noch keine Antwort.
Vielleicht ist ihr doch etwas zugestoßen.
Das ist verrückt, dachte er. Sie war gleich neben mir. Ich hätte gehört, wenn …
Es sei denn, es war etwas Lautloses.
Und was?, fragte er sich. Sie war mit Sicherheit nicht angegriffen worden … nichts dergleichen.
Sie macht nur Blödsinn.
»Also«, sagte Neal, »ich weiß nicht, was du vorhast, aber ich gehe jetzt. Kommst du mit?«
Keine Antwort.
»Okay. Tschüss. Bis dann. Adios. Hat mich gefreut, dich kennenzulernen. Es war wirklich fantastisch. Mach’s gut.«
Etwas schlang im dunklen Gang von hinten seine Arme um ihn. Neal zuckte zusammen und schnappte nach Luft. Er packte die Handgelenke vor seiner Brust, um sich zu wehren. Eine Stimme flüsterte: »Du gehst nirgendwohin, Kumpel.«
Er ließ die Arme sinken. »Sehr witzig«, sagte er.
»Hab ich dich erschreckt?«
»Ja, du hast mich erschreckt. Ein bisschen.«
»Du hast gezuckt.« Obwohl ihre Stimme nur ein sanftes Flüstern war, hörte er die Begeisterung darin.
»Ich wusste, dass du mich reinlegen wolltest«, erklärte er. »Aber dann habe ich mir trotzdem Sorgen um dich gemacht.«
»Wirklich?«
»Ja, wirklich.«
»Das ist nett von dir«, sagte Sue.
Ihre Arme lagen locker um seinen Brustkorb, also drehte er sich um. Obwohl sie direkt vor ihm war, konnte er nur völlige Schwärze sehen. »Ich bin vielleicht einfach ein bisschen zu empfindlich, was den Verlust von Leuten angeht«, sagte er.
»Bist du froh, dass du mich nicht verloren hast?«
»Ja.« Neal legte die Hände auf ihre Taille und spürte nur nackte Haut. Er ließ sie nach unten gleiten, über ihre Hüften und die weichen Hinterbacken. Keine Kleider, nur Haut. »Wow«, sagte er.
»Selber wow.«
Neal strich über die nackte Haut bis hinauf zu den Achseln.
Er schluckte mühsam und flüsterte: »Du bist verrückt.«
»Ich wollte dich nur ein bisschen überraschen.«
»Du bist voller Überraschungen.«
»Ja.«
Er legte die Hände auf ihre Brüste und rieb mit den Handflächen über die steifen Nippel.
Sue schien ein Schauder zu durchlaufen.
Neal bückte sich und küsste eine Brustwarze. Er drückte sie mit den Lippen, dann öffnete er den Mund und saugte sie ein, schmeckte sie, erkundete sie mit der Zunge. Sue legte stöhnend die Hände auf seinen Hinterkopf. Sie zerwühlte sein Haar und drückte seinen Mund fester gegen ihre Brust.
Er schob eine Hand zwischen ihre Oberschenkel.
»Iiih, guck mal da!« Die Stimme eines kleinen Mädchens.
Sues Hand erstarrte auf Neals Schopf. Er zog seinen Kopf zurück. Mit einem Schmatzen glitt die Brust aus seinem Mund.
Als er sich umsah, entdeckte er ein schwaches rotes Leuchten am Ende des Gangs.
»Scheiße!«, keuchte Sue leise. »Was sollen wir jetzt machen?«
»Wo sind deine Klamotten?«
»In der Tüte.«
Wo ist die Tüte?, fragte sich Neal.
Es ist sowieso zu spät.
»Das ist nicht echt«, sagte eine Frau.
»Doch«, sagte ein Junge. »Was glaubst du denn, was sie mit ihren Schwertern gemacht haben? Marshmallows geröstet? Nein. Sie haben damit Rothäute geköpft.«
»Amerikanische Ureinwohner«, sagte ein erwachsener Mann.
Scheiße! Eine ganze Familie!
Einen Augenblick später erlosch das rote Licht.
Als Nächstes würden sie zu den Geiern kommen, die die Leiche fraßen.
Wie weit ist das von hier?, fragte sich Neal.
Viel zu nah.
»Was sollen wir machen?«, fragte Sue.
Neal schlang die Arme um sie, hob sie hoch und rannte los. Nach drei schnellen Schritten stieß er mit ihr gegen eine Wand. Obwohl die Wand offenbar gepolstert war, ächzte sie beim Aufprall. Neal verzog das Gesicht, als er den Schmerz in seinen zerkratzten Unterarmen spürte.
»Was war das?«, fragte das kleine Mädchen. Sie klang ängstlich.
»Geister und Dämonen«, sagte der Junge. »Sie kommen dich holen.«
Das Mädchen stieß ein Jammern aus.
»Das reicht jetzt, junger Mann«, sagte der Mann, den Neal für den Vater hielt.
»Ich habe es auch gehört, Tom«, meinte die Frau.
»Crazy Horse will dich skalpieren, Molly.«
»James!«
»Uhh-uhh-uhh-uuh-uuh!«, imitierte James ein Kriegsgeheul.
»Uhh-uhh-uhh-uuh-uuh-jaaahhh!« Das war Sue – ein abgedroschener und übertriebener Schrei, der sich zu einem irren Heulen steigerte.
Beide Kinder kreischten entsetzt auf. »Scheiße!«, rief ihr Vater
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