Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
und die halbe Million kassieren wir auch noch.«
    »Lasst uns trotzdem nachsehen, ob er im Telefonbuch steht«, meinte Marta. Sie stand auf und ging aus dem Zimmer. Ein paar Minuten später kam sie mit dem dicken Buch zurück. Sie setzte sich neben Neal, schlug es auf ihrem Schoß auf und blätterte durch die Seiten. »Wie schreibt man das, G-L-I-T?«
    »Mit zwei T«, sagte Neal. »Glaube ich zumindest. Ich habe den Namen nicht geschrieben gesehen. Aber als er mit sich selbst gesprochen hat, klang es wie zwei G-L-I-T-T.«
    »Schon gefunden«, sagte Marta. »L. Glitt.«
    »Steht da seine Adresse?«, fragte Sue.
    »Ja.«
    »Wahnsinn. Statten wir ihm einen Besuch ab.«
    »Er wird nicht da sein«, sagte Neal.
    »Lasst uns trotzdem hinfahren!«
    »Vielleicht ist das Zeitverschwendung«, sagte Marta. »Wir rufen erst mal an und sehen, was passiert.« Sie beugte sich kurz über das Buch, dann legte sie es auf den Tisch, stand auf und ging zum Telefon. Nachdem sie die Nummer eingetippt hatte, sagte sie: »Mal hören, wer sich meldet.«
    »Ich hab dir doch gesagt, sie ist schlau«, flüsterte Sue Neal zu.
    Marta hob eine Hand und bedeutete ihnen, still zu sein. »Hallo«, sagte sie, »hier ist Doktor Irma Klein aus der Notaufnahme des Westside Medical Center. Bei uns wurde ein Mr. Leslie Glitt nach einem Verkehrsunfall eingeliefert.« Sie hörte kurz zu, dann wiederholte sie: »Leslie Glitt.« Sie schwieg einen Moment, nickte und runzelte die Stirn. »Nein, er hatte keine Papiere dabei. Er hat mir gesagt … Ich kann ihn nicht besonders gut beschreiben – er war überall verbunden. Aber ich würde sagen, er ist ungefähr ein Meter achtzig groß, sehr dünn, schwarzhaarig … Schwer zu sagen. Von seiner Stimme her würde ich schätzen, er ist dreißig oder vierzig … hm, ja … Nein, ich habe im Telefonbuch nachgesehen … im Sprechzimmer … Warum wollen Sie das wissen?«
    Ein paar Sekunden später zog Marta ein Gesicht, als hätte sie sich auf etwas Nasses und Klebriges gesetzt.
    »Ich verstehe«, sagte sie. »Sind Sie sich da sicher? … Ja. Tja, dann muss es jemand anders sein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, warum er den Namen Ihres Bruders verwenden sollte … Mach ich. Das werde ich überprüfen … Wirklich? Warum die Polizei?«
    Sie hörte lange zu, nickte und sagte kaum noch etwas. Immer wieder wanderte ihr Blick zwischen Neal und Sue hin und her.
    »Machen Sie sich keine Gedanken, Lois«, sagte sie schließlich. »Ich bin sicher, dass es nicht Ihr Bruder ist. Aber ich werde es der Polizei melden, damit sie sich die Sache ansehen.« Marta sah enttäuscht aus. »Nur eine Frage noch. Mir ist noch etwas an dem Mann aufgefallen. Hatte Ihr Bruder Schwimmhaut an den Füßen? … Zusammengewachsene Zehen … Nein, es ist eine seltene Anomalie – ein genetischer Defekt. Ich habe es zufällig bemerkt, weil der Patient barfuß eingeliefert wurde. Er hat Verwachsungen zwischen den Zehen an beiden Füßen … Ihr Bruder nicht?«
    Marta strahlte Neal und Sue an.
    »Gut, dann ist der Mann hier definitiv nicht Ihr Bruder. Das ist der Beweis. Ich nehme an, dass der Name ein Zufall ist … Es ist zwar ein sehr ungewöhnlicher Name, aber es ist unmöglich, dass die Schwimmhäute bei Ihrem Bruder später gewachsen sind. Entweder wird man damit geboren oder nicht … Genau, immer noch tot. Entschuldigen Sie, dass ich Sie damit belästigt habe. Ich wollte Ihnen nicht den Tag verderben … Also, danke. Vielen Dank für Ihre Hilfe, Lois. Wiederhören.«
    Marta beendete das Gespräch, legte den Kopf in den Nacken und blies durch die geschürzten Lippen die Luft aus.
    »Wow«, sagte Sue.
    »Du hättest Polizistin werden sollen«, meinte Neal.
    Marta ließ sich aufs Sofa fallen und schwang die Beine auf den Tisch. »Ich komme mir so gemein vor, weil ich die arme Frau angelogen habe. Ganz zu schweigen davon, dass ich ihr eine höllische Angst eingejagt habe.«
    »Ist sie Leslies Schwester?«, fragte Neal.
    »Ja. Lois. Sie behauptet, Leslie sei tot. Und sie will auch, dass es so bleibt.«
    So viel hatte Neal von Martas Seite des Telefonats schon mitbekommen. Doch er konnte es kaum glauben. »Seine Schwester glaubt, er wäre tot? «
    »Er wurde offiziell für tot erklärt. Vor sieben Jahren hatte er in San Francisco eine Schießerei mit der Polizei.«
    »Wie kann unser Mann dann Leslie Glitt sein?«
    »Sie haben seine Leiche nicht gefunden. Er wurde von mehreren Kugeln getroffen, als er über das Geländer der Golden Gate

Weitere Kostenlose Bücher