Der Gast: Roman
Bridge geklettert ist. Und ist runtergefallen.«
»Von der Golden Gate?«
»Ja. In die San Francisco Bay. Er ist nie wieder aufgetaucht.«
»Vielleicht ist es doch nicht derselbe Mann«, sagte Neal.
»Der Name stimmt überein. Und ihr Bruder hatte die gleiche Statur.«
»Hat ihr Bruder auch Schwimmhäute an den Füßen gehabt?«, fragte Sue.
Marta sah sie mit hochgezogenen Brauen an. »Nein.«
»Tja, dann …«
»Ich habe mir das nur ausgedacht.«
»Echt?«
»Ich wollte nicht, dass Lois weiß, dass er noch lebt. Sie hat Angst vor ihm. Ich habe den Eindruck, er hat ihr schreckliche Dinge angetan, auch wenn sie nichts Genaues gesagt hat. Außerdem glaubt die Polizei, er sei die ›Bestie von Belvedere‹ gewesen.«
»Mein Gott«, stöhnte Neal. »Das darf nicht wahr sein. Die Bestie von Belvedere?«
»Hast du davon gehört?«
»Klar. Er ist auf Belvedere Island in Häuser eingebrochen … Das ist eine sehr reiche Gegend … In Marin County, von San Francisco aus gleich auf der anderen Seite der Brücke. Bewaldete Hügel, beschauliche Straßen, eine Lagune, Häuser, die ein kleines Vermögen kosten … Der Typ ist in vier oder fünf dieser Häuser eingedrungen und hat alle ermordet, die dort waren. Manchmal ganze Familien. Er hat die Leute gefoltert. Verstümmelt. Vergewaltigt. Keiner hat überlebt. Die Presse nannte ihn die Bestie von Belvedere. Ich habe damals alles mitverfolgt, aber … es ist sieben oder acht Jahre her, glaub ich. Soweit ich mich erinnere, wurde nie jemand festgenommen. Und ich weiß auch nichts von einer Schießerei mit der Polizei auf der Golden Gate Bridge. Die Morde hörten plötzlich einfach auf.«
»Offensichtlich als Leslie von der Brücke geschossen wurde.«
»Ich kann einfach nicht glauben, dass jemand so etwas überlebt«, sagte Neal.
Sue sah ihn an. »Du bist doch derjenige, der ihn Rasputin getauft hat.«
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»Es ist jetzt halb fünf«, sagte Marta mit einem Blick auf die Uhr ihres Videorekorders. »Die Geldübergabe ist nicht vor zwei Uhr nachts, wir haben also noch jede Menge Zeit, uns alles zu überlegen.«
»Du hast doch heute frei, oder?«, fragte Neal.
»Genau. Donnerstags und freitags.«
»Wir könnten jederzeit in meine Wohnung gehen«, sagte Neal. »Glitt wird wahrscheinlich nicht auftauchen, ehe es dunkel ist. Aber je früher wir dort sind, desto besser.«
»Ist das dein Plan?«, fragte Marta. »Dass wir in deiner Wohnung warten, bis er kommt?«
»Ja.«
»Und dann?«
Neal zuckte die Achseln. »Dann schnappen wir ihn uns.«
»Und zwingen ihn, uns zu verraten, wo die Geldübergabe stattfindet«, erklärte Sue.
»Oder ich gehe mit dem Armband in seinen Kopf und finde es so heraus«, meinte Neal.
»Verstehe.« Marta nickte. »Wir finden heraus, was wir wissen müssen. Und dann?«
»Fahren wir hin und holen uns das Geld«, sagte Sue.
»Was ist mit Glitt?« Marta sah Neal an. »Du hast gesagt, wir schnappen ihn uns in deiner Wohnung, bringen ihn zum Sprechen … oder was auch immer. Lassen wir ihn dann da? Oder nehmen wir ihn mit?«
Neal erkannte, dass er noch nicht richtig darüber nachgedacht hatte. »Also«, sagte er, »das hängt davon ab. Sollen wir alle drei zu der Übergabe fahren?«
»Wir sollten niemanden zurücklassen, um ihn zu bewachen«, sagte Sue. »Ich würd es jedenfalls nicht machen, nicht mal, wenn wir ihn gefesselt und geblendet hätten.«
»Das wäre zu gefährlich«, stimmte Marta zu. »Und wir können ihn auch nicht laufen lassen.« Sie sah Neal an. »Würdest du ihn töten wollen?«
»Vielleicht, ich meine, Ja. Jemand muss ihn töten. Ich habe mir die ganze Zeit vorgestellt, ihn zu töten. Aber nicht in meiner Wohnung. Dann müssten wir die Leiche rausschleppen. Wir können ihn nicht einfach da liegen lassen. Und jemand könnte uns dabei beobachten.«
»Tot oder lebendig«, sagte Sue, »wir können ihn nicht in deiner Wohnung lassen.«
Neal schüttelte den Kopf. »Nein. Und in beiden Fällen hätten wir ein Riesenproblem.«
»Ganz zu schweigen davon«, sagte Marta, »dass es auch nicht so einfach ist, ihn zu ›schnappen‹, wenn er in deine Wohnung kommt, um dich zu töten. Wie willst du das hinbekommen?«
»Ich halte ihm meine Pistole ins Gesicht.«
»Und wenn er es auf einen Kampf ankommen lässt? Falls du ihn erschießen musst, werden wir nie erfahren, wo wir das Geld holen müssen.«
»Ich werde versuchen, ihn nur zu verwunden.«
»Er kann trotzdem sterben«, meinte Sue. Sie zog einen Mundwinkel hoch.
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