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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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mit dem Geist von Eleanor Roosevelt zu plaudern. Trotzdem tue ich diese Sachen nicht.«
    Sue sah Neal merkwürdig an. »Sie glaubt uns nicht.«
    »Ich würde es auch nicht glauben«, sagte er.
    »Tja, wir lügen aber nicht.«
    »Ich bezichtige niemanden der Lüge«, sagte Marta. »Ich möchte einfach nicht mit einem Armband herumspielen, das mich angeblich in jemand anderen beamt. Ich meine, jetzt macht mal halblang. Zum einen ist es unmöglich. Zum anderen würde ich wirklich nichts damit zu tun haben wollen, wenn es funktionierte. Das Letzte, was ich mir wünsche, ist, in irgendjemanden eindringen und seine intimen Gedanken und Gefühle zu belauschen. Selbst wenn ich es könnte, würde ich es nicht machen. Und es sollte auch besser niemand bei mir probieren.«
    »Zu spät«, sagte Sue.
    Martas Augen weiteten sich. »Was?«
    »Ich hab dir schon einen kleinen Besuch abgestattet.«
    Marta starrte sie an. »Blödsinn«, sagte sie.
    »Doch.«
    »Mit dem Armband?«
    »Ja.«
    »Du warst in mir?«
    »Ja.«
    »Nein, das stimmt nicht.«
    »Doch.«
    »Auf keinen Fall.«
    »Wenn du meinst.«
    »Wann?«
    »Nachdem du nach Hause gekommen bist.«
    »Heute Morgen?«
    Sue nickte.
    »Das glaube ich nicht.«
    Sue zuckte mit den Schultern.
    »Vielleicht sollten wir lieber überlegen, was wir wegen Rasputin unternehmen«, sagte Neal in der Hoffnung, das Gespräch in eine andere Richtung lenken zu können.
    Marta ignorierte ihn. »Wo warst du?«, fragte sie Sue.
    »Hier im Wohnzimmer.«
    »Und ich?«
    »In deinem Schlafzimmer.«
    »Mit Neal?«
    »Tja, er war den ganzen Tag ziemlich dicht bei dir.«
    »Was haben wir getan?«
    Sue zuckte mit den Augenbrauen.
    Marta wurde dunkelrot im Gesicht. Sie schüttelte den Kopf. »Man braucht kein magisches Armband, um sich vorzustellen, was wir da drin getan haben.«
    »Ich war in dir«, sagte Sue. »Nicht besonders lang – ich wollte dir etwas Privatsphäre lassen. Aber eine Weile bin ich in dir gewesen.«
    »Blödsinn. Niemand kann ein verdammtes Armband küssen und sich so in irgendwelche Leute beamen.«
    »Doch, ich schon.«
    »Beweis es.«
    »Du brauchst nur das Armband zu küssen«, sagte Sue.
    »Nein. Wenn du heute Morgen in mir warst, dann beweise es.«
    »Nö.«
    »Ha! Weil du es nicht kannst.«
    »Du willst doch nicht, dass ich bestimmte Sachen ausplappere, oder? Wenn Neal danebensitzt?«
    »Ich habe keine Geheimnisse vor Neal.«
    »Mir fallen da ein paar Sachen ein«, sagte Sue.
    Marta wirkte plötzlich nervös. »Zum Beispiel?«, murmelte sie.
    »Ich verrate es nicht. Ich will deine Freundin sein. Ich kann keine Sachen ausplaudern, die du geheim halten willst.«
    »Jetzt machst du mich neugierig«, sagte Neal.
    »Tja, da kann man nichts dran ändern.«
    »Ich will es wissen«, sagte Marta. »Was sollen das für großartige Geheimnisse sein, die ich angeblich habe?«
    »Lass uns kurz rausgehen.«
    Marta nickte und stand auf. Sue erhob sich vom Sessel und folgte Marta in den Flur. Neal hörte ihre nackten Füße über den Teppichboden laufen. Dann wurde eine Tür zugeschlagen.
    Das müssen ja tolle Geheimnisse sein, dachte er.
    Zunächst amüsierte es ihn, dann begann er sich zu ärgern.
    Er fühlte sich ausgeschlossen.
    Das Armband lag direkt vor ihm auf dem Tisch.
    Nein.
    Er sah es an und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Sollen sie doch ihre kleinen Geheimnisse haben. Ich lasse mich nicht dazu herab, sie auszuspionieren.
    Er seufzte. Er wartete.
    Warum dauert das so lange?
    Schließlich hörte er, wie die Tür geöffnet wurde und sie durch den Flur gingen. Sue trat als Erste ins Wohnzimmer.
    Sie warf ihm ein schelmisches Lächeln zu.
    Marta setzte sich mit gerunzelter Stirn aufs Sofa. Sie sah zu, wie Sue sich auf dem Sessel niederließ. Dann blickte sie zu Neal. »Okay. Sie hat mich überzeugt. Ich glaube, das Armband funktioniert tatsächlich. Aber ich werde es nicht ausprobieren. Ihr beide könnt die Privatsphäre irgendwelcher Leute ausspionieren, wenn ihr darauf steht, aber ich tue es nicht. Ich finde das mies. Wenn ihr mich fragt, solltet ihr das Ding loswerden – oder es zumindest nicht mehr auf diese Weise benutzen. Es bringt euch nur Ärger ein.«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte Neal.
    »Für mich sieht’s eher so aus«, sagte Sue, »als würde es uns eine halbe Million Dollar einbringen.«
    »Was?«, fragte Marta.
    »Erzähl’s ihr.«
    Neal nickte. Er sah Marta an und sagte: »Ich habe doch vorhin angefangen, von letzter Nacht zu erzählen. Dass ich zu meiner

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