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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Gefrierfach des Kühlschranks fand er Eiswürfel.
    Was für eine Einrichtung, dachte er. Was für ein Haus. Es musste unglaublich sein, so zu leben.
    Na und? Du könntest selber einmal so etwas haben. Dazu bedarf es nur einer Portion Glück, harter Arbeit, eines großen Wunders …
    Irgendwo aus einem entfernten Winkel des Hauses erklang ein leises Summen. Die Waschmaschine läuft an, vermutete er.
    Neal mixte einen Wodka mit Tonic für Elise und für sich dasselbe. Er hatte gerade etwas Zitronensaft in die beiden Gläser gepresst, als sie kam.
    »Fertig«, sagte Elise. »Hast du alles gefunden?«
    Er hob die Gläser.
    »Toll.« Ihre nackten Füße glitten geräuschlos über den Teppich, als sie zur Bar kam. Neal sah, wie ihre Brüste unter dem Satinpyjama wippten, und blickte zur Seite.
    Mein Gott, dachte er, wenn Marta das jemals erfahren sollte …
    Nicht, dass ich etwas Falsches getan hätte.
    Es sähe nur so aus.
    Elise blieb auf der anderen Seite der Theke stehen. Als sie nach dem Glas griff, rutschte ein Ärmel hoch und gab das Handgelenk frei.
    Sie trug ein funkelndes Goldarmband.
    Es wirkte schwer und sehr teuer.
    Neal konnte nur einen kurzen Blick darauf werfen, doch es schien ein Reptil nachzubilden – einen schlanken Körper von der Form einer Eidechse oder vielleicht eines Alligators oder einer Schlange.
    »Danke, mein Herr.« Sie nahm das Glas.
    »Ich danke dir. Es sind schließlich deine Getränke.«
    »Was mir gehört, gehört dir.«
    »Nein.«
    »O doch. Alles. Von nun an.«
    »Ich möchte nichts von dir«, sagte er. »Wirklich.«
    »Du musst nichts nehmen, was du nicht willst«, erklärte sie ihm. »Aber es gehört alles dir.«
    Er schüttelte den Kopf.
    Sie lächelte. »Mach dir keine Gedanken deswegen. Warum kommst du nicht rüber und setzt dich hin?«
    Er ging mit seinem Drink um die Bar herum und folgte Elise zum Sofa. Sie setzte sich, nahm das Glas in die andere Hand und klopfte neben sich auf das Polster. »Hierher«, sagte sie.
    Neal nahm neben ihr Platz, doch ein Stück weiter entfernt, als sie ihm bedeutet hatte.
    Sie wandte sich ihm zu, legte den Arm auf die Rückenlehne, zog das rechte Bein aufs Sofa und klemmte den Fuß unter die andere Kniekehle.
    Sie hob das Glas. »Ein Toast«, sagte sie. »Auf ein Schicksal, schlimmer als der Tod, und den Mann, der mich davor bewahrt hat.«
    »Also …«
    Sie stieß mit ihm an und trank. »Mhmmm. Sehr gut.«
    Neal probierte seinen Drink, dann nahm er einen großen Schluck. Er seufzte. »Genau das Richtige jetzt«, sagte er.
    »Kommen wir zum Geschäft.«
    »Es gibt kein Geschäft, Elise. Wirklich. Ich will keine Belohnung. Ich war nur im richtigen Moment zufällig am richtigen Ort, und es ist alles gut gegangen. Ich bin froh, dich gerettet zu haben. Ich meine … du bist eine sehr hübsche Frau.«
    Sie grinste. »Hübsch?«
    »Verdammt, wunderschön.«
    »Danke.«
    »Also, ich finde, dich zu retten, war schon eine Belohnung an sich. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ja. Aber dabei werde ich es nicht belassen.«
    »Du kannst mich nicht zwingen, etwas zu nehmen.«
    »Hab ich auch nicht vor. Das habe ich gerade schon gesagt. Aber alles gehört dir, wenn du es willst. Und ich werde ein Testament schreiben …«
    »Nein, nicht. Mein Gott.«
    »Schon in Ordnung. Ich habe nicht vor, in naher Zukunft zu sterben.«
    »Du kannst mich nicht in dein Testament aufnehmen.«
    »Natürlich kann ich das, wenn ich will. Deshalb heißt es ja auch ›Letzter Wille‹.«
    »Meine Güte, nein.«
    »Mach dir keine Gedanken darüber, ich könnte dich sogar überleben. Wie alt bist du eigentlich?«
    »Achtundzwanzig.«
    »Ich bin zweiunddreißig, also …«
    »Echt?«
    »Ich weiß, ich habe mich gut gehalten.«
    »Mein Gott. Ich hätte gedacht, du wärst fünfundzwanzig.«
    »Danke. Jedenfalls, ich habe keine Familie. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben, Neal.«
    »Der wichtigste …? Nein. Hör auf. Das kommt dir vielleicht heute Nacht so vor, aber …«
    »Du hast mich gerettet «, sagte sie plötzlich voller Leidenschaft. »Verstehst du das nicht? Ich wäre jetzt erledigt … oder vielleicht würde ich mir die Seele aus dem Leib schreien und mir wünschen, ich wäre tot. Er hätte mich früher oder später umgebracht. Keine Frage. Ich wäre tot. Es ist also folgendermaßen: Wenn du nicht wärst, hätte ich nichts mehr. Kein Haus, kein Bankkonto, keinen Schmuck, keine Zukunft, nichts. Ich würde nicht mehr existieren. Deshalb gehört alles dir.«
    »Aber ich

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