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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ja. Aber du musst dein Ziel ausfindig machen. Es reicht zum Beispiel nicht, einfach den Namen der Person zu denken. Du musst zu ihm gehen. Oder zu ihr. So wie du vom Sofa zu mir gekommen bist. Aber ich war gleich hier. Manchmal muss man ein bisschen suchen.«
    »Du hast gesagt, es sei besser, wenn derjenige in der Nähe ist.«
    »Stimmt. Das Reisen kostet Zeit. Je weiter man gehen muss, desto länger dauert es. In beide Richtungen. Und die Entfernung scheint begrenzt zu sein.«
    »Auf welche Weite?«
    »Hängt ganz davon ab. Da musst es ausprobieren. Die größte Entfernung, die ich je geschafft habe, waren ungefähr fünfzig Kilometer. Aber ich musste es erst trainieren.«
    Kopfschüttelnd strich Neal über das Armband. »Mein Gott, das wird unglaublich.«
    »Denk nur daran, vorsichtig zu sein.«
    »Bist du sicher, dass ich es bekommen soll?«
    »Absolut sicher.«
    »Es wird großartig sein für mein Schreiben. Mannomann, ich kann in die Menschen hineingehen und herausfinden, was sie antreibt.«
    Er hörte ein entferntes Piepsen.
    »Das ist die Waschmaschine«, sagte Elise. »Ich geh und werfe deine Wäsche in den Trockner. Bin gleich wieder da.«
    Sie stellte ihr Glas ab, ging um die Theke herum und durch das Zimmer zur Diele. Als sie weg war, nippte Neal an seinem Drink. Er sah das Armband an.
    Wie wär’s?, fragte er sich. Soll ich Elise einen Überraschungsbesuch abstatten?
    Nein. Das wäre verdammt mies.
    Sie wird es nie erfahren, dachte er.
    Sie könnte es ahnen.
    Und was, wenn ich vom Barhocker falle?
    Er nahm an, dass er nicht fiele, wenn er sich auf die Theke lehnte.
    Vergiss es, sagte er sich. Ich werde es nicht einmal versuchen. Es wäre ein schäbiger Trick. Sie hat es mir geschenkt. Ich kann es nicht benutzen, um sie auszuspionieren.
    Vielleicht eines Tages, dachte er in einer tieferen Schicht seines Bewusstseins.
    Elise kam zurück. »In einer halben Stunde müssten die Sachen trocken sein.«
    »Sieht so aus, als würdest du mich nie loswerden.«
    »Ich hab es nicht eilig«, sagte sie und trat wieder hinter die Theke. »Heute ist keine Nacht, in der ich mich unbedingt darauf freue, allein zu sein.«
    »Tja …«
    »Keine Sorge. Ich will dich nicht zwingen zu bleiben. Es war eine lange Nacht. Für uns beide.«
    »Gibt es noch etwas, das ich über das Armband wissen muss?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Das Wichtigste haben wir besprochen, glaube ich. Ich möchte dir auch nicht alles erzählen und dir die Überraschung verderben.«
    »Keine weiteren Warnungen?«
    Sie trank einen Schluck und seufzte. »Hm … eigentlich nicht.«
    »Und wenn ich noch Fragen habe? Kann ich dich dann anrufen?«
    »Fragen hin oder her. Ruf mich an, komm mich besuchen … zieh bei mir ein, wenn du Lust dazu hast. Es war kein Witz, als ich gesagt habe, alles gehöre dir. Ich meine es so.«
    »Also … ich habe eine eigene Wohnung. Und eine Freundin. Deshalb … ich weiß nicht.«
    »Vielleicht möchtest du mich mit Marta zusammen besuchen kommen. Schwimmt sie gern?«
    »Klar.«
    »Kommt zum Schwimmen vorbei, dann können wir auch grillen … uns einen netten Tag machen.«
    »Klingt gut. Obwohl ich nicht weiß, ob sie so begeistert sein wird, dass ich eine Freundin wie dich habe. Du bist ein bisschen zu … attraktiv, verstehst du?«
    »Neigt Marta zur Eifersucht?«
    »Also, ich weiß nicht. Aber sie ist eine Frau. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie erfreut wäre, wenn sie herausfände, dass ich eine Freundin habe, die aussieht wie du. Ich hatte eigentlich vor, das alles geheim zu halten. Ihr überhaupt nichts zu erzählen. Ich habe einen Mann getötet. Ich finde nicht, dass wir jemandem davon erzählen sollten. Besonders, nachdem wir versucht haben, es zu verbergen.«
    »Nein. Natürlich nicht.«
    »Wie soll ich dann unsere Bekanntschaft erklären?«
    »Erfinde etwas«, schlug sie vor. »Sag ihr, ich sei deine Schwester.«
    Er lachte. »Genau.«
    »Mach dir keine Gedanken darüber. Wenn du beschließt, sie mitzubringen, werden wir uns eine Geschichte ausdenken. Ich gebe dir jedenfalls mal meine Telefonnummer.« Sie ging hinüber zum Ende der Theke. Neben dem Telefon lag ein Notizblock. Elise schrieb etwas darauf, riss das Blatt ab und kam zurück. Sie reichte Neal den Zettel.
    »Ich stehe nicht im Telefonbuch«, sagte sie und nippte an ihrem Glas. »Wenn du die Nummer verlierst, musst du vorbeikommen, um mich zu kontaktieren.«
    »Du hast deinen Namen nicht dazugeschrieben.«
    »Willst du, dass Marta ihn liest und sich

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