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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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einmal, wenn man sich in sie verliebt hat?
    Wie kann ich mich in sie verliebt haben?, fragte er sich. Wir sind uns gerade zum ersten Mal begegnet. Ich kenne sie nicht einmal richtig.
    Doch er hatte das Gefühl, sie schon sehr lange zu kennen.
    Was empfindet sie wirklich für mich?, überlegte er. Liegt es nur daran, dass sie so dankbar ist?
    Es kam ihm vor, als sei es mehr gewesen.
    Konnte es sein, dass sie ihn tatsächlich liebte?
    Es gab eine einfache Methode, es herauszufinden.
    Neals Hände lagen auf dem Lenkrad. Das goldene Armband hing schwer an seinem rechten Unterarm, ein paar Zentimeter unter dem Handgelenk.
    Ein Kuss …
    Und ich baue einen Unfall und verbrenne.
    Ich müsste anhalten, dachte er.
    Das wäre wirklich sicher. Zu dieser Uhrzeit mit dem Auto am Straßenrand zu stehen.
    So tief in Gedanken versunken hatte er nicht besonders auf die Strecke geachtet. Jetzt fiel ihm auf, dass er auf dem Venice Boulevard nach Osten fuhr.
    Er musste einfach denselben Weg zurückgefahren sein.
    Ein Fehler. Er hätte weit vor dem Venice auf den Pico Boulevard abbiegen müssen. Nun war er drei oder vier Kilometer zu weit südlich gelandet.
    Das hat man davon, wenn man Tagträumen nachhängt, dachte er.
    Er fuhr weiter.
    In einer Viertelstunde bin ich zu Hause, sagte er sich. Ich kann so lange warten.
    Er wusste, dass er Elise eigentlich keinen Besuch abstatten sollte.
    Wozu ist das Armband gut, wenn ich es nicht benutze?
    Ich sollte es nicht bei ihr benutzen. Bei jedem, nur nicht bei ihr. Ihr hat es überhaupt nicht gefallen, dass ich in ihr war und alles mitbekam. Sie hat sich zu Tode geschämt.
    Außerdem, dachte er, ist Brentwood zu weit entfernt. Besonders für meine erste Reise allein.
    Zehn oder fünfzehn Kilometer?
    Es wäre verrückt, aus dem Stegreif so eine Entfernung zu probieren. Ich muss erst einmal ein paar Ausflüge in der Nähe meiner Wohnung unternehmen. Mich langsam hocharbeiten.
    Aber so kann ich nicht zu Elises Haus reisen.
    Ich darf es niemals bei ihr anwenden. Nie wieder.
    Wo ich gerade dabei bin, Gelöbnisse abzulegen, dachte Neal, sollte ich auch versprechen, das Armband nicht bei Marta zu benutzen.
    Für dieses Versprechen fühlte er sich jedoch nicht bereit; wenn er es jetzt ablegte und später brach, würde er sich schämen.
    Warten wir’s ab, dachte er.
    Was Elise angeht, ist es endgültig. Wenn ich herausfinden möchte, was sie fühlt oder denkt, mache ich es auf die normale Art. Indem ich zu ihr gehe und mit ihr rede.
    Wie wär’s mit morgen?
    Nein.
    Ich muss mich von Elise fernhalten, bis es zwischen Marta und mir vorbei ist.
    Ich will aber nicht, dass es mit uns vorbei ist. Ich liebe sie.
    Du kannst sie nicht beide lieben.
    Was für ein Chaos, dachte er.
    Immerhin ein angenehmes Chaos. Es ist viel besser, nach zwei Frauen verrückt zu sein als nach gar keiner.
    Wahrscheinlich.
    Neal sah das Schild von Video City. Mit einem Mal erinnerte er sich an den Mann, den er erschossen hatte, und er hatte das Gefühl, in ein Loch zu fallen. Als wäre das Auto plötzlich unter ihm verschwunden.
    Er hatte den Mann zwar nie völlig vergessen, doch sein Kopf war in den letzten Stunden überwiegend mit den seltsamen, aufregenden Erlebnissen mit Elise und ihrem Armband beschäftigt gewesen. Er hatte eine Gnadenfrist bekommen.
    Nun kam mit einem Schlag alles zurück.
    Schreckliche Erinnerungen. Sorgen, dass er erwischt werden könnte.
    Was, wenn die Polizei mich schnappt?
    Wie denn?, fragte er sich.
    Ganz einfach. Es müsste nur irgendjemand etwas mitbekommen und Verdacht geschöpft und seine Autonummer aufgeschrieben haben.
    Gab es sonst noch eine Möglichkeit?
    Wenn keiner seine Autonummer hatte, war er aus dem Schneider.
    Es sei denn, Elise beging den Fehler, jemandem von dem Vorfall zu erzählen.
    Unwahrscheinlich.
    Falls es wirklich jemals herauskommt, sagte er sich, sollte es kein großes Problem sein, die Polizei davon zu überzeugen, dass es Notwehr war.
    Warum haben wir dann versucht, es zu verheimlichen?
    »In dem Moment hielten wir es für eine gute Idee«, murmelte er.
    Und dann bog er bei der ersten Straße hinter Video City links ab. Er fuhr an der Einfahrt zum Parkplatz vorbei.
    Bin ich verrückt?, fragte er sich.
    Noch kann ich umdrehen.
    Nein. Er musste einen Blick in die nächste Straße werfen, um festzustellen, ob es dort vor Polizei wimmelte.
    Und wenn es so ist?, überlegte er. Wenn sie mich anhalten und durchsuchen, finden sie die Pistole in meiner Tasche.
    Dafür würden sie

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