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Der Gebieter

Der Gebieter

Titel: Der Gebieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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genießen würde, eine Gelegenheit zu bekommen, zwei Eddisier hier hinauszuschleifen  – besonders, wenn ihr viel um euch tretet und sie euch ihrerseits treten können.«
    Aulus schüttelte den Kopf. »Ich bin enttäuscht.«
    »Und ich habe genug. Raus mit euch.«
    Aulus dachte nach und lehnte sich dann auf seinem Stuhl zurück, der mit einem jämmerlichen Quietschen dagegen protestierte. »Gegen Mittag. Wenn die Wachtrompeten das Signal geben. Dann gehen wir.«
    »Ach so? Werde ich dann magisch genesen sein, so dass du nicht mehr wie eine ängstliche Kuh über mir stehen musst? Wird mittags irgendetwas Bedeutsames anders sein?«
    Aulus verschränkte die Arme vor der Brust und sagte: »Ornon wird mir drei Goldköniginnen schulden.«
    Die umwölkte Stirn des Königs glättete sich. »Ich verstehe. Na gut. Ihr geht heute Mittag.«
    »Und …«, sagte Aulus.
    »Wenn ihr heute Mittag nicht geht, dann gibt es kein ›und‹.«
    »Und«, beharrte Aulus, »du behältst deinen Liebling Costis
hier. Wenn du dein Versprechen brichst, es langsam angehen zu lassen, schickt er der Königin eine Nachricht, und sie gibt sie an Ornon weiter, der seinerseits nach uns schickt.«
    Er sah Costis an, um festzustellen, ob er bereit war, diese Verantwortung auf sich zu nehmen. Costis sah seinerseits den König an.
    Der König sagte: »Ich dachte, ihr beiden würdet auf irgendeinen namenlosen Posten im Binnenland versetzt.«
    »Bald«, versicherte ihm Aulus.
     
    Die Eddisier gingen am Mittag. Costis blieb. Der König lächelte ihm gelegentlich zu, ignorierte ihn aber ansonsten. Er las Papiere und schrieb etwas auf einem Schoßschreibpult. Er rief Leute herein, um mit ihnen zu sprechen, schickte Costis dann jeweils ins Vorzimmer und bat ihn, die Tür zu schließen. Als die Königin zu Besuch kam, nannte er Costis seinen Wachhund. Die Königin lächelte Costis tatsächlich an, was Costis bis in die Zehen hinunter wärmte.
    Nach einer weiteren einsamen Mahlzeit kehrte Costis in seine Kleiderkammer und ins Bett zurück. Er wachte im Dunkeln davon auf, dass es an der Tür klopfte. Der König wollte ausgehen und hatte, seinem Versprechen gemäß, nach Costis geschickt.
     
    Relius war erleichtert. Der König entschuldigte sich.
    »Ich konnte gestern Nacht nicht herkommen«, sagte er, als er sich auf dem Hocker niederließ.
    »Teleus hat mir heute Nachmittag erzählt, dass Ihr Besuch aus Eddis hattet.« Die eine getrennte Nacht hatte ihr Gemeinschaftsgefühl untergraben, und der Austausch von Höflichkeiten klang unbeholfen.
    »Ein besonders großer Besucher hat die ganze Nacht in meinem Zimmer gehockt. Wie geht es Eurer Hand?«
    »Gut«, sagte Relius automatisch und zuckte dann zusammen. Seine Hand schmerzte und war stark geschwollen, obwohl die Knochen nun gerichtet waren. Wenigstens befand sie sich noch am Ende seines Arms. Die Hand des Königs war nicht mehr da.
    »Relius«, sagte der König leise. »Ich hätte gestern Nacht hier sein sollen. Es tut mir leid.«
    »Es besteht kein Grund für Euch, so besorgt zu sein, Euer Majestät.«
    Der König legte Relius die Hand auf die Schulter  – seine einzige Hand , wie Relius unwillkürlich dachte.
    »Nun seid nicht dumm. Es war ihr gutes Recht. Auch Eures.«
    »Wie könnt Ihr das denken?« Wohlbehalten tot .
    »Es ist ein Grundgedanke meines Berufs. Wenn man versagt   – und das tut man unweigerlich früher oder später  –, dann bezahlt man den Preis dafür.«
    »Aber mich habt Ihr begnadigt.«
    »Ihr gehört nicht meinem Berufsstand an.« Das war zu leichthin gesagt. Er seufzte. »Vielleicht hätte ich sagen sollen, dass man, wenn man versagt, bereit sein muss, den Preis dafür zu bezahlen. Ihr wart dazu bereit, Relius. Um das herauszufinden, bin ich in Eure Zelle gekommen. Was nun das eigentliche Bezahlen dieses Preises angeht, habt Ihr keine Vorstellung, wie oft meine Cousine Eddis mich vor wohlverdienten Qualen bewahrt hat. Worüber habt Ihr Euch sonst noch mit Teleus unterhalten?«
    Relius gestattete ihm, das Thema zu wechseln. »Er ist erzürnt wegen Costis.«
    »Darüber bin ich selbst nicht froh.« Der König sah sich um, um festzustellen, ob ihre Stimmen bis ans andere Ende des Raums drangen. »Also muss ich Euch um etwas bitten.«
     
    Am Morgen war Costis vorsichtig optimistisch. Trotz des mitternächtlichen Ausflugs schien es dem König besser zu gehen. Die
Ringe unter seinen Augen waren verblasst, und er hatte wieder mehr Farbe bekommen. Am Nachmittag saß er, warm in

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