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Der Gebieter

Der Gebieter

Titel: Der Gebieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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irgendwann müde, und dann werde ich wieder zum Truppführer degradiert. Oder zum gemeinen Soldaten.«
    »Oder aus der Garde entlassen.«
    Costis bewegte die Augen, um seinen Freund anzusehen. Aris hatte laut ausgesprochen, was Costis nicht zu denken versucht hatte. Er zuckte mit den Schultern, was gar nicht so einfach war, wenn man zum Teil kopfüber hing. »Wenn er das vorhat, wünschte ich, er würde es einfach tun und ein Ende machen, statt mich auf halbem Wege ins Nichts sitzen zu lassen, während ich immer weiter auf den tödlichen Schlag warte. Vielleicht wartet er, bis die Langeweile mich umbringt … oder bis ich den ehemaligen Leutnant Sejanus umbringe.«
    »Was? Unseren tapferen, schlauen, schönen Sejanus umbringen?«
    »Mit bloßen Händen«, sagte Costis. »Wenn er den König auch nur noch ein einziges Mal auf eine angelaufene Schnalle oder einen losen Faden an meiner Uniform hinweist, dann drücke ich ihm mit den Daumen die Augäpfel heraus, und es ist mir gleich, wie schön oder schlau er ist!«
    Aris lachte leise. »Sachte … Vergiss nicht, dass wir ihn alle vergöttern.« Sejanus war wohlhabend, einflussreich und großzügig mit dem Geld, das ihm zur Verfügung stand. Als er noch Leutnant gewesen war, hatten die meisten Gardisten ihn bewundert und beneidet.
    Costis hob den Kopf, um den letzten Schluck Wein aus dem Becher zu trinken, den er, den Rand zwischen zwei Fingern, von der Bettkante hatte hängen lassen. Als der Wein getrunken war, senkte er den Arm, um den Becher auf den Boden zu stellen. »Er ist lustig«, räumte Costis ein. »Er kann einen so sehr zum Lachen bringen, dass es wehtut.« Er gähnte plötzlich und rieb sich das Gesicht mit den Handrücken, fuhr sich mit den Fingern ins Haar und zog an den Locken, bis seine Kopfhaut Einspruch erhob. Bei den Göttern, war er müde! »Aber unter all den Scherzen, spöttischen Bemerkungen und Schauspielereien verbirgt sich nichts als … Gehässigkeit. Es gibt nichts, worüber er nicht lachen würde.« Er sah Aris an. »Wusstest du das schon?«, fragte er.
    »Ich bewundere ihn«, sagte Aris. »Gemocht habe ich ihn nie.« Er zuckte die Achseln. »Vielleicht sind die Trauben einfach zu sauer. Ich bin überzeugt, dass er mich nicht mag.«
    »Die Trauben sind auch mir zu sauer«, sagte Costis. »Dir, mir und dem König.«
    Aris verzog das Gesicht über die Gesellschaft, in der er sich befand.
    Costis lächelte. »Man muss ihn wirklich bewundern. Sejanus, meine ich. Natürlich nicht den König. Er erzählt Hilarion, der die Königin unterstützt, dass jeder Angriff auf den König  – und wenn es nur nicht zusammenpassende Strümpfe sind!  – ein Anschlag im Namen der Königin ist. Am nächsten Tag erzählt er vielleicht Dionis, dessen Familie nie auf Seiten der Königin stand, dass es auch für die Königin eine Schande bedeutet, wenn der König lächerlich gemacht wird, und irgendwie ist er dabei völlig überzeugend.«
    »Bemerken sie gar nicht, dass er selbst keiner Seite treu ist?«
    »Es kümmert sie nicht.« Costis hielt inne und dachte nach. »Oder sie haben Angst, zur Zielscheibe seiner Zunge zu werden.
Er kann dafür sorgen, dass jeder, der ihm in die Quere kommt, es bereut. Philologos gefallen all diese Streiche nicht. Er ist der Erbe seines Vaters, kein wilder jüngerer Sohn, aber Sejanus zieht bei allen die Strippen wie ein Puppenspieler.«
    »Auch beim König?«
    »Beim König?« Costis gähnte erneut. »Nun, der wehrt sich mehr als die anderen. Er versucht immer, Sejanus Einhalt zu gebieten, aber ich könnte schwören, dass er die Hälfte der Zeit gar nicht bemerkt, dass er genau das tut, was Sejanus will. Und wenn er seine Pläne einmal durchkreuzt, dann nur zufällig. Sejanus hat einmal die ganze Nacht damit verbracht, irgendeinen Streich im Musikzimmer vorzubereiten, und der König hat ausgerechnet an dem Tag beschlossen, im Garten spazieren zu gehen.«
    »Wie wütend war Sejanus?«
    »Oh, er hat gelacht. Er lacht immer, sogar, wenn er der Dumme ist.«
    »Was tut der König, wenn er der Dumme ist?«
    Costis legte sich die Hand über die Augen. »Erst tut er so, als würde er gar nichts bemerken, aber man sieht, wie zornig er ist, weil sein Gesicht alles verrät. Dann befiehlt er den armen, törichten Gardisten Costis Ormentiedes zu sich und lässt ihn sich wünschen, nie geboren worden zu sein.«
    »Armer Costis«, sagte Aris.
    »Ja, armer Costis. Weißt du, was das Schwierigste ist?«
    »Erzähl schon«, sagte Aris.
    Costis

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