Der Gebieter
mit quälender Langsamkeit vorübergekrochen, und seine Augen wollten verzweifelt gern zufallen. Selbst, wenn er sie geöffnet hielt, schienen sie nichts klar erkennen zu können, und er brauchte eine Weile, bis er verstand, dass der König nicht wach wurde, sondern nur wieder einen Albtraum hatte.
Costis ließ sich vornüber auf die Knie fallen. »Euer Majestät?«
Der König zuckte zusammen, als hätte er sich verbrannt, erwachte aber nicht.
Plötzlich erstarrte er vollkommen. Er hatte die Augen geöffnet, sah aber nichts vor sich. Er tat mühsam einen tiefen Atemzug, und Costis packte den König beim Arm, um den Schrei zu verhindern, von dem er wusste, dass er kommen würde, und schüttelte ihn.
Einen Herzschlag später war der König auf der anderen Seite des Betts, die Augen weit aufgerissen, und hatte wie durch ein Wunder ein sechs Zoll langes Messer in der linken Hand.
Costis streckte die Hände vor sich aus, so dass sie gut zu sehen waren, hielt sehr still und sprach sehr ruhig. »Ihr hattet einen Albtraum, Euer Majestät.«
»Costis«, sagte der König, als ob es ihm schwerfiel, ihn wiederzuerkennen.
»Ja, Euer Majestät.«
»Truppführer.«
»Ihr habt mich zum Leutnant ernannt, Euer Majestät«, sagte er vorsichtig.
Der Blick der Königs wurde klar. »Ja, das habe ich.« Er senkte die Messerspitze. Sie zitterte, aber die Farbe kehrte in sein Gesicht zurück. »Irene«, sagte er leise.
Costis drehte sich um und sah die Königin in der Tür stehen.
Als er den König wieder anblickte, war die zurückkehrende Farbe abermals aus seinen Wangen gewichen.
Die Königin ging ums Fußende des Betts herum und stellte sich neben den König, um die Arme um ihn zu legen.
Der König lehnte sich an sie und sagte entschuldigend: »Mir wird übel.«
»Dann leg das weg«, sagte die Königin, nahm ihm das Messer aus den schlaffen Fingern und warf es auf die Bettdecke. Einen Arm noch immer um ihn gelegt, griff sie mit der freien Hand nach einer Schale, die auf einem Tisch neben dem Bett stand. Sie hielt sie für ihn und streichelte ihm die Stirn, während er sich übergab.
»Mein Gott, wie demütigend das ist«, sagte der König, als er wieder aufs Kissen sank.
»Du wirst es überleben«, erwiderte die Königin.
»Das sagt sich leicht für dich«, jammerte der König. »Du hast dich schließlich nicht übergeben.«
»Dann sag mir, was ich stattdessen sagen sollte«, forderte die Königin.
Der König seufzte, vergaß, dass Costis daneben stand, vergaß womöglich, dass sonst noch jemand oder irgendetwas auf der Welt existierte, und sagte mit zitternder Stimme: »Sag mir, dass du mir nicht die verlogene Zunge herausschneiden wirst, sag mir, dass du mich nicht blenden wirst, sag mir, dass du mir keine rotglühenden Drähte in die Ohren stoßen wirst.«
Nach einem Augenblick ergriffener Erstarrung beugte sich die Königin über den König, um ihn erst sacht auf ein geschlossenes Augenlid und dann auf das andere zu küssen. Sie sagte: »Ich liebe deine Augen.« Sie küsste ihn auf beide Wangen neben seine kleinen Ohrläppchen. »Ich liebe deine Ohren, und ich liebe« – sie hielt inne, um ihn sanft auf die Lippen zu küssen – »jede einzelne deiner lächerlichen Lügen.«
Der König öffnete die Augen und lächelte die Königin mit einer Verbundenheit an, die so unerschütterlich war, wie sie Costis unfassbar erschien. Höchst verlegen, Zeuge dieses intimen Moments zu werden, warf er einen Blick zur Tür und dachte an Flucht, aber der Weg war von zwei Kammerfrauen der Königin versperrt, die zwar anwesend, aber so reglos wie Türpfosten waren und beide sorgsam den Blick gesenkt hielten. Er wünschte sich, der Boden hätte sich aufgetan und ihn verschlungen, die Dielen wären aufgeklafft, um ihn, den Sessel und den kleinen dreibeinigen Tisch einzusaugen und zu verbergen. Natürlich nur, sofern das lautlos hätte geschehen können, ohne die Aufmerksamkeit des Königs oder der Königin zu erregen.
»Costis ist hier, Iolanthe und Ileia auch«, mahnte die Königin den König.
»Costis«, sagte der König undeutlich. »Die jüngere Version von Teleus? Kein Sinn für Humor?«
»Genau der«, sagte die Königin; ein Hauch von Erheiterung lag in ihrer Stimme.
Der König lag still, aber sein Gesicht nahm langsam wieder Farbe an, und er atmete ruhiger. Er öffnete die Augen und sah zur Königin hoch, die immer noch über ihn gebeugt stand.
»Es tut mir leid«, sagte er.
»Du hattest recht«, sagte
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