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Der Gebieter

Der Gebieter

Titel: Der Gebieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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alle damit, dass er das Gleiche tun und der Göttin versprechen würde, dass sie jede Stadt, die sie besiegten, plündern würden, um mit den Schätzen ihren Tempel zu füllen. Aber das tat er nicht.
    Bittsteller brachten gewöhnlich Silber in den Mondtempel oder reinweißen Stoff. Manchmal opferten sie teure Parfüms, aber überwiegend brachten sie silberne oder weiße Gegenstände dar, um dem Geschmack der Göttin zu entsprechen. Klimun brachte ihr einen Baum. Er brachte ihr den Schössling eines Olivenbaums und stellte ihn in die offene Mitte des Tempels, wo der Mond darauf hinabschien.
    Die Göttin, der noch nie jemand einen Baum geschenkt hatte, kam mit dem Mondlicht herabgefahren, um ihn sich näher anzusehen. Der Mond war in jener Nacht jung, und so erschien sie als Mädchen, das etwa in Klimuns Alter war. Sie hatte ihn früher schon beschienen und gesehen, was ihr Licht über ihn enthüllt hatte.
    »Die meisten Leute bringen mir kostbarere Geschenke, Basileus«, sagte sie.
    »Oh Göttin«, sagte Klimun, »ich habe dir das kostbarste Silber meiner Stadt gebracht: die silbrigen Blätter des Olivenbaums. Wie alle Beter an deinem Altar komme ich, um eine Gunst zu erflehen. Bitte, Göttin, mach mich zu einem guten Anführer meines Volks. Lass mich ihm den Frieden bringen, dann, so schwöre ich, werde ich die Hügel um die Stadt zu deinen Ehren mit Silber bedecken. Überall, wo der Mond um die Stadt herum scheint, wird er auf die Silberblätter der Ölbäume treffen, das verspreche ich.«
    Sie betrachtete die leeren Hügel um die Stadt und die Reihen zerstörter Baumstümpfe. »Wenn das alles mit Bäumen bedeckt wäre«,
sagte sie laut, »würde es hübsch aussehen.« Zu Klimun sagte sie: »Nun gut, bepflanze die Hügel mit Olivenhainen, dann werde ich den Frieden bewirken, den sie brauchen, um zu leben. Aber dafür musst du den ersten Gefangenen befreien, den du siehst, wenn du den Tempel verlässt, und darfst dich nie vom Mondlicht dabei ertappen lassen, wie du eine Lüge erzählst. Wenn du scheiterst, werden deine Ölbäume vernichtet werden  – und auch deine Stadt.«
    Klimun stimmte zu. Er verbrachte die Nacht an ihrem Altar und ging am Morgen den heiligen Pfad wieder hinunter. Die Sonne war noch nicht über den Horizont gestiegen, und die Straße zwischen den Bäumen war dunkel. Er hörte einen Schrei und rannte ins Unterholz, wo er einen Sklaven erblickte …
    »Ich wusste ja, dass ich irgendwo in dieser Geschichte vorkommen würde«, warf Eugenides ein.
    »Oh nein«, sagte Phresine, »der Sklave hier war bescheiden.«
    »Aua.«
    »Aber sehr mutig.«
    »Nicht ich«, flüsterte Eugenides in sein Kissen.
    »Psst.«
    Der Sklave kämpfte gegen irgendein Tier. Klimun hatte sein Schwert bereits gezogen, bevor er erkannte, dass einer seiner eigenen Jagdhunde sich irgendwie in einer Schlinge verfangen hatte. Der Hund war verängstigt und zornig, so dass er den Sklaven anknurrte, während der ihn zu befreien versuchte. Vor Klimuns Augen riss der Strick um den Hals des Hundes. Klimun mochte den Hund und wünschte, er hätte ihn vor dem Sklaven gesehen. Der Hund war gewiss wertvoller, aber er erinnerte sich, dass er der Göttin sein Wort gegeben hatte. Er schlug mit dem Schwert zu und tötete den Hund, als der dem Sklaven an die Kehle sprang.
    Klimun ließ den Sklaven frei, der Gerosthenes hieß, und sagte ihm, dass er nach Hause zurückkehren könne. Aber Gerosthenes’ Familie war schon lange tot, und er hatte kein Zuhause mehr, in das
er zurückkehren konnte. Er war Klimun für sein Leben und seine Freiheit dankbar und sagte, dass er bleiben und dem Fürsten sein Leben lang dienen würde.
    »Und in welcher Hinsicht unterscheidet sich das davon, ein Sklave zu sein?«, fragte Eugenides.
    »Ich glaube, der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit«, sagte Phresine sanft.
    Der König wandte den Blick ab.
    »Wenn Ihr mich noch einmal unterbrecht, bekommt Ihr den Rest der Geschichte nicht zu hören«, warnte sie ihn.
    »Ja, Phresine.«
    »Gut.«
    Als sie Luft holte, um weiterzusprechen, sagte er: »Habe ich schon erwähnt, dass ich König bin?«
    Sie schnaubte gereizt. »Und ich bin eine alte Frau, und Jungen, die Fieber haben und eine Geschichte hören wollen, sollten einen nicht unterbrechen, ob sie nun Könige sind oder nicht.«
    »Ich bin kein Junge«, erwiderte Eugenides, klang aber wie einer.
    »Ein Junge«, sagte Phresine, »und Eure Frau ist für eine alte Frau wie mich auch nur ein kleines

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