Der Gebieter
Mädchen.«
Eugenides bekundete mit einem Knurren, dass er anderer Meinung war, schwieg aber endlich, und Phresine fuhr fort.
Vielleicht wusste selbst Klimun nicht, warum Gerosthenes sich dazu hätte entschließen sollen, bei ihm zu bleiben, aber er freute sich dar über. Er mochte Gerosthenes, und bald wurden die beiden Freund und Freund, nicht Herr und Diener. Klimun war ein sehr guter Herrscher, und er blieb seinem Versprechen an die Göttin treu. Er begann sofort damit, die Olivenhaine neu zu pflanzen, und lud die Fürsten der Nachbarstädte zu Friedensverhandlungen ein. Wenn er auch nicht vollkommen aufrichtig war, so war er doch im Großen
und Ganzen ehrlich, weil man sich, wenn man tagsüber Lügen erzählt, nicht sicher sein kann, ob sie sich nicht abends rächen. Die anderen Fürsten erkannten, dass er ehrlich war und dass man sich auf ihn verlassen konnte.
Als er sich seinen Verbündeten bewies, wuchs sein Ruf, ehrlich und anständig zu sein, und mit ihm der Frieden zwischen den Städten. Natürlich nicht zwischen allen Städten, aber der Frieden hielt gut genug, um die Olivenbäume stetig höher wachsen zu lassen, und das Jahr, in dem sie Früchte tragen würden, rückte immer näher.
Das Verbot der Göttin lastete nicht schwer auf Klimun. Er war von Natur aus ehrlich, und nach vielen Jahren auch aus Gewohnheit. Ich glaube nicht, dass er sich sehr oft sein Versprechen an die Göttin ins Gedächtnis rufen musste, und nach einiger Zeit begann er, es zu vergessen. Damit will ich nicht sagen, dass er anfing, Lügen der Wahrheit vorzuziehen; im Gegenteil, er war ehrlich, ganz gleich, ob er mit Fürsten oder armen Leuten zu tun hatte. Er war freundlich und großzügig. Ich sage nur, dass er im Laufe der Tage und Jahre vergaß, warum er ursprünglich begonnen hatte, sich solcher Ehrlichkeit zu befleißigen. Seit die Götter die Welt erschaffen haben, vergessen Sterbliche immer wieder, wem sie ihre Segnungen zu verdanken haben.
Aber die Götter haben ihre Gründe, solche Handel abzuschließen, und sie vergessen nichts. Nicht nach zehn Jahren, nicht nach zwanzig, ein ganzes Leben lang nicht. Jede Nacht, wenn der Mond die Erde beschien, beleuchtete er Klimun besonders hell. Die Mondgöttin beobachtete ihn und wartete darauf, dass er sein Wort brechen würde.
Der König, der auf dem Bett lag und Phresine lauschte, blickte unbehaglich drein, sagte aber nichts.
In dem Jahr, als die Olivenbäume fast so weit waren, Früchte zu tragen, bekam eine der Nachbarstädte, Atos, einen neuen Fürsten.
Der Basileus von Atos war gestorben, und sein einziger Sohn war an die Macht gelangt. Der alte Fürst hatte zwar einige Verträge mit den umliegenden Städten abgeschlossen, aber seinen Sohn nie mit an den Verhandlungstisch gebracht, und niemand wusste, ob dieser junge Mann so, wie manche Männer es gern tun, altes Ungemach wieder aufstören würde.
Klimun beschloss, dass er sich diesen jungen Fürsten einmal ansehen würde, um selbst festzustellen, ob Gefahr von ihm ausging. Er beschloss, nach Atos zu gehen und sich unter das Volk zu mischen. Wenn die Leute dort von Krieg und Rache redeten, würde Klimun wissen, was für ein Mann sie anführte. Wenn sie vom Frieden und von ihrer Ernte sprachen, dann würde Klimun wissen, dass sie dem Vorbild ihres Fürsten folgten und dass er ein guter Mann sein würde. Wenn er dem Fürsten selbst begegnete, würde er herausfinden, wie er seine Bürger behandelte. Auf die Weise würde er, wie er annahm, das meiste erfahren.
Das Erntefest nahte. Es würde eine gute Gelegenheit für einen Fremden bieten, durch eine Stadt zu streifen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. So brach Klimun auf und nahm nur Gerosthenes mit. Er kam noch rechtzeitig vor dem Fest an. Sobald er in der Stadt war, erzählte er allen, dass er Bauer sei und dass sein Hof unmittelbar jenseits der Grenzen des Landstrichs läge, den die Stadt beherrschte. Er war, wie er erklärte, kein Bürger der Stadt, und war sich nicht sicher, ob man ihn willkommen heißen würde, aber die Stadtbewohner waren freundlich zu Fremden und luden ihn zum Fest ein. Er trank Wein mit seinen neuen Freunden und fragte sie, was sie von ihrem Fürsten hielten. »Sieh ihn dir selbst an«, sagte man ihm in der Weinschenke. »Er wird beim Ringkampf Schiedsrichter sein.«
Klimun war kein sehr junger Mann mehr, aber noch jung genug, Vergnügen an Ringkämpfen zu finden, und so beschloss er, an diesem Wettstreit teilzunehmen. Er gewann seine ersten
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