Der Geek-Atlas (German Edition)
6 und
12.
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Pasteurisierung, Kurzzeiterhitzung und UHT
Nachdem Pasteur entdeckt hatte, dass Fermentierung und Krankheiten durch Mikroorganismen verursacht werden, erkannte er auch,
dass es möglich war, die Mikroorganismen durch Hitze abzutöten (oder ihre Anzahl doch deutlich zu reduzieren). Pasteur zeigte,
dass durch das Erhitzen von Wein auf 55°C Wein-Krankheiten vermieden und die Fermentierung gestoppt wurden.
Der grundlegende Prozess der Pasteurisierung wird auch heute noch verwendet. Milch kann einem von drei Prozessen unterzogen
werden, um Krankheitserreger zu beseitigen: Pasteurisierung, Kurzzeiterhitzung und Ultrahocherhitzung (UHT).
Bei der grundlegenden Variante der Pasteurisierung wird die Milch in einem großen Fass für 30 Minuten auf 63°C erhitzt. Temperatur
und Dauer reichen dabei aus, um etwa das Mycobacterium tuberculosis (das die Tuberkulose auslöst) oder andere relativ hitzebeständige
Bakterien zu töten oder zu dezimieren. Gleichzeitig bleibt die Qualität der Milch im Wesentlichen erhalten.
Die Kurzzeiterhitzung (die auch bei Fruchtsäften verwendet wird) wird manchmal auch »High Temperature Short Time« (HTST) genannt.
Dabei wird die Milch für 15 Sekunden auf 72°C erhitzt. Auch dabei bleibt die Qualität der Milch erhalten und schädliche Bakterien
werden abgetötet. Bei diesem Verfahren wird die Milch durch kleine erhitzte Röhren, oder durch erhitzte Metallplatten gepumpt,
um den benötigten schnellen Temperaturanstieg zu erreichen.
Bei keinem dieser Verfahren wird die Milch sterilisiert. Es bleiben immer noch einige Mikroorganismen übrig, auch wenn ihre
Zahl stark reduziert wurde und sie beim Menschen keine Krankheiten mehr auslösen können. Da immer noch Mikroorganismen vorhanden
sind, muss die Milch kalt gelagert werden, um ihre Frische zu erhalten.
Bei der Ultrahocherhitzung (kurz UHT) wird die Milch hingegen für ein bis zwei Sekunden auf 138°C erhitzt, wodurch sie fast
vollständig sterilisiert wird. UHT-Milch (die wir als H-Milch kennen) wird in sterilen Behältern verpackt und kann monatelang
ungekühlt gelagert werden. Allerdings erhält ihr Geschmack eine gekochte Note, die es bei der Pasteurisierung nicht gibt.
In jüngster Zeit wurde die Pasteurisierung von Milch durch die Verwendung von Filtern ersetzt. Da Bakterien üblicherweise
einige Mikrometer groß sind, lassen Sie sich durch Filter mit kleineren Löchern (von ca. 1 Mikrometer) entfernen. Da die einzelnen
Bestandteile der Milch kleiner sind (Proteine können bis zu einem Nanometer klein sein), können Sie den Filter ungehindert
passieren.
Durch die Filterung von Milch schließt sich der Kreis – als Pasteur die Existenz von Mikroorganismen untersuchte, nutzte er
bei seinen Brühe-Experimenten Filter, um Mikroorganismen fern zu halten. Außerdem führte seine Forschung zur Entwicklung des
Keramik-Wasserfilters, da man wusste, dass er vor Krankheiten schützt.
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Kapitel 12. Das Jacquard-Museum, Roubaix, Frankreich
50° 40′ 59.05″ N, 3° 11′ 42.43″ E
Die Lochkarte
Die Geschichte der Computer lässt sich bis ins 19. Jahrhundert zu einem französischen Erfinder namens Joseph Marie Jacquard
zurückverfolgen. Er war daran interessiert, die Weberei zu verbessern, und hatte so einen wesentlichen Einfluss auf die industrielle
Revolution. Mit seinem Jacquard-Webstuhl war es möglich, komplizierte Webmuster herzustellen. Hierzu wurde eine Reihe von
Lochkarten eingelesen, die das herzustellende Muster enthielten. Ein bisher arbeitsaufwendiger Vorgang konnte auf diese Weise
mechanisiert werden.
Mit den Lochkarten wurde kontrolliert, welche Fäden über- oder untereinander lagen. So wurde das Muster in der gewebten Kleidung
erzeugt. Vor Jacquards Automatisierung des Webstuhls waren nur sehr einfache Muster möglich, da die Fäden von Hand oder bestenfalls
halbautomatisch angebracht wurden.
Ein Jacquard-Webstuhl war in der Lage aufwendige Muster zu erzeugen und zu wiederholen, indem die Lochkarten in einer Schleife
eingelesen wurden (siehe Abbildung 12.1 ). Diese Technik wird auch heute noch verwendet, auch wenn Computer die Karten ersetzt haben.
Der Ort, an dem man Jacquards Technologie in Aktion sehen kann, ist das Jacquard-Museum in Roubaix, Frankreich. Das Museum
besitzt eine Sammlung von 15 funktionierenden Lochkarten und elektronisch arbeitenden Webstühlen. Führungen durch das Museum
finden auch auf Englisch statt. Demonstriert wird
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