Der Geek-Atlas (German Edition)
seltenen Gelegenheiten aufgezogen wird, um den Verschleiß der Komponenten zu vermeiden.
Sehr genaue Uhren waren (und sind) für die maritime Navigation besonders wichtig, weil der Längengrad bestimmt wird, indem
man den Zeitunterschied zur Mittagsstunde zwischen Nullmeridian und Schiffszeit misst. Da sich die Erde alle 24 Stunden einmal
um 360° dreht, summiert sich jede Stunde Zeitunterschied zu einer Länge von 15°. Segelt ein Schiff am Äquator entlang, entspricht
ein Zeitunterschied von 4 Minuten 1° Länge: das ist eine einer Strecke von 111 Kilometern! Die genaue Zeit von Greenwich zu
kennen war – und ist – daher unabdingbar, um die Position eines Schiffes zu bestimmen.
Die genaue Zeitmessung war eine derartige Herausforderung, dass die britische Regierung 1714 einen Preis von £20.000 für eine
Methode aussetzte, mittels derer der Längengrad auf 56 Kilometer genau berechnet werden konnte. Harrison gewann schließlich
einen Großteil dieses Geldes für die Entwicklung einer Uhr, die eine genaue Zeitmessung ermöglichte, und dies unter den ungünstigen
Bedingungen, die auf einem Schiff herrschen.
Auf einer Seereise von England nach Jamaika zeigte die Uhr eine Gangabweichung von nur 5 Sekunden (was einem Navigationsfehler
von weniger als einem Kilometer entsprach). Die 1,5 Kilogramm schwere, 12 Zentimeter große H4 bewies, dass sie die Zeit trotz
der Bewegung des Schiffes, der salzigen Luft, der Wellen, des Windes und der Temperaturänderungen genau messen konnte.
Das Museum zeigt die Geschichte der Zeitmessung anhand der H4 und der über 400 anderen hier ausgestellten Chronometern und
Uhren. Der Nullmeridian mit dem Längengrad 0° ist außerhalb der Observatoriums zu sehen und durch einen Balken aus rostfreiem
Stahl gekennzeichnet. Besucher können sich rittlings draufsetzen und befinden sich dann mit einem Bein auf der westlichen
und dem anderen auf der östlichen Hemisphäre. Nachts projiziert ein grüner Laser den Verlauf des Meridians in die Luft.
Täglich kurz vor 13 Uhr erhebt sich oben auf dem Observatorium ein großer Ballon in die Luft. Um genau 13 Uhr senkt sich der
Ballon und Sie können Ihre Uhr ganz genau stellen, während Sie auf dem Meridian stehen. Der Ursprung dieses Rituals liegt
darin, dass man es den im Londoner Hafen liegenden Schiffen ermöglichen wollte, ihre Uhren anhand dieses visuellen Signal
aus Greenwich einzustellen.
Praktische Informationen
Das Observatorium und das Museum liegen in Greenwich Park. Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick über London. Der Ort
eignet sich auch bestens für ein Picknick. Der Eintritt in das Royal Observatory, das National Maritime Museum und den Greenwich
Park ist frei. Informationen zum Besuch der Museen und zu besonderen Veranstaltungen finden Sie unter http://www.nmm.ac.uk/ .
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Ihren Längengrad bestimmen
Heutzutage werden Sie wohl ein GPS nutzen, um Ihren Längengrad zu bestimmen. Dies gelingt aber auch mit einer genauen Uhr
(die auf die Greenwich-Zeit eingestellt ist) und einigen einfachen Hilfsmitteln. Auf dem Festland können Sie eine Sonnenuhr
nutzen, um genau festzustellen, wann Mittag ist und dann den Zeitunterschied zwischen Ihrer lokalen Mittagsstunde und der
Greenwich-Mittagsstunde messen (siehe Kapitel 8 ).
Doch auf einem Schiff auf See ist eine Sonnenuhr natürlich nicht praktikabel, weil sich das Schiff bewegt. Eine bessere Methode
zur Beobachtung der Sonne bietet der Sextant. Ein Sextant bestimmt den Winkel zwischen dem Horizont und einem Himmelskörper,
wie etwa der Sonne. Man betrachtet den Horizont durch das Fernrohr und der Arm des Sextanten wird bewegt, bis sich Sonne und
Horizont im Fernglas auf einer Linie befinden. Dazu werden zwei Spiegel verwendet, die die Sonne reflektieren (siehe Abbildung 49.1 ).
Abbildung 49.1 Ein Sextant
Sind Sonne und Horizont entsprechend ausgerichtet, dann kann man den Winkel der Sonne über dem Horizont direkt von der Skala
ablesen, die sich am Arm des Sextanten befindet.
Um den Längengrad zu bestimmen, messen Sie den Winkel der Sonne kurz vor der Mittagszeit. Notieren Sie den Winkel und die
Uhrzeit. Warten Sie dann, bis die Sonne den Zenit erreicht und zu sinken beginnt. Notieren Sie die Uhrzeit, wenn die Sonne
wieder den Winkel erreicht, den Sie sich zuerst notiert haben.
Die lokale Mittagsstunde liegt genau in der Mitte der von Ihnen notierten Zeiten. Die Differenz zwischen lokaler Mittagszeit
und
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