Der Geek-Atlas (German Edition)
Gegenbeweis anzutreten. Sie ist mit einer Abbildung dieser imaginären 1-zu-1-Zuordnung am besten zu verstehen. In Abbildung 47.5 stehen die natürlichen Zahlen auf der linken Seite, und die dazugehörigen reellen Zahlen auf der rechten.
Abbildung 47.5 Cantors Diagonalisierung
Nun bildet man eine neue Zahl aus den anderen. In der Abbildung ist die erste Ziffer der ersten Zahl eine 1, die zweite Ziffer
der zweiten Zahl eine 9, die dritte Ziffer der dritten Zahl eine 2, und so weiter. Auf diese Weise können Sie einfach eine
neue Zahl bilden, die sich Ziffer für Ziffer von jeder anderen Zahl in der Tabelle unterscheidet (wie beispielsweise die am
unteren Rand von Abbildung 47.5 ); man pickt sich einfach eine Ziffer heraus, die sich von den Ziffern auf der Diagonalen unterscheidet.
Das bedeutet aber auch, dass es eine reelle Zahl gibt, die nicht in der Tabelle steht, und das wiederum bedeutet, dass die
ursprüngliche Annahme, dass es für N und R eine 1-zu-1-Abbildung gibt, nicht stimmt. Außerdem zeigt sich hier, dass R nicht
zählbar ist und mehr Elemente besitzt als N. Cantor hat also zwei unterschiedliche unendliche Mengen von Zahlen eingeführt
– die Anzahl der Elemente in N und die Anzahl der Elemente in R. Er nannte diese neuen Zahlen »transfinit«, weil die Vorstellung
von mehr als einer Unendlichkeit zu jener Zeit umstritten war (insbesondere bei Theisten, die an einen unendlichen Gott glaubten).
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Kapitel 48. Goonhilly Satellite Earth Station, Goonhilly, England
50° 2′ 53″ N, 5° 10′ 55″ W
Die Satellitenschüssel »Arthur«
1962 schoss die NASA den ersten Telekommunikationssatelliten der Welt in die Umlaufbahn. An seinem ersten Tag im All übermittelte
der Satellit Fernsehbilder aus den USA nach Nordfrankreich. Die Franzosen empfingen die Signale mit einer Hornantenne. Einige
Wochen später wurde der erste Parabolspiegel in Goonhilly im Südwesten Englands eingeschaltet. Die Engländer waren somit die
ersten, die die Parabolform nutzten, die uns seither aus der Satellitenkommunikation und bei Radioteleskopen so vertraut ist.
Die Schüssel, Arthur getauft, maß 26 Meter im Durchmesser und wog über 11000 Tonnen. Im Vergleich dazu war der Satellit Telstar
winzig. Er wog nur 78 Kilogramm und hatte einen Durchmesser von 86 Zentimetern. Aber mit Arthur und Telstar wurde Geschichte
geschrieben, als der US-Präsident John F. Kennedy eine transatlantische Live-Pressekonferenz hielt und die ersten Telefonanrufe
und Faxe durch den Weltraum geschickt wurden.
Telstar funktionierte nur etwa ein Jahr. Er wurde durch eine nukleare Testexplosion des U.S. Starfish Prime, die in großer
Höhe durchgeführt wurde, schwer in Mitleidenschaft gezogen und hörte schließlich auf zu senden. Doch er befindet er sich bis
zum heutigen Tag im Orbit. Er hatte bewiesen, dass eine internationale weltraumbasierte Kommunikation möglich war.
Arthur hatte ein glücklicheres Schicksal – die Schüssel wird immer noch genutzt und die Goonhilly-Station wurde zu einem wichtigen
Telekommunikationsknotenpunkt für mehrere Satelliten und Transatlantikkabel. Arthur war auch das Urmodell für die kleinen
Satellitenschüsseln, die auf der ganzen Welt an Häusern angebracht sind und immer noch die gleiche parabolische Form aufweisen.
Heute ist Arthur ein geschütztes nationales Denkmal und das historische Zentrum eines als Future World @ Goonhilly bezeichneten
Ausflugsziels. Doch Vorsicht – der Rest dieses Orts ist eine Touristenfalle und nur von geringem wissenschaftlichen Interesse.
Wenn Sie also einen Besuch von Goonhilly planen, vergewissern Sie sich vorher, dass eine Besichtigung von Arthur an dem von
Ihnen gewünschten Termin auch möglich ist. Dies lohnt sich aber definitiv, denn Sie werden von Arthurs Größe beeindruckt sein.
Sie können unter die Schlüssel steigen, und sich die Apparaturen ansehen, die das Drehen ermöglichen, sodass die betreffenden
Signale eingefangen werden können.
Es gibt zugegebenermaßen noch eine lustige Sache, die Sie in Goonhilly unternehmen können, nachdem Sie sich Arthur angeschaut
haben: Fahren Sie mit dem Segway »Personal Transporter« auf einer Abenteuerstrecke. Der Segway ist vielleicht kein kommerzieller
Erfolg, bietet aber die sensationelle Erfahrung, mit einer Maschine zu fahren, die sich selbst und den Fahrer balanciert.
Wenn Sie sich Goonhilly angeschaut haben, können Sie in im Anschluss auch den Ort Poldhu besuchen
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