Der Geek-Atlas (German Edition)
die Luft gleichzeitig im Inneren gehalten wird. Ist die Schürze vollständig mit Luft gefüllt, beginnt ein Teil der Luft unter
der Schürze zu entweichen und das Hovercraft schwebt (siehe Abbildung 50.2 ).
Abbildung 50.2 Luftstrom beim Hovercraft
Die Schürze sorgt auch dafür, dass mehr Luft unter dem Hovercraft gehalten werden kann. Dadurch kann es höher steigen als
bei Cockerells ursprünglichem Experiment, und auch größere Geländeunebenheiten und Wellen durchfahren, ohne dass das Luftkissen
verlorengeht.
Da Luftkissenfahrzeuge nahezu reibungsfrei arbeiten, kann man sie relativ leicht bewegen. Üblicherweise nutzen Hovercraft-Modelle
für den Antrieb große Lüfter, die so montiert sind, dass sie gegen die Fahrtrichtung zeigen.
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Kapitel 51. Jodrell Bank Observatory, Cheshire, England
53° 14′ 10.5″ N, 2° 18′ 25.7″ W
Das große Ohr
Das riesige Lovell-Teleskop im Jodrell Bank-Observatorium ist vielleicht nur noch das drittgrößte bewegliche Radioteleskop
der Welt, doch es verfügt über eine glanzvolle Geschichte, ist öffentlich zugänglich und liegt idyllisch in der Cheshire-Ebene.
Das Gelände, auf dem sich das Observatorium befindet, war ursprünglich ein botanischer Garten der Universität Manchester.
1945 brachte der Physiker Sir Bernard Lovell überschüssige Radarausrüstungen aus dem Zweiten Weltkrieg an diesen Ort, um den
Interferenzen zu entgehen, die im 30 Kilometer nördlich liegenden Manchester durch die elektrischen Straßenbahnen verursacht
wurden.
Lovell hatte im Krieg am Radar gearbeitet und wollte Radargeräte nutzen, um die kosmische Strahlung zu studieren, die aus
dem Weltraum in die Erdatmosphäre eintritt. Ende 1945 hatte Lovell gezeigt, dass die seltsamen Echos, die auf Militärradaren
erschienen, durch Meteoritenbahnen in der oberen Atmosphäre verursacht wurden. Er erkannte schnell, dass wesentlich größere
und genauere Teleskope notwendig waren. 1947, 1957 und 1964 und wurde dann eine Reihe von Teleskopen gebaut.
1957 wurde das Teleskop Mark I, das heute Lovell-Teleskop heißt, gerade rechtzeitig fertig, um die Sowjetische Sputnik 1-Mission
am 4. Oktober zu verfolgen. Sputnik 1 und ihre Starthilfsrakete gingen in eine Umlaufbahn. Das Lovell-Teleskop konnte zwar
nicht den Satelliten selbst verfolgen, dafür aber die Booster-Rakete. Das war möglich, weil in Lovells Entwurf des Teleskops
ein leistungsstarkes Radarsystem vorgesehen war.
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Luna 9 und das Faxgerät
Der größte öffentliche Augenblick des Lovell-Teleskops kam 1966, als man Bilder abfing, die von der ersten Sonde stammten,
die auf dem Mond landete (ohne abzustürzen). Die britische Presse kam der Sowjetunion zuvor und veröffentlichte die Bilder,
bevor irgendwelche offiziellen Bilder (seitens der Sowjets) veröffentlicht wurden ( Abbildung 51.1 ).
Abbildung 51.1 Bild der Luna 9, abgefangen vom Lovell-Teleskop; zur Verfügung gestellt von Jodrell Bank Centre for Astrophysics,
University of Manchester
Am 3. Februar 1966 landete die sowjetische Mondsonde Luna 9. Zum Abfedern ihrer Landung kam dabei ein Airbag zum Einsatz.
Luna 9 begann dann sofort mit der Übertragung von Fernsehbildern der Mondlandschaft. Die Sowjetunion hatte angekündigt, wann
die Sonde Bilder übertragen würde. Die Übertragungszeiten fielen mit den Zeiten zusammen, in denen der Mond für das Lovell-Teleskop
(damals das größte Radioteleskop der Welt) sichtbar war.
Dies veranlasste Sir Bernard Lovell zu der Bemerkung »Ich bin sicher, die Russen wollten, das wir die Aufnahmen machen«. Die
Übertragungen erfolgten dann mittels Bildtelegrafie – als eine Art Telefax.
In den 1930ern begannen die Zeitungen damit, Photos telegrafisch zu übertragen. Die Bilder wurden mit normalen Kameras aufgenommen
und ganz normal belichtet. Das Bild wurde dann auf einen Zylinder gezogen. Dieser Zylinder rotierte und bewegte sich seitwärts,
so dass das Bild zeilenweise abgetastet werden konnte. Dazu wurde es mit einer Lichtquelle angestrahlt und das reflektierte
Licht mit einer Photozelle gemessen. Der Strom der Photozelle wurde verstärkt, in akustische Signale umgewandelt und dann
über eine normale Telefonleitung übertragen.
Auf der Empfängerseite wurden die akustischen Signale wieder in variierende Lichtstrahlen umgewandelt, die über einen rotierenden
Zylinder, der über den gleichen Durchmesser wie der Zylinder auf der Senderseite verfügte, wanderten, um ein neues
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