Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
Ersparnisse, die …“
„Sie glauben doch nicht etwa, Sie könnten mein Schweigen erkaufen?“
Sein harter Ton machte ihr Angst. Hatte sie ihn beleidigt? Oder erwartete er eine andere Art von Belohnung? Ein kalter Schauer überlief sie. Natürlich war es naiv, einem Fremden zu trauen. Dennoch musste sie ihre Frage wiederholen: „Was wollen Sie tun?“
„Nichts. Erst einmal muss ich über das nachdenken, was Sie mir erzählt haben.“
„Ich schwöre, dass wir in jedem Punkt die Wahrheit gesagt haben“, versicherte Simon.
Guy schaute von einem zum anderen. Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Dann zog er seine Taschenuhr hervor. „Man wird bald das Supper servieren. Wollen wir uns nicht nach oben begeben, Mrs Forrester?“
Sie nickte widerstrebend. Dann half sie Simon, es sich möglichst bequem zu machen, und ging schließlich dem Earl voraus in den Weinkeller. Da die Bediensteten so kurz vor dem Supper sehr beschäftigt sein würden, hielt sie es für unnötig, sich erst davon zu überzeugen, dass die Gänge und Flure verlassen dalagen. So dauerte es nicht lange, bis sie, gefolgt von Darrington, wieder den Bereich des Hauses betrat, in dem sich die Schlaf- und Gästezimmer befanden.
Im Licht der inzwischen entzündeten Wandlampen musterte Guy seine Hose und seinen dunklen Rock. Die Kleidungsstücke waren an vielen Stellen grau von Staub. „So kann ich nicht beim Supper erscheinen“, stellte er fest. „Und ich kann auch nicht Peters bitten, die Flecken auszubürsten. Es würde sein Misstrauen wecken.“
„Ich habe eine Kleiderbürste in meinem Zimmer“, sagte Beth. Sie blieb an der Tür stehen. Offenbar nahm sie an, Darrington würde den Rock ausziehen und ihn ihr reichen.
„Noch mehr Misstrauen würde ich erregen“, meinte Guy mit gutmütigem Spott, „wenn ich in Hemdsärmeln vor Ihrem Schlafzimmer warte.“
„Also gut, kommen Sie herein!“
Rasch schloss sie die Tür hinter ihm. Tilly hatte alles für ihre Herrin vorbereitet und sich dann offensichtlich anderen Pflichten zugewandt. Im Kamin prasselte ein Feuer, und mehrere Kerzen standen bereit. Beth entzündete sie und achtete bei jeder Bewegung darauf, dass sie den Earl nicht zufällig berührte.
„Erzählen Sie mir, was Sie über Miles Radworth wissen“, meinte Guy, als sie die Kleiderbürste geholt hatte und begann, den Rock zu säubern.
„Er hatte Simon während der Überfahrt nach Portsmouth kennengelernt. Dann geschah dieser Überfall. Und natürlich redeten in Portsmouth alle darüber. Miles hielt sich noch im Ort auf, als Simon die Flucht gelang. Die Nachricht vom Untergang des kleinen englischen Schiffes vor der französischen Küste erreichte Portsmouth wenig später. Miles vergewisserte sich, dass niemand etwas von irgendwelchen Überlebenden wusste, ehe er sich auf den Weg nach hier machte. Er hielt es für seine Pflicht, uns die traurige Nachricht zu überbringen.“
„Sehr nobel … Er teilte ihnen also mit, dass Ihr Bruder des Diebstahls angeklagt worden und auf der Flucht umgekommen war?“
„Die Anklage lautete auf Raub und Mord.“ Die Hand, die die Bürste hielt, zitterte ein bisschen. „Miles hatte Papiere bei sich, die die Wahrheit seines Berichts belegten. Tatsächlich war uns der kleine Artikel in der Londoner Zeitung entgangen. Das alles hatte sich ja in Portsmouth zugetragen …“
„Ist Radworth von der Unschuld Ihres Bruders überzeugt?“
Einen Moment lang unterbrach Beth ihr Tun. „Er … Nein, leider nicht.“
Guy wandte sich zu ihr um. „Warum denken Sie, ich würde an Wakefords Unschuld glauben, wenn Radworth es nicht tut, obwohl er vor Ort war?“
Beth biss sich auf die Unterlippe. Der Earl hatte recht. Warum hätte er Simons Geschichte Glauben schenken sollen? Er kannte Simon überhaupt nicht und hatte auch dessen Familie erst kürzlich kennengelernt.
„Geben Sie mir die Bürste“, forderte Guy sie in diesem Moment auf. „Ich kümmere mich noch rasch um meine Hosenbeine und dann um Ihr Kleid.“
Beth stand sehr still, während er ihren Rock säuberte. Um den Saum auszubürsten, musste er sich hinknien. Fasziniert starrte sie auf seine breiten Schultern und das dichte dunkle Haar.
„Fertig“, verkündete er und richtete sich auf.
„Danke!“ Sie betrachtete sein Gesicht, das im Kerzenschein beinahe noch männlicher wirkte als bei Tageslicht. Wenn er Simons Geschichte doch nur glauben würde! Aber seine Augen blickten kühl und abweisend. Hart. In diesem Moment wurde ihr
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