Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
reichte sie ihm eine Serviette, damit er sich den Mund abwischen konnte.
In diesem Moment hob er den Kopf und bemerkte Guy. Sein Gesicht nahm einen so entsetzten Ausdruck an, dass Beth erschrocken herumfuhr.
Sie sprang auf, stellte sich schützend vor den jungen Mann und schrie Guy an: „Was tun Sie hier?“
„Deshalb also wandern Sie nachts im Haus herum“, stellte er fest, ohne auf ihre Frage einzugehen.
„Wer ist das?“, verlangte der Kranke zu wissen. Seine Stimme bebte.
„Nun, wollen Sie uns nicht vorstellen?“, drängte Guy.
„Bitte“, meinte Beth in flehendem Ton, „lassen Sie uns allein und vergessen Sie, was Sie gesehen haben!“
„Beth, wer ist das?“
Guy trat vor und verbeugte sich. „Guy Wylder, Earl of Darrington. Und wer sind Sie?“
„Simon Wakeford.“
„Oh! Ich dachte, Sie seien tot.“
„Wenn man mich entdeckt, bin ich wirklich ein toter Mann.“
8. KAPITEL
B eth hatte die Hände zu Fäusten geballt, so fest, dass die Knöchel weiß hervorstanden. Sie hätte alles getan, um dieses Zusammentreffen zu vermeiden. Alles! Wenn sie doch nur die Kellertür hinter sich abgeschlossen hätte!
„Ah …“ Simon war sehr blass. „Sie sind also einer der Gäste. Der Freund des Mannes, der sich das Bein gebrochen hat.“
„Ja.“ Guy lächelte. „Jetzt begreife ich natürlich, warum Mrs Forrester uns so gern losgeworden wäre.“
Als er sich zu ihr wandte, senkte sie rasch den Blick. Nie zuvor hatte sie solche Angst ausgestanden. Ihr war regelrecht übel vor Sorge. Was konnte sie tun, um die Situation doch noch zum Guten zu wenden? Ihr Kopf fühlte sich leer an, und sie wusste, dass sie unfähig war, auch nur einen verständlichen Satz zu formulieren. Doch dann hörte sie, wie ihr Bruder genau die Frage stellte, die sie bewegte.
„Was beabsichtigen Sie zu tun, Mylord?“
„Das kann ich nicht sagen, solange ich nicht weiß, was hier überhaupt vorgeht.“ Guy zog einen dreibeinigen Schemel heran und nahm so gelassen Platz, als befände er sich mit zwei guten Bekannten im Salon.
Zorn flammte in Beth auf. Wie konnte er nur so viel Ruhe und Selbstsicherheit an den Tag legen?
„Wollen Sie mir denn keine Erklärung geben?“, drängte Guy.
„Wir wissen ja nicht einmal, ob wir Ihnen trauen können“, fuhr sie ihn an.
„Das stimmt. Aber ich kann Ihnen versichern, dass ich hier bleibe, bis ich alles Wichtige erfahren habe. Es sei denn, Sie würden mich vorher umbringen.“
„Darüber macht man keine Witze!“
Eine lastende Stille senkte sich über den Raum.
„Wir haben keine Wahl, Beth“, stellte Simon schließlich fest.
Sie schaute ihn an, und das Herz tat ihr bei seinem Anblick weh. Wie erschöpft und gequält er aussah! Ja, sie musste reden! Also holte sie tief Luft und begann.
„Man beschuldigt Simon, einen Mord begangen zu haben. Doch er ist unschuldig.“
Guy lauschte mit höflichem Interesse.
„Auf dem Rückweg vom Kontinent kam er in Portsmouth einem Franzosen und dessen Gattin zu Hilfe, als diese überfallen und beraubt wurden. Einem der Diebe gelang es, ihm eine gestohlene Halskette unterzuschieben. Man fand sie in Simons Tasche und hielt ihn für einen der Verbrecher. Das französische Paar hatte England unterdessen verlassen und konnte daher nicht zu seinen Gunsten aussagen.“
„Haben Sie versucht, die beiden zu finden?“
„Ja.“ Simon nickte. „Ich konnte fliehen und wollte mich in ihrer Heimat auf die Suche nach ihnen machen. Doch leider wusste ich kaum etwas außer ihrem Namen.“
„Sie sind nach Frankreich gegangen?“
„Es erschien mir sicherer, als in England zu bleiben. Außerdem wollte ich ja die de Beaunes finden. Tatsächlich gelang es mir, eine Passage auf einem kleinen Schiff zu buchen. Leider sank es, kurz ehe wir unser Ziel erreichten.“
„Simon konnte sich retten, zog sich allerdings verschiedene Verletzungen zu. Da niemand ihn pflegte, hatte er keine Chance, gesund zu werden.“
„Bis ich hierherkam.“ Dankbar drückte er seiner Schwester die Hand.
Beth erwiderte den Druck. „Ich habe den Eindruck, dass die schlimmsten Wunden inzwischen recht gut verheilt sind. Leider fiebert er immer noch. Und der eine Fußknöchel macht ihm nach wie vor Beschwerden.“
„Das erklärt, warum Sie Beinwellblätter brauchten.“ Guy gelang es, Beths Blick aufzufangen. Aber ihre Augen verrieten wenig. „Haben Sie von hier aus noch einmal etwas unternommen, um das französische Ehepaar zu finden?“
„Wenn ich nur mehr über die
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