Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)
durchgeführt, da hast du noch Windeln getragen.«
»Tatsächlich?« Sam schaute zu Bo und versuchte dabei, die sinnliche Ausstrahlung des Mannes zu ignorieren und sich auf die Arbeit zu konzentrieren. »Ermittelt ihr wirklich schon so lange?«
»Etwa zwanzig Jahre.« Bo nippte an seinem Wasser. »Ich hab' damit angefangen, als ich für Dr. Pitre an der LSU den Packesel spielen durfte, um mein Studium zu finanzieren. Sie war die erste Forscherin parapsychologischer Phänomene, die ich je getroffen hatte. Hat mir viel beigebracht und mich so für das Thema überhaupt erst begeistert. Sobald ich meinen Psychologie-Abschluss in der Tasche hatte, hab‘ ich ihr bei den Untersuchungen assistiert und nach ein paar Jahren schließlich selbst welche durchgeführt. Sie hat mir nach ihrem Tod ihre gesamte Ausrüstung und einen Teil ihres Gelds hinterlassen, also habe ich meine Dozentenstelle aufgegeben und mich mit den Ermittlungen selbständig gemacht. Zusammen mit Amy habe ich dann die Firma gegründet.«
»Ich saß zu der Zeit tagsüber am Empfang in einer Arztpraxis und habe nebenbei nachts ermittelt«, fügte Amy hinzu, während sie sich einen Nachschlag vom Jambalaya nahm. »Es war der schönste Tag meines Lebens, als ich den Empfangsjob kündigen konnte.«
Andre nahm Amys Hand und küsste sie. »Das war dein schönster Tag?«
Amy lächelte ihn warm an. »Okay, der zweitschönste.« Sie lehnte ihr strahlendes Gesicht an seine Schulter.
»Man könnte meinen, dass sie nach fünf gemeinsamen Jahren langsam mal damit aufhören würden.« David schüttelte traurig den Kopf. »Davon bekommt man ja Karies.«
Amy zeigte ihm ungerührt den Mittelfinger. David lachte.
»Amy hat dir von den Geisterführungen erzählt, oder?«, fragte Bo.
»Ja, hat sie.« Sam nahm einen großen Schluck Eistee. »Ich finde, es ist eine super Idee, Touristen auf Geisterjagd mitzunehmen.«
»Ist meistens ziemlich lustig«, stimmte David zu, während er an einem Stück Knoblauchbrot knabberte. »Die bekommen natürlich nicht die wirklich spannenden Sachen zu sehen. Wir zeigen ihnen nur die Plätze, die wir kennen und von denen wir wissen, dass sie ungefährlich sind.«
»Sie dürfen ein echtes Geisterhaus besichtigen und zahlen uns genug dafür, um unser Geschäft am Laufen zu halten.« Andres grinste breit. »So sind alle glücklich und zufrieden.«
Cecile zog die Augenbrauen zusammen. »Ich dachte, ihr werdet für eure Ermittlungen bezahlt? Also, für die echten, meine ich.«
»Werden wir«, stimmte Amy zu. »Aber wir haben gestaffelte Tarife. Je nach dem, was sich unsere Auftraggeber leisten können, bekommen wir mal mehr, mal weniger.«
»Für diesen Job hier bekommen wir jedenfalls eine Menge.« David grinste süffisant. »Der Auftraggeber ist ausnahmsweise mal stinkreich.«
»Gott sei Dank«, bemerkte Andre enthusiastisch.
»Geld regiert die Welt, Mann.« David hielt Andre seine Hand hin und der schlug ein.
Sam lachte und merkte, wie ein Teil seiner anfänglichen Nervosität verflog. Sie verbrachten den Rest des Abendessens in angenehmer Unterhaltung. Sam erfuhr, dass Andre Informatik studiert und währenddessen eine Begegnung mit etwas hatte, das er sich mit rationalem Menschenverstand nicht erklären konnte. Das hatte den Ausschlag für sein Interesse an paranormalen Ermittlungen gegeben. Einige Monate später war er als Jungermittler bei BCPI eingestiegen und hatte es nie bereut.
David war als Mitarbeiter einer Baufirma nach Mobile gezogen, nachdem ihn eine schwierige Scheidung aus seinem Zuhause in Florida verjagt hatte. Er hatte Bo im Zuge der Renovierungsarbeiten am Bürogebäude von BCPI kennen gelernt und sich sofort für BCPIs Arbeit interessiert. Von der jungen Firma war er allein schon wegen seiner Begeisterung eingestellt worden.
Cecile war als Einzige kein Mitglied von Bay City Paranormal Investigations . Als selbsternanntes Medium war sie vom Besitzer des Hauses als Ergänzung zu den wissenschaftlichen Untersuchungen geschickt worden. Die verkniffenen Mienen der anderen sagten Sam, dass ihre Gegenwart alles andere als willkommen war.
»Was ist mit dir, Sam?«, fragte David und kratzte den letzten Bissen Schokoladenkuchen von seinem Teller. »Was ist deine Geschichte?«
Sam stellte seine Kaffeetasse ab und zuckte die Schultern. »Da gibt's nicht viel zu erzählen. Seit ich aus dem College raus bin, habe ich als Servicetechniker in einem kleinen Krankenhaus gearbeitet. Es hat die Rechnungen bezahlt, aber mein
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