Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)
dem ganzen Gebäude lag eine drückende Atmosphäre, die so seltsam unnatürlich wirkte, als würde man von einer unheilvollen Präsenz belauert werden.
»Wow«, sagte Sam laut in die erdrückende Stille hinein. »Das ist ja unglaublich!«
Er schnappte sich seine Reisetasche vom Beifahrersitz, sprang aus der Fahrerkabine und ging auf das Haus zu. Die untergehende Sonne färbte das vertrocknete Gras tiefrot und Sam drängte sich die Vorstellung auf, durch ein blutgetränktes Schlachtfeld zu waten, als er über die Rasenfläche ging. Er fragte sich, ob auch hier der Bürgerkrieg Blut und Geister zurückgelassen hatte, wie es in den Südstaaten so oft der Fall war.
Er klingelte und musste ein paar Minuten warten, ehe die Tür von einer Frau mit feuerroten Locken und strahlend blauen Augen geöffnet wurde.
»Hi. Sam«, sagte sie. »Wie war die Fahrt?« Seine Arbeitgeberin Amy Landry lächelte ihn an und reichte ihm die Hand zur Begrüßung. Sam erwiderte den festen Händedruck.
»Hey, Amy. War gut, bin ohne Probleme durchgekommen.« Er betrat die weitläufige Eingangshalle und stellte seine Tasche auf dem polierten Holzboden ab. »Das Haus ist fantastisch!«
»Allerdings! Und warte nur, bis du seine Geschichte gehört hast.« Sie bedeutete Sam, ihr zu folgen, und steuerte einen runden Durchgang zu ihrer Linken an. »Wir sind gerade beim Essen. Komm mit, dann stell‘ ich dich den anderen vor. Deine Tasche kannst du erst mal hier stehen lassen.«
Sam folgte ihr einen langen, kirschholzvertäfelten Flur entlang. Seine Schritte hallten auf den abwechselnd blutroten und hellen Marmorfliesen wider. Während die komplette linke Seite aus einer Fensterfront zur Veranda hin bestand, zweigten rechts vom Flur einige mit Schnitzereien verzierte Flügeltüren ab. Eine davon stand einladend offen und schickte Lichtstrahlen und gedämpfte Stimmen aus dem dahinter liegenden Raum zu ihnen hinaus.
Im Esszimmer selbst kontrastierte das dunkle Weinrot der Wände stark mit der cremefarbenen Decke. An einem großen Holztisch saßen die restlichen Teammitglieder beim Essen und unterhielten sich, bis Sam und Amy den Raum betraten. Drei Augenpaare richteten sich auf sie.
»Leute, das ist Sam Raintree, unser neuer technischer Assistent«, stellte Amy ihn vor. »Sam, das sind Andre Meloy, Cecile Langlois und David Broom.«
Andre, groß, muskulös, mit tiefbrauner Haut und einem Filmstarlächeln, stand auf und reichte Sam über den Tisch hinweg die Hand.
»Schön dich kennenzulernen, Sam. Ich bin der Spezialist für alles Technische... Ich denke, wir werden wohl viel zusammenarbeiten.«
»Freut mich auch, Andre.« Sam schüttelte Andres Hand und versuchte, unter dem knochenzermalmenden Händedruck nicht in die Knie zu gehen.
»Setz dich doch.« Davids breites Grinsen zeigte deutlich seine Grübchen »Ich bin der Rest der technischen Abteilung.« Er wischte sich mit der Serviette über die beginnende Glatze. »Heiß hier drinnen, oder? Wir müssen echt verrückt sein, ausgerechnet im August nach Mississippi zu kommen. Und hier gibt's nicht mal ‘ne Klimaanlage.«
»Wenigstens haben wir fließend Wasser.« Amy setzte sich neben Andre und reichte Sam eine große Schüssel mit heißem, würzig riechendem Inhalt. »Hier, nimm dir was vom Jambalaya, Sam. Du hast sicher Hunger nach der langen Fahrt.«
Sam ließ sich auf dem freien Platz neben David nieder und lud sich den Teller voll.
»Ja, bin ich. Danke!«
»Ist das hier deine erste Ermittlung?«, fragte Andre und schob sich eine Gabel voll Jambalaya in den Mund.
Sam nickte. »Ja. Ich meine, ich war schon bei ein paar Amateurermittlungen dabei, aber das hier ist meine erste professionelle. Ich finde das unglaublich aufregend. Die Arbeit als Computertechniker ist nichts dagegen.«
»Dir ist aber schon klar, dass das hier kein Urlaubsspaß ist, oder?« Cecile warf ihm unter ihrem langen, kastanienbraunen Pony heraus einen kühlen Blick zu. »Es kann gefährlich sein. Die Geisterwelt ist nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte.« Ihre zahlreichen Armreifen verursachten ein klimperndes Geräusch, als sie nach ihrem Weinglas griff.
Sam runzelte die Stirn, fasziniert von dem blutroten Wein, der in ihrem Glas rotierte. Einen flüchtigen Moment lang hatte er sogar den Eindruck, dass es sich tatsächlich um Blut handelte. Sie nahm einen Schluck, verzog das Gesicht und stellte das Glas wieder ab.
»Cecile wurde vom Besitzer des Hauses engagiert. Sie ist ein Medium«, sagte
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