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Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)

Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)

Titel: Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhianne Aile
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neben mir steht.
    »Noch mal?«, fragt er betreten.
    Einen Augenblick lang denke ich darüber nach, wann ich das letzte Mal angeordnet habe, meinem Azubi den Arsch aufzureißen, bis ich realisiere, dass Alex sich wohl eher auf ein erneutes Anrichten bezieht. Dabei erübrigt sich diese Frage eigentlich… jedenfalls, wenn man nicht blind ist.
    »Natürlich. Und nimm mir bloß diesen Scheiß da runter. Ach was, lass dir zwei neue Teller geben, ich mach’s selbst und dann raus damit. Aber wisch mir den Rand noch mal nach. Und ein bisschen Tempo, zack, zack! Das sollte schon vor fünf Minuten raus! Pierre?«
    Niemand rührt sich. Typisch.
    »Pierre?!«, brülle ich so laut, dass es die Gäste draußen vermutlich noch hören.
    »Chef?« Schüchtern tritt mein Azubi des Grauens an den Pass.
    »Was ist das?« Wenn er jetzt auch noch dumm ‚Rinderfilets’ stammelt, vergesse ich mich.
    Und dieser Kerl ist Franzose. »Was, bitteschön, ist so schwierig an comme il faut ?«
    Ohne seine Antwort abzuwarten, eile ich zurück an meinen Herd und nehme Stefan die Eisenpfanne aus der Hand, in der er das Perlhuhn geschwenkt hat. Ein bisschen zu wenig, es ist zu dunkel.
    Auch das macht normalerweise Patrick, denn wie in den meisten Küchen ist mein Souschef gleichzeitig auch mein Saucier und damit für Fleisch und Soßen zuständig. Ohne ihn klarzukommen, wird ein verdammter Albtraum, grade weil hier jeden Tag wieder einer von den Kritikern auftauchen kann. Letzte Woche waren sie drüben im Fährhaus, jedenfalls, was man so hört. Und ausgerechnet jetzt stehe ich ohne Souschef da und versuche, meinen Stern zu halten. Schöne Scheiße.
    »Hab’ doch gesagt, lass es nicht so lange auf Temperatur. Das ist Perlhuhn, das wird trocken«, schnauze ich ihn an, greife nach den Löffeln, die neben dem Herd liegen, nehme die beiden Keulen, arrangiere sie auf die bereitstehenden Teller, greife sie und stelle sie auf die Anrichte hinter mir. Erste Station, zweite Station. Pass. Raus…
    »Perlhuhn«, sage ich. Aber das ist eigentlich nicht notwendig. Pierre, der wohl beschlossen hat, dass es in seiner Situation grade echt günstig ist, mir am Arsch zu kleben, wartet schon drauf. 
     
    ***
     
    »Mike?« Schlaftrunken taste ich auf die leere Seite des Bettes. Eigentlich wollte ich auf ihn warten, aber ich bin wohl beim Lesen eingeschlafen.
    »Hm?«, kommt es von irgendwoher aus der Dunkelheit. Keine Ahnung, wie spät es ist.
    Ich war ziemlich k.o., als ich gegen kurz nach elf aus der Küche raus bin, noch vor dem Dessert für Tisch drei. Die hatten als letztes bestellt. Verspätet, weil sie unbedingt auf jemanden warten wollten. Meinetwegen. Ein paar lausige Desserts bekommt meine Küche auch ohne Souschef wohl grade noch hin. Und die Typen waren auch ziemlich sicher keine Kritiker, die bestellen immer à la carte und nie das Menü. Und nach diesem Desaster heute ist bestimmt niemand auf die bescheuerte Idee gekommen, Pierre noch mal anrichten zu lassen.
    »Ich muss los«, hab' ich zu Claas gesagt und bin, ohne mich offiziell abzumelden, einfach abgehauen. Kurz nach elf ist ziemlich früh für meine Verhältnisse. Dafür laufe ich Gefahr, morgen bei Reuter antanzen und mich rechtfertigen zu müssen, weil ich mal wieder den obligatorischen Rundgang durchs Restaurant gecancelt hab’. Mach’ ich, ehrlich gesagt, bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Ich steh’ nicht auf Smalltalk. Und ich lasse mich auch ungern ansehen, als wäre ich irgendein niedliches, kleines Tierchen aus dem restauranteigenen Streichelzoo. Aber es gehört eben dazu. Weil die Leute wegen mir gekommen sind. Wegen des Sterns, der siebzehn Punkte des Gault Millau und weil sie für ein Menü fast hundert Euro zahlen. Exklusive Getränke, versteht sich. Dafür ist der Smalltalk dummerweise im Preis mit drin. Aber mir war nicht danach. Nach zehn Stunden im Chaos hatte ich echt die Nase voll.
    Als der letzte Hauptgang raus war, hab’ ich geduscht, mich umgezogen und bin nach Hause. Zu Fuß, ist nur ein kurzes Stück. Ich nehme mir selten ein Taxi oder hole das Auto aus der Tiefgarage. Lohnt sich nicht. Selbst dann nicht, wenn es regnet, was in Hamburg um diese Jahreszeit ziemlich häufig vorkommt. Aber das macht mir nichts aus. Ich liebe es, die kurze Strecke durch die zur Zeit meines Feierabends meist menschenleeren Straßen zu gehen. Hat beinahe was Meditatives. Zieht die stickige, warme Luft voller Gerüche, Aromen und Geschmäcker aus meinen Lungen und tauscht sie gegen die

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