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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sofort: Bei ihm fühle ich wieder wie eine Frau. Euch habe ich mit der Pistole von meinem Bett weggeschossen … ihn könnte ich mit der Waffe hineinzwingen.«
    »Verdammt, bin ich ein Pfarrer? Was soll die Beichte! Sag's ihm …« Pierre Serrat starrte auf die Trümmer des Tisches an der Wand. »Weiß er's schon?«
    »Nein. Und ich bringe dich um, wenn du ein Wort sagst!«
    Sie hob wieder die Pistole. Serrat nickte grunzend wie ein Eisbär. »Wie kompliziert. Die Weiber mit ihrer verdammten Seele. Geh zu ihm, zieh dich aus und leg dich ins Bett. Alles andere läuft von selbst. Nur ein Problem wirst du haben, Schätzchen.«
    »Welches?«
    »Saada, die Blume der Wüste.«
    Cathérine ließ die Pistole sinken. Ihre grüngrauen Augen wurden dunkel. »Was ist mit ihr?«
    »Sie ist gestern nacht gesehen worden. In der Nähe von Camp X. Auf einem Pferd. Anscheinend war sie auf dem Weg zu uns. Als man sie anrief, wendete sie das Pferd und raste in die Wüste zurück. Jules, vom Magazin, hat sie erkannt.«
    »Saada –« Cathérine blickte Pierre Serrat an. »Welch ein kleines Luder –«
    »Es wird ein Wettrennen geben, Schätzchen.« Serrat lachte fett. »Beeil dich! Trainiere! Hol dir den Doktor in die Kissen, bevor er sich auf samtweicher Araberhaut ausruht! Du weißt ja: Wer einmal orientalisch geliebt hat, ist für die zivilisierte Form verloren. Ein Idiot, wer ein Rennpferd gegen einen Ackergaul eintauscht. – Das wird ein Problem, Süße!«
    »'raus!« Cathérine winkte wieder mit der Pistole. Pierre Serrat trottete an ihr vorbei und legte die Hand auf die Klinke. Die Stimme Cathérines hielt ihn noch einmal zurück. »Ich schieße dir ein Loch in die blöde Stirn, wenn du einen Ton sagst!«
    »Schon gut. Schon gut, mein Schätzchen.« Serrat öffnete die Tür. Aus dem Ambulanzraum schauten vier Köpfe, die sofort verschwanden, als Serrat aus dem Zimmer kam. Er schnaufte, trat die Tür nach draußen auf und verließ die Lazarettbaracke.
    Cathérine ging zum Fenster und sah hinaus in die Wüstenberge. In ihrem Inneren war ein Druck, der ihr das Atmen schwer machte.
    Saada, dachte sie.
    In der Nacht wollte sie zu ihm.
    Warum?
    Sie kennt ihn doch gerade ein paar Stunden …
    »Ich werde es verhindern«, sagte sie leise und blickte Pierre Serrat nach, der mit dem schaukelnden Gang eines Bären hinüberging zur Küchenbaracke. »Ich werde dem kleinen Hühnchen den Hals umdrehen, bevor es zu gackern beginnt …«
    Seradji Achmed hatte eine furchtbare Nacht hinter sich. Erst beim Morgengrauen, als der Himmel über der Wüste rosa wurde und die Sanddünen violette Kämme bekamen, als seien sie ein Meer aus geronnenem Blut, beruhigte er sich: Saada war zurückgekommen. Auf dem Hengst Nama ritt sie in den Innenhof des Hauses und sprang leichtfüßig ab wie ein Berberreiter.
    »Wo warst du?« brüllte Achmed. Er tat es nur der Diener wegen, die hinter ihm standen. Sie hatten erlebt, wie ihr Herr sich wie ein Irrer gebärdete, als man ihm gemeldet hatte, daß das Zimmer Saadas leer sei, daß sie aus dem Fenster geklettert sein mußte, an den Rosenstöcken herunter, deren Astwerk bis zum Dach reichte und die täglich viermal begossen wurden. Seradji hatte getobt, ließ die Rosenstöcke aus dem Boden reißen und verbrennen und verfluchte die Wachen in die tiefste Hölle. Mahmud, der für den Garten und den Stall zu sorgen hatte, bekam Ohrfeigen, weil er das Wegführen von Nama, dem Hengst, nicht gehört hatte, und überhaupt hatte sich Achmed benommen, als ginge die Welt unter.
    Nun war Saada wieder zurückgekommen und warf die Zügel dem unglücklichen Mahmud zu, der dankbar ihre kleine Hand ergriff und sie küßte. Furchtlos ging sie ihrem Vater entgegen, mit hochaufgerichtetem Haupt. Sie trug Männerhosen und handgearbeitete, mit Goldritzereien verzierte Stiefelchen, eine Männerjacke und einen Gürtel mit dem Festtagsdolch Achmeds. Nur die schwarzen, flatternden Haare ließen erkennen, daß sie ein Mädchen war.
    »Komm herein!« schrie Achmed wieder. »Tochter einer räudigen Hyäne!« Dann schwieg er betroffen, denn er hatte Damira, sein unvergessenes Weib, beleidigt.
    Er ging voraus in den großen Audienzsaal, warf die geschnitzte Tür zu, als Saada an ihm vorbeistiefelte und sich auf einen der tiefen, mit Seide bezogenen Sessel setzte, in denen Seradji seine offiziellen Besuche empfing.
    »Mein Herz ist fast verblutet –«, sagte Achmed milder und rannte um Saada herum wie ein Löwe um seine Herde. »Wo warst du? Warum

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