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Der gefangene Stern

Der gefangene Stern

Titel: Der gefangene Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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schlafe nicht mit Fremden“, erwiderte sie.
    „Wer hat das denn verlangt?“ Er hob den Kopf. „Wir kennen uns schon ganz gut, oder? Und du bist keine Frau, die erst mal schick ausgehen und schöne Worte hören will.“
    „Vielleicht nicht.“ Das Feuer in ihr brannte noch. „Vielleicht weiß ich noch gar nicht, was ich brauche.“
    „Dann denk darüber nach.“ Er nahm ihre Hand und zog sie aus der Telefonzelle. „Wir überprüfen jetzt die Schließfächer. Vielleicht haben wir Glück.“
    Hatten sie nicht. Nicht beim ersten Busbahnhof und auch nicht beim nächsten. Als sie den dritten erfolglos abgesucht hatten, war es fast ein Uhr morgens. Jack steckte den Schlüssel ein.
    „Ich brauche was zu trinken.“
    Nach zwölf Stunden in diesem Alptraum konnte sie seinen Wunsch durchaus nachvollziehen. „Ich hätte nichts dagegen. Du zahlst?“
    „Warum nicht.“
    Er umging all die Kneipen, wo man ihn kannte, und wählte eine schäbige kleine in der Nähe vom Union Square. Mit gerümpfter Nase betrachtete M.J. den briefmarkengroßen klebrigen Tisch und kontrollierte den Stuhl, bevor sie sich setzte.
    „Um die Union Station kümmern wir uns, nachdem wir was getrunken haben. Zwei Bier vom Fass“, erklärte er der Bedienung und zerbiss eine Erdnuss.
    „Ich weiß nicht, wie Pubs wie diese überhaupt überleben können.“ M.J. blickte sich kritisch um. Verrauchte Luft, unter der ein schaler Geruch lag, ein dreckiger Boden voller Erdnussschalen, Zigarettenkippen und Schlimmerem. „Ein paar Gallonen Desinfektionsmittel und eine anständige Beleuchtung, und man könnte es hier aushalten.“
    „Ich glaube, das ist den Gästen egal.“ Er deutete auf einen griesgrämigen Mann an der Theke und die abgekämpfte Bedienung, die ihn mit Bier versorgte. „Manche Leute gehen in die Kneipe und trinken so lange, bis sie alles vergessen haben, sogar, wieso sie überhaupt in der Kneipe sind.“
    „Und genau diese Typen will ich bei mir nicht haben. Ab und zu kommt so einer, aber meistens kein zweites Mal. Die wollen sich nicht unterhalten oder Musik hören oder mit einem Kumpel trinken. Doch genau aus dem Grund kommen die Gäste, die ich mag.“
    „Wie der Vater, so die Tochter.“
    „Könnte man so sagen.“ Sie kniff missbilligend die Augen zusammen, als die Bedienung zwei Krüge vor sie hinknallte. Bier schwappte über den Rand. „Die würde keine fünf Minuten im M.J.s arbeiten.“
    „Unfreundliche Bedienungen haben ihren eigenen Charme.“ Dankbar trank Jack einen Schluck. „Ich habe das vorhin übrigens ernst gemeint.“ Er lächelte, als sie ihn anstarrte. „Ja, das auch, aber ich rede davon, wie du mit der Situation bei Ralph umgegangen bist. Das war wirklich ein Blick in die Hölle.“
    „Der erste für mich jedenfalls.“ Sie räusperte sich. „Und für dich?“
    „Auch, und ich hoffe, gleichzeitig der letzte. Ralph war ein Dummkopf, aber das hat er nicht verdient. Ich würde sagen, wer immer das getan hat, hat es wirklich genossen. Offenbar interessieren sich ein paar beinharte Kerle für dich.“
    „Sieht so aus.“ Und sie interessierten sich auch für Bailey und Grace. „Was meinst du, wie lange es dauert, bis wir das passende Schließfach gefunden haben?“
    „Kann ich nicht sagen. So wie ich Ralph kenne, wäre er nicht zu weit gefahren. Er hat den Schlüssel in seinem Büro versteckt und nicht in seiner Wohnung, also denke ich, dass das Schließfach in der Nähe ist.“
    Wenn nicht, konnte es allerdings Stunden, vielleicht sogar Tage dauern, bevor sie es gefunden hatten. Und sie war nicht bereit, so lange zu warten. „Ich muss mal eben auf die Toilette.“ Als er sie prüfend ansah, schmunzelte sie. „Willst du mitkommen?“
    Er schüttelte den Kopf. „Beeil dich.“
    Genau das hatte M.J. vor. Sie lief in den hinteren Teil des Pubs. Zehn Minuten würde sie ungefähr brauchen, um zu der Telefonzelle zu laufen, die vor dem Pub stand, und Bailey anzurufen. Sie schloss die Toilettentür hinter sich, musterte die Frau in schwarzem Elastan, die sich vor dem Spiegel schminkte, und lächelte, als sie das kleine Flügelfenster hoch oben in der Wand entdeckte.
    „Hey, helfen Sie mir mal hoch.“
    Die Frau legte gerade eine zweite Schicht blutroten Lippenstift auf. „Wie bitte?“
    „Bitte, helfen Sie mir.“ M.J. zeigte auf das schmale Fensterbrett. „Räuberleiter.“
    Unerträglich langsam steckte die Frau den Deckel auf ihren Lippenstift. „Läuft nicht gut, Ihre Verabredung,

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