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Der gefangene Stern

Der gefangene Stern

Titel: Der gefangene Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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kennst sie besser, als ich Big Bill kannte oder sonst jemanden auf der Welt, was das betrifft.“ Himmel, er war kurz davor, sie um ihre Freundschaften zu beneiden! Aber über diese Tatsache musste er zu einem anderen Zeitpunkt nachdenken. „Die beiden sind ein Teil von dir, davon, was du warst, was du bist und vermutlich auch, was du sein wirst.“
    In ihrer Brust wurde es plötzlich auffällig eng. „Du wirst ganz schön philosophisch, Dakota.“
    „Manchmal hilft auch das. Vertraue deinen Instinkten, M.J.“ Er drückte ihr den Stein in die Hand. „Vertraue deiner Weisheit.“
    „Du erwartest von mir, dass ich dieses Ding wie eine Art Kompass benutze? Oder eine Wünschelrute?“
    „Du fühlst es, nicht wahr?“ Auch für ihn kam es überraschend, aber er sah ihr weiterhin ruhig in die Augen. „Der Stein scheint fast zu atmen. Weißt du, mit Mythen ist das so: Wenn man nur tief genug gräbt, gelangt man an die Wahrheit. Der zweite Stein ist Weisheit.“ Er legte die Hände ans Lenkrad. „Also, wohin fahren wir?“
    Obwohl ihr kalt war, eiskalt, brannte der Stein wie eine kleine Sonne in ihrer Hand. „Nach Westen“, hörte sie sich murmeln und wusste, wie seltsam es für einen Stadtmenschen war, die Himmelsrichtung zu nennen statt links oder rechts zu sagen. „Das ist doch Wahnsinn.“
    „Logik haben wir schon gestern hinter uns gelassen. Also, sag mir einfach, wohin wir fahren sollen. Welcher Weg sich richtig anfühlt.“
    Und so hielt sie den Stein fest umklammert und dirigierte ihn über die kurvigen Straßen, an einem kleinen, sich windenden Bach entlang und an einem braunen Steinhaus vorbei, das so nahe an der Straße stand, dass sie glaubte, vom Auto aus die Haustür öffnen zu können.
    „Rechts“, rief M.J. heiser. „Wir müssen nach ihrem Haus Ausschau halten. Damals hatten wir es übersehen und mussten zweimal zurückfahren. Der Weg zum Haus ist schmal, eigentlich nur ein Pfad, den man kaum sieht. Sie hat keinen Briefkasten, sondern geht in den Ort, um die Post zu holen. Hier.“ Ihre Hand zitterte ein wenig, als sie nach vorn deutete. „Genau hier.“
    Der Weg war tatsächlich sehr eng, Äste kratzten an seinem Auto entlang. Langsam bog er um eine Kurve, hinter der reglos wie eine Statue ein Reh mit in der Sonne golden glänzendem Fell stand und sie mit großen Augen ansah. Dann wirbelte es seinen wunderschönen Körper herum und sprang auf dünnen, anmutigen Beinen in die Büsche.
    Das Haus sah genauso aus wie in M.J.s Erinnerung. Es lag auf einem Hügel über einem kleinen plätschernden Bach, hatte zwei Stockwerke und eine lange, knallblau gestrichene Veranda, auf der zwei weiße Schaukelstühle standen und Kübel aus Kupfer, in denen unzählige Blumen in allen Farben blühten.
    „Sie war fleißig.“ M.J. ließ den Blick über den Garten streifen. Überall blühte es, die verschiedenen Farben ergossen sich wie ein Fluss den Hügel hinab.
    „Für ihr Haus in Potomac hat sie einen Gärtner angestellt. Sie weiß genau, was sie will, aber ein anderer sorgt dafür. Hier wollte sie alles selbst machen.“
    „Wirkt wie aus einem Märchen.“ Jack bewegte sich unbehaglich, schließlich kannte er sich mit Märchen nicht besonders aus. „Du weißt schon, was ich meine.“
    „Sicher.“
    Ein glänzender blauer Pick-up parkte am Ende des Wegs, doch von Graces Stadtauto, mit dem sie hergefahren sein müsste, war nichts zu sehen. Und auch kein staubiges Mietauto, das auf Baileys Anwesenheit hingedeutet hätte, war zu entdecken.
    Sie sind einkaufen gegangen und kommen jeden Moment zurück, redete M.J. sich ein.
    Auf keinen Fall wollte sie glauben, dass sie so weit gefahren waren und so lange nach dem Haus gesucht hatten, nur um festzustellen, dass Grace und Bailey nicht hier waren. Hastig stieß sie die Autotür auf und rannte zum Haus.
    Jack holte sie ein. „Langsam.“ Er packte sie am Arm. „Gib mir erst mal den Stein wieder.“ Nachdem er ihn sorgsam in seiner Hosentasche verstaut hatte, nahm er ihre Hand. „Du sagtest, sie lässt den Pick-up immer hier?“
    „Ja. Sie fährt ein Mercedes Cabrio oder einen kleinen BMW.“
    „Deine Freundin hat drei Autos?“
    „Grace behauptet, sie wüsste nie, auf welches sie Lust hätte.“
    „Gibt es eine Hintertür?“
    „Ja, eine zur Küche und eine andere an der Seite.“ Sie zeigte nach rechts. „Die führt auf eine kleine Terrasse und dann direkt in den Wald.“
    „Wir sollten uns erst mal umsehen.“
    Ein Kolibri schwebte über einem

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