Der gefangene Stern
Gartencenter.“
„Er hatte einen dämlichen Namen.“ Sie schloss die Augen. „Vollkommen abgedroschen. Er lag rechts von der Straße und war völlig überfüllt. Darum wollte ich nicht anhalten. Es hätte ewig gedauert. Knospen und Blüten.“ Vor Freude klatschte sie in die Hände. „Das war der Name. Und ungefähr eine Meile weiter sind wir rechts abgebogen.“
„Na also.“ Er führte ihre Hand an die Lippen, was dazu führte, dass beide überrascht die Stirn runzelten. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er einer Frau die Hand geküsst.
M.J. hingegen spürte, wie sich Schmetterlinge in ihrem Bauch regten. Sie räusperte sich und legte die Hand in ihren Schoß. „Nun, äh … wie auch immer, Grace und Bailey sind später zu dem Gartencenter zurückgefahren. Ich bin im Haus geblieben. Die beiden gehen für ihr Leben gern einkaufen. Egal was. Ich dachte, sie würden sowieso den ganzen Laden leerkaufen – was sie auch beinahe taten. Sie kamen mit Blumen beladen zurück, Blumen auf solchen Plastiktabletts, Blumen in Töpfen, außerdem verschiedene Büsche. Grace hat einen Pick-up. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, was die Zeitungen über Grace Fontaine in einem Pick-up schreiben würden.“
„Würde ihr das was ausmachen?“
„Nicht die Bohne. Aber niemand weiß von diesem Haus. Nicht mal ihre Verwandten – so nennt sie ihre Familie – wissen davon.“
„Ich würde sagen, das ist ein Vorteil. Je weniger Leute von dem Haus wissen, desto besser.“ Er lächelte. „Da ist dein Gartencenter, Herzchen. Und auch heute ist viel los.“
„Wahrscheinlich gibt es jede Menge Sonderangebote zum Vierten Juli. Zehn Prozent auf alle roten, weißen oder blauen Blumensträuße.“
„Gott schütze Amerika. Ungefähr eine Meile sagtest du?“
„Ja, und dann rechts.“
„Magst du keine Blumen?“
„Hm?“ Gedankenverloren sah sie ihn an. „Klar, Blumen sind schon in Ordnung. Ich mag die, die duften. Du weißt schon, wie diese Dinger, Nelken oder wie die heißen. Die riechen nicht so süß und geben nicht schon nach ein paar Tagen den Geist auf.“
Er lachte. „Ist das die Abfahrt?“
„Nein, ich glaube nicht. Noch etwas weiter.“ Sie beugte sich vor. „Die hier, die nächste, das muss sie sein.“
Jack bremste ab und bog in die steile, kurvige Straße.
„Ich glaube, wir sind richtig. Diese verdammten Straßen sehen doch alle gleich aus. Felder und Steine und Bäume. Wie finden die Leute sich hier nur zurecht?“
„Seid ihr auf dieser Straße geblieben?“
„Nein, Bailey ist noch mal abgebogen.“ Rechts oder links? Rechts oder links? „Wir sind weiter in die Berge gefahren. Hier vielleicht.“
Um ihr Zeit zu geben, fuhr er langsamer. Die Kreuzung war eng und auf beiden Seiten von Steingebäuden gesäumt. Ein Hund schlummerte im Schatten eines sterbenden Ahornbaums.
„Das hier könnte es sein, links. Tut mir leid, Jack, ich bin mir einfach nicht sicher.“
„Kein Problem, wir haben einen vollen Tank, und es ist noch früh am Tag. Nur keine Hektik.“
Nachdem er links abgebogen war, ging es immer weiter bergauf, an Feldern vorbei, auf denen das Getreide hüfthoch stand, und dann in den schattigen grünen Tunnel des Walds. Ganz oben öffnete sich vor ihren Augen eine völlig neue Welt.
„Ja, das ist es. Als wir hier oben ankamen, war Baileys Auto beinahe hinüber. Ich glaube, das hier gehört schon zum Staatswald. Sie war von der Aussicht total geblendet. Wir haben dann eine von diesen kleinen Straßen genommen, die durch den Wald führen.“
„Du machst das sehr gut. Welche sollen wir ausprobieren?“
„An dieser Stelle kannst du genauso gut entscheiden wie ich.“ Sie fühlte sich dumm und hilflos. „Es sieht jetzt ganz anders aus. Die Bäume sind voller Blätter. Damals trugen sie nur einen leichten grünen Schleier.“
„Dann versuchen wir es mal mit der hier“, beschloss er.
Zehn Minuten später mussten sie sich eingestehen, dass sie sich verfahren hatten, nach weiteren zehn Minuten fanden sie eine Hauptstraße. Sie fuhren durch einen kleinen Ort, an den M.J. sich nicht erinnern konnte, und dann wieder zurück.
Nach etwa einer Stunde spürte M.J., wie ihre Geduld nachließ. „Wie kannst du nur so ruhig bleiben?“, fragte sie. „Ich wette, wir haben jede einzelne Straße innerhalb von fünfzig Meilen ausprobiert. Jede Straße, jeden Weg oder Kuhpfad. Ich drehe noch durch.“
„Geduld ist das Wichtigste bei meiner Arbeit. Habe ich dir je erzählt, wie ich Big Bill
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