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Der gefangene Stern

Der gefangene Stern

Titel: Der gefangene Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Danach fühlte sie sich fast wieder menschlich. Nackt tappte sie ins Schlafzimmer, um Graces Kleiderschrank zu durchwühlen. Zumindest auf dem Land trug Grace am liebsten schlichte Kleider. M.J. schlüpfte in ein blau-weiß kariertes kurzärmliges Hemd und Baumwollshorts, die ein wenig ausbeulten. Außerdem waren sie ihr etwas zu kurz, da ihre Beine einige Zentimeter länger waren als die von Grace.
    Gerade wollte sie das Handtuch auf den Boden werfen, als ihr einfiel, wie Grace darauf reagieren würde. Also ging sie zurück ins Badezimmer und hängte es sorgfältig auf. Danach machte sie sich barfuß und mit nassem Haar auf die Suche nach Jack.
    „Ich habe nicht nur schon mal ohne dich angefangen“, verkündete sie, als sie ihn in der Küche entdeckte, „sondern auch ohne dich aufgehört. Du bist ziemlich langsam, Dakota.“
    Er betrachtete gerade mit gerunzelter Stirn ein Konservenglas. „Ich habe nur das hier gefunden …“ Als er hochsah, brach er überrascht ab.
    Sie war nicht schön. Aber sie war umwerfend. Dieses scharf geschnittene, aufregende Gesicht und die endlos langen Beine in den winzigen Shorts. Lässig hatte sie die Daumen in die Hosentaschen gehakt und lächelte ein wenig überheblich. Ihr Haar war dunkel und nass und ringelte sich über den Ohren.
    Ihm lief das Wasser im Mund zusammen.
    „Das hast du allein aber gut hinbekommen, Herzchen.“
    „Ist nicht sonderlich schwierig in Graces schickem Badezimmer. Warte, bis du an der Reihe bist.“ Eine angenehme Hitze breitete sich in M.J.s Körper aus. „Ich weiß nicht, warum du mich so ansiehst, Jack. Du hast mich bereits nackt gesehen.“
    „Klar. Aber vielleicht habe ich eine Schwäche für langbeinige Frauen in kurzen Hosen. Hast du dir auch Unterwäsche von ihr ausgeliehen?“
    „Nein. Es gibt Dinge, die nicht einmal enge Freundinnen miteinander teilen. Männer und Unterwäsche stehen ganz oben auf der Liste.“
    „In diesem Fall …“
    Sie schlug ihm spielerisch gegen die Brust. „Das glaube ich kaum, Kumpel. Du duftest im Moment nicht gerade nach Rosen. Und davon abgesehen, habe ich Hunger.“
    „Kaum geduscht, wird die Dame pingelig.“ Als er sich mit der Hand übers Kinn strich, beschloss er, sein Rasierzeug aus dem Kofferraum zu holen. „Hier gibt’s nicht viel zu holen. Sie hat teures französisches Blubberwasser in ihrem Kühlschrank und noch teureren französischen Wein in der Speisekammer. Außerdem Kräcker in Dosen und Pasta im Glas. Und ich habe eine Tomatenpaste gefunden, aus der man vermutlich Spaghettisoße herstellen könnte.“
    „Soll das heißen, dass einer von uns kochen muss?“
    „Ich fürchte, ja.“
    Sie musterten einander volle zehn Sekunden lang.
    „Gut“, entschied er. „Wir werfen eine Münze.“
    „Na schön. Kopf und du kochst“, rief sie, während sie nach einer Münze kramte. „Bei Zahl koche ich. Aber was auch dabei herauskommt, ich schätze, hinterher brauchen wir beide einen Magenbitter.“ Sie warf die Münze in die Luft. „Zahl, verflucht! Gibt es hier nicht irgendwas anderes? Irgendwas, was wir direkt aus dem Glas oder der Dose essen können?“
    „Du kochst.“ Er hielt ihr das Glas hin. „Und hier sind Fischeier.“
    „Magst du Kaviar nicht?“
    „Brat mir eine Forelle, und ich finde es wunderbar. Aber warum zum Geier sollte ich Eier essen, die irgendein Fisch gelegt hat?“ Schwungvoll warf er ihr das andere Glas zu. „Bitte, bedien dich. Ich mache mich frisch, während du etwas aus dieser Tomatenpaste zauberst.“
    „Wird dir vermutlich nicht schmecken“, verkündete sie düster, holte aber schon eine Pfanne aus dem Schrank.
    Dreißig Minuten später spazierte er zurück in die Küche. Er hatte das nasse Haar zurückgekämmt und sich rasiert. Der Pfanne entströmte gar kein so unangenehmer Duft. Durch die offene Küchentür sah er, wie M.J. auf der Terrasse gerade einen dick mit Kaviar beladenen Kräcker in den Mund steckte.
    „Gar nicht schlecht“, sagte sie, als sie ihn entdeckte. „Man muss nur so tun, als wäre es was anderes, und dann alles mit dem hier runterspülen.“ Schulterzuckend trank sie einen Schluck Champagner. „Grace steht auf dieses Zeug. War schon immer so. So ist sie eben aufgewachsen.“
    „Die Umgebung kann einen Menschen schon ziemlich verbiegen.“ Er ließ sich von M.J. einen Kräcker in den Mund stecken, schnappte sich dann ihr Glas und trank einen großen Schluck. „Ich hätte gern einen Hot Dog und ein leckeres Bier.“
    Sie seufzte

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