Der Gefangene von Zhamanak
ausgewachsenes, kräftiges und erfahrenes Mannsbild wie Sie schockiert habe!«
»In Botswana, bei meinem Volk, wo ich aufgewachsen bin«, sagte Mjipa pikiert, »verwenden Damen solche Wörter nicht. Aber bei euch Amerikanerinnen scheint das offensichtlich anders zu sein.«
»Na schön, dann nenne ich es eben Beiwohnung oder Geschlechtsverkehr oder Koitus, wenn Sie das glücklicher macht. Nun, jedenfalls scheinen sich diese Leute gewisse Gedanken bezüglich der Unterscheidung zwischen Arten und Varietäten gemacht zu haben. Ich fürchte nur …«
Die Riegel quietschten, und die Tür ging auf. Zwei kahlrasierte Zhamanakianer, verstärkt von mehreren bewaffneten Gardisten, traten zaghaft in den Raum. Der eine warf ein aufgerolltes Strohbett auf den Fußboden, der andere Mjipas Segeltuchtasche. Dann gingen sie rückwärts wieder hinaus, den Blick ängstlich auf Mjipa geheftet, schlugen die Tür zu und verriegelten sie wieder.
»Entschuldigen Sie mich!« bat Mjipa, kniete sich hin und öffnete seine Tasche. Nachdem er rasch mit erprobten Händen den Inhalt untersucht hatte, stand er wieder auf und fluchte: »Diese gottverdammten Eingeborenen! Sie haben mir jedes Stückchen Metall abgenommen, aber auch wirklich jedes! Alles, wovon sie glauben, dass ich es dazu benutzen könnte, um hier rauszukommen. Sogar meinen Rasierapparat haben sie mir weggenommen!« Mjipa stopfte sich wütend seine Pfeife, wollte sie anzünden und hielt inne. »Stört es Sie, wenn ich rauche?«
»Absolut nicht.« Mjipa steckte die Pfeife an und blies eine gewaltige Rauchwolke in das Zimmer. »Dann werden Sie sich wohl einen Bart wachsen lassen müssen«, bemerkte Alicia mit einem Lächeln.
»Das Dumme daran ist, mein Bartwuchs ist fast so spärlich wie der der Krishnaner. Es sieht also ziemlich jämmerlich aus.«
»Bei mir haben sie das gleiche getan. Ich kann mir nicht mal mehr meine Sachen flicken, weil sie mir mein Nähzeug nicht lassen wollten. Haben Sie denn wenigstens noch Ihre Langlebigkeitspillen? Meine sind fast alle.«
»Ja, hier sind meine LPs, Bákh sei Dank! Jetzt werden wir wenigstens nicht alt und sterben schon mit siebzig wie unsere armen Vorfahren. Aber um auf diese verrückte Idee von Khorosh zurückzukommen …«
»Gucken Sie mich nicht mit so lüsternen Blicken an, Percy! Das mag ich nicht. Ich habe weder die Pille noch sonst irgendwelche Verhütungsmittel mitgenommen, weil ich wusste, dass ich, solange ich allein unter den Krishnanern wäre, keine Angst vor einer Schwangerschaft haben musste, selbst wenn man mich vergewaltigt hätte. Gott sei Dank ist das bisher noch nicht passiert.«
»Sie meinen, weil Sie von Krishnanern nicht befruchtet werden können. Da muss ich Ihnen von Fergus Reiths interplanetarischer Romanze erzählen; da ging es nämlich genau um diesen Punkt.«
»Und ich werde ganz sicher nicht das Kind eines Fremden austragen«, fügte sie hinzu, »nur um die Neugier irgendeines Tropen-Radschas zu befriedigen.«
»Also, bitte, Miss Dyckman – Doktor Dyckman, sollte ich wohl sagen …«
»Sie dürfen gern Alicia sagen, oder ›Lish‹, das ist kürzer.«
»Also gut, Alicia, wenn Sie darauf bestehen. Ich versichere Ihnen, dass ich keinerlei derartige Absichten hatte. Das soll keine Herabsetzung sein, verstehen Sie! Es ist nur so, dass ich versuche, nach meinen eigenen Maßstäben von Sitte und Moral zu leben.«
»Prima für Sie! Aber wie sollen wir sonst hier rauskommen?«
»Wir sollten etwas leiser sprechen, wenn wir über Flucht reden.«
»Ach, das ist nicht nötig. Ich habe an diesen Burschen sämtliche mir bekannten terranischen Sprachen ausprobiert, und keiner scheint auch nur ein Wort von irgendeiner davon zu kennen. Aber wenn Sie anfangen, an der Tür herumzufummeln oder die Eisenstäbe draußen durchzusägen, dann können sie uns durch die Gucklöcher da oben sehen.«
»Ist denn ständig einer da oben auf Beobachtungsposten? Guckt Khorosh selbst auch?«
Sie zuckte die Achseln. »Das weiß ich nicht. Aber als ich anfing, mich hier unten ein bisschen umzusehen, ob es nicht vielleicht eine Möglichkeit gäbe, sich nach draußen durchzugehen oder so was, da kamen sie mir sofort auf die Schliche. Zur Strafe musste ich einen Tag ohne Essen und Trinken auskommen.«
»Drecksäcke!« knurrte Mjipa zwischen den Zähnen. Dann entrollte er missmutig sein Strohbett und breitete es auf der gegenüberliegenden Seite von Alicias Bett auf dem Fußboden aus. »Wir brauchten so eine Art Einsatzkommando aus
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