Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
Kehle wieder aufwachen. Was schlägst du vor?«
    »Ihn bei uns zu behalten, solange wie es geht, und ihn dann zu töten.«
    »Was für eine blutrünstige kleine Dame! Tut mir leid, aber ich habe ihm mein Ehrenwort gegeben.«
    »Du mit deinem anachronistischen Blödsinn! Immerhin ist es unser Leben, das du mit deiner lächerlichen Ehrpusseligkeit aufs Spiel setzt! Und das, wo wir gerade erst mit Mühe und Not abgehauen sind! Du bist kindisch und dumm!«
    »Du redest wie meine Frau. Darf ich dich daran erinnern, mein liebes Mädel, dass ich ohne diese meine Lächerliche Ehrpusseligkeit‹ gar nicht erst nach Zhamanak aufgebrochen wäre, um dich zu retten?«
    Mjipa umfasste die schlanke Taille des Heshvavu mit beiden Händen, stemmte ihn hoch und ließ ihn in den Schmutz fallen. »Lebt wohl, Eure Superiorität – nein, das wirst du nicht tun, Alicia!«
    Das Mädchen hatte Mjipas Wehrgehenk umhängen. Der Tragriemen lief zwischen ihren Brüsten hindurch. Als sie sich anschickte, das Schwert herauszuziehen, fiel Mjipa ihr in den Arm. Dann zog er ihr das Wehrgehenk über den Kopf und hängte es sich selbst um. »Und jetzt komm!«
    Der Heshvavu, der ihrer Auseinandersetzung nicht hatte folgen können, wich mit angstverzerrtem Gesicht zurück. Als er sah, dass er nun doch nicht getötet werden sollte und die Ayas sich entfernten, wandte er sich um und machte sich auf den langen Fußmarsch zurück zu seiner Hauptstadt.
    Mjipa und seine Gefährtin hatten die Ackerflächen rings um die Stadt bereits hinter sich gelassen und kamen jetzt in den Tropenwald mit seinen roten und goldenen und smaragdfarbenen und purpurnen Stämmen. Eine weitere Stunde lang bewegten sie sich abwechselnd im Schritt, Trab und kurzen Galopp voran, wie es ein Langstreckenreiter tut, der sein Reittier möglichst schonen möchte. Dann zügelte Mjipa seinen Aya, drehte sich im Sattel um und legte einen Finger auf die Lippen.
    »Jemand folgt uns im Galopp. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so rasch eine Verfolgung organisieren können …«
    »Das hast du deiner eigenen Blödheit zuzuschreiben, weil du den Tyrannen nicht umgebracht hast, als du noch die Möglichkeit dazu hattest. Du und deine Skrupel!«
    »Absolut nicht. Sie wären auf jeden Fall wenig später als wir in Mejvorosh losgeritten, ob wir nun Khorosh laufengelassen hätten oder nicht. Und jetzt sei still! Ich bin dein Genörgel leid. Galopp!«
    Sie sprengten weiter, während Roqir sich dem Horizont näherte und die Schatten länger wurden. Als Mjipa nach einer Weile erneut anhielt, sagte er: »Ich kann den Hufschlag noch immer hören. Klingt wie ein einzelner Reiter. Am besten, wir verstecken uns zwischen den Bäumen und lassen ihn vorbeireiten.«
    Sie fanden ein dichtes Waldstück und lenkten die Ayas zwischen die roten und grünen und violetten Stämme, deren Farben jetzt, da sich der Tag seinem Ende entgegenneigte, zu verblassen begannen. Der Hufschlag wurde lauter. Wenig später tauchte ein Aya unten auf dem Pfad auf, in trommelndem Galopp. Der Reiter hing weit nach vorn über den Hals des Tieres gebeugt. Als er vorbeisprengte, stieß Mjipa plötzlich einen wahrhaften Stentorschrei aus:
    »Minyev! Heda! Ho! Minyev!«
    Der Reiter wandte sich im Sattel und brachte seinen Aya jäh zum Stehen. Das Tier war völlig verausgabt; seine Flanken bebten, und es ließ ermattet den Kopf hängen. Mjipa trabte zwischen den Bäumen hervor und rief: »Bei der Nase des Tyazan, was im Namen aller neunundfünfzig Höllen treibst du denn hier? Alicia, das ist mein Faktotum, Minyev aus Kalwm. Minyev, das ist die terranische Frau, von der ich dir erzählt habe, Meisterin Dyckman. Doch nun sag mir, was du hier machst. Ich dachte, ihr wärt alle zurück nach Kalwm gegangen.«
    »Mein Herr«, sagte Minyev, »ich habe die anderen zurückgeschickt, mit Lohn und Nahrung für die Reise. Ich jedoch blieb da, in der Hoffnung, dass Ihr irgendwie Mittel und Wege fändet zu entrinnen. Und siehe da! Meine Hoffnung trog mich nicht. Die Kunde verbreitete sich sofort in Mejvorosh; also sattelte ich meinen Aya und brach auf, Euch zu folgen, bevor sie mich der Mitwisserschaft an Eurem Verrat gegen den Heshvavu zeihen und in Gewahrsam nehmen konnten.«
    »Aber warum bist du nur dageblieben?«
    »Weil ich Euch weiter dienen wollte, ’s ist klar wie Phaighosts Auge, dass die Terraner eine immer bedeutsamere Rolle in der Zukunft meiner Welt spielen werden. Daher kann es für einen Mann von Ehrgeiz nur von Nutzen sein, sie und ihre

Weitere Kostenlose Bücher