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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Nachmittag auf, ein gutes Stück abseits vom Weg. Alicia holte ihr Nähzeug heraus und begann die Risse an dem Hemd, das die Wärter ihr so unsanft ausgezogen hatten, zu flicken und die Knöpfe anzunähen.
    Plötzlich hob Mjipa den Kopf. »Was ist bloß mit den Ayas los?« Die Tiere hielten die Ohren aufgerichtet, blähten die Nüstern und verhielten sich unruhig.
    Aus den Tiefen des Waldes kam ein Geräusch, wie wenn ein großer Körper sich durch das Unterholz bewegte. Die Ayas begannen sich aufzubäumen und wie wild an ihren Leinen zu zerren.
    »Irgendwas kommt da«, sagte Mjipa. »Vielleicht ein Yeki. Leg dein Handarbeitszeug weg, Lish!« Mjipa sprang auf die Füße, hob seine Scheide auf und zog sein Schwert heraus.
    Hinter ihm murmelte Minyev: »Herr, ich sch-sterbe vor Angst!«
    Das Geräusch kam näher. Die Ayas rissen mit aller Kraft an ihren Halteleinen. Plötzlich sah Mjipa, wie sich etwas durch das Gesträuch bewegte; im gleichen Moment sah er ein Stück grün und braungelb gestreifte Haut schimmern.
    »Ein Shan!« kreischte Minyev und stob davon. Sekunden später waren seine trommelnden Schritte verklungen.
    Mjipa zog einen Ast aus dem Feuer und schwenkte ihn hin und her, um sein glühendes Ende zur Flamme anzufachen. Alicia kroch schutzsuchend hinter ihn. Mjipa fauchte über seine Schulter: »Verdammt, Frau, halt dich doch nicht an meinen Armen fest!«
    In dem Moment tauchte ein Kopf zwischen den Zweigen auf, etwa so groß wie der eines Pferdes, aber von der Form eines Krokodilkopfes. Dahinter erschien ein langer Hals, gefolgt vom mächtigen Rumpf der Kreatur. Ein Terraner hätte sie als eine überdimensionale sechsbeinige Eidechse beschrieben, wenn auf Krishna die Säugetiere so scharf von den Reptilien zu trennen gewesen wären wie auf der Erde.
    Der Shan hatte es auf die Ayas abgesehen, die jetzt wilder denn je zuvor an ihren Leinen rissen. Mjipa sprang mit einem Satz zwischen den nahenden Shan und die Reittiere. Er drosch mit der lodernden Fackel nach dem Shan, der den mit scharfen Fangzähnen bewehrten Kopf auf dem langen Hals zurückbog, um ihn dann urplötzlich vorschnellen zu lassen. Die messerscharfen Zähne schnappten Zentimeter vor Mjipas Gesicht mit einem hässlichen Klack! zusammen. Bevor der Shan seinen Kopf wieder zurückziehen konnte, zog Mjipa ihm eins mit der Klinge über die Schnauze. Blaugrünes Blut quoll aus der klaffenden Schnittwunde. Mit einem fürchterlichen Brüllen bog der Shan den langen Hals wieder zurück, stampfte ein, zwei Schritte vorwärts und griff erneut an.
    Mjipa stieß den brennenden Span mitten in den gähnenden Schlund der Bestie. Die Kinnladen schnappten zu; der Ast wurde Mjipa aus der Hand gerissen, als das Tier den Kopf mit einem heftigen Ruck zurückzog. Es stieß einen erstickten Schmerzschrei aus und schüttelte wie wild den Kopf hin und her, besaß aber nicht die Intelligenz, das Maul zu öffnen und den Stock fallenzulassen. Grunzend und brüllend wich es zurück, wendete auf seinen sechs Beinen und stampfte davon, immer noch wütend den Kopf mit dem Ast im Maul hin und her werfend.
    Mjipa atmete tief auf. Alicia setzte sich an einen Baum, lehnte sich zurück und sagte: »Wenn das so weitergeht, bin ich bald eine alte Frau, trotz deiner LPs. Warum bist du stehen geblieben und hast dich dem Biest gestellt? Wir hätten doch wegrennen können wie Minyev, und das Vieh hätte nur die Ayas gefressen und sich wieder davongetrollt.«
    »Damit wir zu Fuß hätten weitergehen können? Mit Khoroshs lustiger Jagdpartie im Nacken? Nein, danke! Warum bist du eigentlich nicht mit ihm abgehauen? So schnell wie der gerannt ist, müsste er schon fast in Kalwm sein.«
    »Ich weiß es auch nicht. Ich glaube, ich wollte mir ganz einfach bestätigen, dass ich auch nicht weniger mutig bin als ein Mann. Ob das Biest zurückkommt?«
    »Möglich. Ich glaube, wir satteln besser auf und reiten weiter, falls wir Minyev finden können.«
    »Geschähe dem Feigling recht, wenn wir wegritten und ihn hier zurückließen.«
    »Ach, komm!« sagte Mjipa. »Du darfst nicht so unnachsichtig gegenüber diesen Eingeborenen sein. Manche von ihnen sind wirklich mutig; aber ich habe Minyev ja auch nicht als Kämpfer angeheuert. Der Bursche ist ehrlich und tüchtig, und du darfst nicht gleich alle Tugenden auf einmal erwarten.«
    »Aber du bist es doch, der ewig über die ›Eingeborenen‹ herzieht wie ein altmodischer terranischer Imperialist.«
    »Ich mache mir bloß keine Illusionen um sie, das

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